Der Mensch ist ein visuelles Wesen, weshalb gutes Sehen und gesunde Augen sehr wichtig sind. Umwelteinflüsse, Erkrankungen und Genetik können das Sinnesorgan jedoch beeinträchtigen. In diesem Wissen am HV erfahren Sie, welche Tipps Sie Ihren Kunden zu Problemen wie Trockenheit, Gerstenkorn und mehr in der Beratung mitgeben können.
Trockenes Auge: Wie wird es behandelt?

Kunden suchen bei Beschwerden in Zusammenhang mit einem trockenen Auge, welches auch als Sicca-Syndrom bezeichnet wird, häufig die Apotheke auf.
Es handelt sich um eine akute Reizung des Auges, die durch einen Mangel an Tränen verursacht wird. Dies kann entweder an einer verminderten Tränenbildung oder an einem erhöhten Verlust von Tränenflüssigkeit liegen. Das Auge wird dann empfindlicher gegenüber Umweltreizen, die letztendlich die typischen Symptome auslösen können.
Trockenes Auge: Ursachen sind multifaktoriell
Das Sicca-Syndrom kann als komplexe, entzündliche Erkrankung beschrieben werden, die aufgrund verschiedener Ursachen entstehen kann. Häufige Auslöser sind
- Umweltreize (z. B. Wind, Rauch, Staub, trockene Heizungsluft, Klimaanlagen),
- Nebenwirkungen von Medikamenten (z. B. Diuretika, Hormonpräparate, einige Antidepressiva),
- Erkrankungen (z. B. Diabetes Typ 2, Autoimmunerkrankungen, Allergien),
- hormonelle Veränderungen (z. B. Schwangerschaft),
- höheres Lebensalter,
- Augenerkrankungen (z. B. Lidfehlstellungen, Sjögren-Syndrom) sowie
- ein Mangel an Vitamin A, Proteinen oder bestimmten Fettsäuren.
Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für ein trockenes Auge immer dann, wenn zu selten (nicht mehr als drei- bis viermal pro Minute) geblinzelt wird. Dies fördert die Verdunstung des Tränenfilms, was auf Dauer Reizungen begünstigt. Vor allem lange Bildschirmarbeit und ausgiebiges, konzentriertes Lesen führen häufig zu einer geringen Blinzelfrequenz.
Typische Symptome bei Sicca-Syndrom
Im Beratungsgespräch in der Apotheke beschreiben Kunden häufig Symptome, die auf eine Reizung oder Entzündung im Bereich der Augen zurückgehen. Neben
- Brennen,
- Juckreiz,
- Trockenheit,
- Rötung und
- einem Fremdkörpergefühl
können außerdem eine erhöhte Lichtempfindlichkeit, vermehrtes Augentränen und Schmerzen vorkommen.
Treten die Beschwerden bereits am Morgen auf und variieren je nach Jahreszeit und Außentemperatur, liegt dem trockenen Auge häufig eine Störung der wässrigen Phase der Tränenflüssigkeit zugrunde.
Entstehen die Beschwerden erst im Laufe des Tages und tränt das Auge vermehrt, ist die Ursache häufig ein gestörter Lipidanteil. Zu wenig Lipide führen dazu, dass der Tränenfilm nicht ausreichend stabilisiert wird, weshalb es zu einem erhöhten Tränenverlust kommt. Außerdem können beide Ursachen in Kombination auftreten.
Gut zu wissen: Wann bei trockenem Auge zum Arzt?
Tritt das trockene Auge regelmäßig auf oder bessert sich trotz Selbstmedikation innerhalb von 24 Stunden nicht, sollten die Kunden zur Ursachenabklärung immer an einen Augenarzt verwiesen werden.
Auslöser wie bakterielle oder virale Infektionen oder andere zugrundeliegende Augenerkrankungen können so rechtzeitig identifiziert und entsprechend behandelt werden. Kommen neben den beschriebenen Symptomen zusätzlich Nachtblindheit, starke Lichtempfindlichkeit, ein trockener Mund, starke Kopfschmerzen, Fieber oder Sehstörungen vor, sollte immer ein Augenarzt aufgesucht werden.
Dies gilt auch, wenn ein Kontakt mit Chemikalien vorausgegangen ist oder ein Fremdkörper im Auge vermutet wird.
Selbstmedikation bei trockenem Auge: Tränenersatzflüssigkeit
Der Bundesverband der Augenärzte Deutschlands e.V. empfiehlt als Mittel der ersten Wahl Tränenersatzstoffe. Durch die künstlichen Tränen verringert sich die Reibung beim Blinzeln, weshalb die Beschwerden eines trockenen Auges meist innerhalb kurzer Zeit verschwinden. Je nach Schweregrad kann zwischen Tropfen, Sprays, Gelen oder Salben ausgewählt werden.
Je höher die Viskosität, desto länger verbleibt das Produkt im Auge. Salben und Gele können deshalb kurzzeitig das Sehvermögen beeinträchtigen, weshalb sie optimalerweise am Abend angewendet werden. Augentropfen sollten ca. vier- bis fünfmal täglich in den Bindehautsack getropft werden. Sind die Augen bereits stark gereizt, sind konservierungsmittelfreie Produkte zu bevorzugen.
