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Bei Mangel: Wann und wie viel Eisen einnehmen?

Frau hält Eisenkapsel zwischen zwei Fingern
Eine Eiseneinnahme nur alle zwei Tage kann Nebenwirkungen verringern. | Bild: PhotoHunter / AdobeStock

Bauchschmerzen, Übelkeit, Verstopfung oder ein metallischer Geschmack. Orale Eisenpräparate zählen nicht zu den bestverträglichen Supplementen, weshalb so mancher Anwender die Präparate ungern oder sogar seltener einnimmt, als sinnvoll wäre.

Gleichzeitig ist bekannt, dass die Eiseneinnahme in den darauffolgenden 24 Stunden zu einer Erhöhung der Hepcidin-Serumkonzentration führt. Dieses Peptidhormon wiederum reduziert die Eisenresorption aus dem Gastrointestinaltrakt, sodass bei erneuter Einnahme eines Eisenpräparates in diesem Zeitraum ein prozentual geringerer Eisenanteil aufgenommen und ein größerer ausgeschieden wird. Daher wird diskutiert, ob eine sich abwechselnde (alternierende) Einnahme möglicherweise sogar effektiver als eine tägliche sein könnte. 

Leitlinie empfiehlt Eisenaufnahme alle zwei Tage

Weiterhin kann der nicht resorbierte Anteil des Eisens zu den eingangs erwähnten gastrointestinalen Nebenwirkungen beitragen. Die S1-Leitlinie Eisenmangelanämie rät daher bei leichtem oder mäßigem Eisenmangel zu einer Einnahme von Supplementen an jedem zweiten Tag. Lediglich bei schwerem Eisenmangel rät sie zur täglichen Einnahme. Diese Empfehlungen bestätigten auch eine jüngst veröffentlichte Studie.

In dieser ging ein schweizerisches Forschungsteam der Frage nach, ob die alternierende Einnahme tatsächlich die Verträglichkeit der Eisensupplemente verbessert und dabei der Eisenspeicher ebenso gut oder sogar besser als bei täglicher Anwendung aufgefüllt werden kann. 

Zwar seien sie nicht die Ersten, die diese Fragen erforschen, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Arbeit, jedoch hätten sie bei einer vor Studienbeginn durchgeführten Literaturrecherche nur kleine Studien, die kurze Zeiträume untersuchten, identifiziert. Verblindete Studien hätten sie hingegen nicht finden können.

Studie prüfte Nebenwirkungen bei zweitäglicher Eiseneinnahme

Diese Lücke wollten sie daher mit einer randomisierten, doppelblinden Studie schließen. Im Zuge dieser werteten die Studienautoren Daten von 150 jungen, gesunden Frauen mit einem Ausgangs-Serum-Ferritin-Wert ≤ 30 μg/l aus. Bei Ferritin handelt es sich um einen Proteinkomplex, der der Eisenspeicherung dient. Der Normbereich für Frauen im Alter zwischen 16 und 60 Jahren liegt bei 22 bis 112 µg/l. 

Die Hälfte der Probandinnen nahm über 90 Tage hinweg täglich 100 mg Eisen (als FeSO4) oral ein, gefolgt von 90 Tagen, an denen ein Placebo eingenommen wurde. Die anderen 75 Frauen nahmen das Eisenpräparat und das Placebo täglich wechselnd über 180 Tage hinweg ein. 

Die insgesamt eingenommene Eisenmenge war also in beiden Kohorten identisch. Alle Frauen waren angehalten, täglich digital zu protokollieren, ob sie das für den Tag vorgesehene Präparat eingenommen hatten und ob sie Nebenwirkungen bei sich beobachteten. 

Als primäre Studienergebnisse wurden der Serum-Ferritin-Wert sowie das Auftreten von unerwünschten Wirkungen ausgewertet. Eines der sekundären Ergebnisse stellte das Auftreten von Eisenmangel nach drei bzw. sechs Monaten dar.