Häufig werden zusätzlich Dexpanthenol zur Wundheilungsförderung kleinerer Verletzungen oder Vitamin A in Form von Retinolpalmitat bei verstärkter Lichtscheuheit kombiniert oder als Monosubstanz eingesetzt. Auch Osmoprotektiva wie Ectoin und Trehalose kommen in einigen Tränenersatzpräparaten vor.
Zu den Inhaltsstoffen in Tränenersatzflüssigkeiten gehören
- Hyaluronsäure (z. B. HYLO COMOD®, HYLO-VISION® Sine, Visiodoron Malva® Intense Augentropfen),
- Carbomer (z. B. Artelac® NighttimeGel, Siccapos® Gel),
- Polyvinylalkohole, PVA (z. B. Siccaprotect® + Dexpanthenol),
- Hydroxypropyl-Guar (z. B. Systane®),
- Polyvinylpyrrolidon, PVP (z. B. Lac®-Ophtal® MP sine),
- Cellulosederivate wie Hypromellose (z. B. Berberil® Dry Eye),
- Dexpanthenol (z. B. Corneregel®, Bepanthen® Augentropfen + Dexpanthenol),
- Retinolpalmitat (z. B. HYLO NIGHT® Augensalbe, AEON Repair® + Hyaluronsäure, Vit-A-Vision® Augensalbe + Dexpanthenol),
- Trehalose (z. B. Artelac® Augenschutzengel + Hyaluronsäure + Dexpanthenol, Thealoz® Duo + Hyaluronsäure) und
- Ectoin (z. B. HYLO DUAL® Augentropfen + Hyaluronsäure, Artelac® Augenbesänftiger + Hyaluronsäure).
Gut zu wissen: Sind künstliche Tränen auch für Kontaktlinsenträger geeignet?
PTA sollten Kontaktlinsenträger darauf hinweisen, dass die Linsen in der Regel vor der Anwendung von Augentropfen entfernt werden sollten. Einige Inhaltsstoffe können zu Verklebungen führen oder die Kontaktlinsenoberfläche schädigen.
Nach dem Eintropfen sollten die Linsen frühestens nach fünfzehn Minuten wieder eingesetzt werden. Einige Produkte, insbesondere die konservierungsmittelfreien, dürfen auch bei eingesetzten Kontaktlinsen angewendet werden.
Bei starken Symptomen sollten die Betroffenen auf das Tragen verzichten und zeitweise auf eine Brille umsteigen. So werden zusätzliche Reizungen vermieden.
Trockenes Auge: Lipide fördern Verdunstungsschutz
Um den Tränenfilm zu stabilisieren und um den Lidrand zu pflegen, können ergänzend Produkte mit Lipiden verwendet werden. Sie werden teilweise als Monosubstanzen oder in Kombination mit Tränenersatzflüssigkeit angeboten.
Empfehlenswert sind semifluorierte Alkane (z. B. 1-(Perfluorhexyl)octan in Evotears®), Phospholipide (z. B. TEARS AGAIN®, VisuEVO® + Vitamin A), Triglyceride (z. B. Artelac® Complete + Carbomer und Hyaluronsäure) oder Vaseline (z. B. Xailin® Night).
Lipide können sehr gut als Augensprays angewendet werden, indem das Produkt auf das geschlossene Auge aufgesprüht wird. Die enthaltenen Inhaltsstoffe verteilen sich mit jedem Lidschlag auf der Augenoberfläche und beugen einer erhöhten Verdunstung von Tränenflüssigkeit vor.
Beratungstipp: Trockenem Auge vorbeugen
Um trockene Augen im Alltag zu vermeiden, sollte der Körper mit ausreichend Flüssigkeit, Vitaminen und Nährstoffen versorgt werden. Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Vitamine A und E sowie auf Proteine und gesunde Fette gelegt werden.
In einigen Fällen und je nach Beschwerdebild können auch spezielle Nahrungsergänzungsmittel für die Augengesundheit (z. B. Orthomol Vision, CentroVision®) empfohlen werden.
Trockene Außenluft kann mit einem Vernebler angefeuchtet werden, außerdem sollte man Zugluft beispielsweise durch die Klimaanlage im Auto vermeiden oder sich dieser nur kurzzeitig aussetzen.
Auch übermäßige UV-Strahlung kann vor allem gegen Abend ein trockenes und gereiztes Auge begünstigen, weshalb an heißen Tagen Sonnenbrille und Kopfbedeckung sinnvoll sind. Kurzfristig werden kühlende Augenmasken als wohltuend empfunden und sind deshalb empfehlenswert.
Intensive Bildschirmarbeit sollte regelmäßig unterbrochen werden. Kontaktlinsenträger sollten die Linsen im Alltag regelmäßig entfernen und im Wechsel auf eine Brille zurückgreifen. So lässt sich Symptomen eines trockenen Auges vorbeugen. Literatur:
Lennecke, Hagen, Selbstmedikation für die Kitteltasche, Leitlinien zur pharmazeutischen Beratung, 7. Auflage, 2021, Deutscher Apotheker Verlag
https://augeninfo.de/leit/leit11.pdf