Mindestens zweitägliche Einnahme reduziert Eisenmangel

Nach drei Monaten war der Serum-Ferritin-Wert der Gruppe, die täglich Eisen und somit zu diesem Zeitpunkt bereits alle Eisenkapseln eingenommen hatte, bei 43,8 μg/l. In der Gruppe mit der alternierenden Anwendung, die zu diesem Zeitpunkt je die Hälfte der Eisen- und der Placebokapseln eingenommen hatte, lag der Wert bei 31,3 μg/l. 

Nach sechs Monaten betrugen die Werte in den beiden Gruppen 27,0 bzw. 44,8 μg/l. Die Kohorte mit der kontinuierlichen Einnahme hatte zu diesem Zeitpunkt bereits seit drei Monaten nur noch Placebokapseln eingenommen.

Während zu Studienbeginn in beiden Kohorten jede zweite Teilnehmerin einen Eisenmangel aufwies, wurde ein solcher nach drei Monaten bei 5,5 bzw. 4,3 % und nach sechs Monaten bei 11,4 bzw. 3,0 % der Teilnehmerinnen festgestellt.

Weniger Nebenwirkungen bei zweitäglicher Eiseneinnahme 

Um die Häufigkeit von Nebenwirkungen in beiden Gruppen zu vergleichen, ermittelten die Forschenden jeweils deren longitudinale Prävalenz (LP). Hierfür wurde die Anzahl der dokumentierten Nebenwirkungen (Nevent) durch die Gesamtzahl der getätigten Dokumentationen (Nobservation) geteilt und das Ergebnis als Prozentangabe ausgedrückt.

Über den gesamten Zeitraum von sechs Monaten lag die LP von Nebenwirkungen in der Kohorte mit kontinuierlicher Einnahme bei 6 %, in der Kohorte mit alternierender Einnahme betrug sie 5 %. Bauchschmerzen traten bei alternierender Einnahme signifikant seltener auf als bei durchgehender. 

Wurden ausschließlich solche Tage ausgewertet, an denen tatsächlich Eisen eingenommen wurde, betrug das Verhältnis der LP aus den Gruppen mit kontinuierlicher vs. mit alternierender Einnahme 1,56 (95 % CI: 1.38, 1.77; P < 0.0001).

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die alternierende Anwendung von Eisen im Vergleich zur Anwendung an aufeinanderfolgenden Tagen nicht zu einem höheren Serum-Ferritin-Wert führte, aber nach 6 Monaten eine Verringerung des Eisenmangels bewirkte und weniger gastrointestinale Nebenwirkungen auslöste“, fassen die Autoren ihre Ergebnisse zusammen.

Alternierende Eiseneinnahme bei leichtem Mangel

Auf kurze Sicht gesehen ist die alternierende Eiseneinnahme also nicht effektiver und Personen, die einen akuten, schweren Eisenmangel ausgleichen müssen, sind mit einer täglichen Einnahme besser beraten. 

Allerdings ist die alternierende Einnahme mit einer besseren Verträglichkeit verbunden. Wer also einen niedrigen Eisenspeicher auffüllen oder längerfristig einer ernährungs- oder krankheitsbedingten Neigung zu Eisenmangel gegensteuert, für den oder die scheint die alternierende Einnahme eine gute Alternative zu sein – ebenso für Patienten, die stark unter gastrointestinalen Nebenwirkungen leiden und die Therapie andernfalls abbrechen würden.

Regelmäßige Kontrolle der Eisenwerte ratsam

In jedem Fall ist eine regelmäßige Kontrolle der Eisenwerte ratsam, denn nicht nur zu wenig, auch zu viel Eisen ist nicht förderlich. So ist bereits seit 2008 auf der Homepage des Bundesinstitutes für Risikobewertung zu lesen: „Bei Erwachsenen kann es durch die langfristige Einnahme von eisenhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln (in hohen Dosen) zu einer chronischen Eisenüberversorgung kommen. Nach derzeitigem Kenntnisstand kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine hohe Eisenzufuhr bzw. hohe Eisenspeicher aufgrund von unkontrollierter und langfristiger Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Eisen u. a. das Risiko für Herz- oder Krebserkrankungen erhöht.“

Neuere Studien scheinen den hier postulierten Zusammenhang zwischen hohen Eisenwerten und verschiedenen chronischen Erkrankungen, insbesondere Diabetes, zu bestätigen.