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PTAheute-Pinnwand KW 48/2023: Malaria, Cannabis und telefonische Krankmeldung

PTAheute-Pinnwand KW 48/2023
Bilder: contentdealer, Stockfotos-MG, grooveriderz, Jamrooferpix / AdobeStock, Montage: PTAheute

Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.

Telefonische Krankschreibung bald wieder möglich?

Patienten sollen sich bei leichteren Erkrankungen künftig generell telefonisch von ihrer Arztpraxis krankschreiben lassen können. Der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken will am 7. Dezember über eine Änderung der entsprechenden Arbeitsunfähigkeits-Richtlinie entscheiden.  

Anders als sonst bei entsprechenden Richtlinien üblich sollen die Versicherten die Möglichkeit sofort nach Beschluss nutzen können, wie eine Sprecherin des Bundesausschusses informiert. Geplant sei „ein sogenanntes rückwirkendes Inkrafttreten“, also mit dem Beschlusstag.  

Mit dem geplanten Schritt wäre die telefonische Krankschreibung dann dauerhaft verankert. Die telefonische Krankschreibung soll Arztpraxen entlasten und die Infektionsgefahr in den Wartezimmern senken. Quelle: dpa / mia 

Insulin glulisin in gefälschten Ozempic-Pens nachgewiesen

Seit einigen Wochen warnen Behörden vor der Anwendung von gefälschten Ozempic®-Pens. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hatte bereits Anfang November bestätigt, dass sich in den Fälschungen Insulin statt Semaglutid befindet. Das BfArM berief sich dabei auf Ergebnisse des deutschen amtlichen Untersuchungslabors Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Karlsruhe.

Bereits zu Beginn der Analysen habe der Verdacht beim CVUA nahegelegen, dass es sich bei den Fälschungen um umetikettierte Insulinpens handeln könnte. Der Grund war die optische Ähnlichkeit zum Insulinpen Apidra®-Solostar. In diesem ist das rekombinante Humaninsulinanalogon Insulin glulisin enthalten. Dieses verfügt laut Fachinformation „im Vergleich zu humanem Normalinsulin über einen schnelleren Wirkungseintritt und eine kürzere Wirkdauer“. 

Das CVUA Karlsruhe erklärt dazu: „Schnell wirkende Insuline können eine akute Unterzuckerung verursachen. Bei starker Fehldosierung kann es zu einem lebensbedrohlichen Koma kommen, da dem Körper kein Zucker mehr für den Zellstoffwechsel zur Verfügung steht.“

Das CVUA Karlsruhe betont nun, wie zuvor andere Behörden: „Die Verwendung von gefälschten Ozempic®-Pens kann für Patientinnen und Patienten lebensbedrohlich sein. Daher dürfen nur Produkte verwendet werden, die auf Rezept über legale Vertriebswege bezogen wurden. Bei Verdacht auf gefälschte Ozempic®-Pens wenden Sie sich bitte unbedingt an eine Apotheke.“ Quelle: daz.online  

Chargenrückruf von Dexaflam injekt 4 mg

Die Firma Zentiva Pharma GmbH ruft alle im Markt befindlichen Packungen des Arzneimittels Dexaflam injekt (Dexamethason) 4 mg, 3x1 ml, 30x1 ml, 100x1 ml, 500x1 ml und 1000x1 ml Injektionslösung (PZN 02410854, 02410860, 02410877, 02410883 und 02410908) zurück. Betroffen sind die folgenden Chargen:  

Ch.-B.: 2R00221A, 2R00221C, 2R01522A, 2R01522C, 2R01522D, 2R01522E, 2R02765A, 2R02765C, 2R02765D, 3R00063A, 3R00063C, 3R00063D, 3R00063E, 3R00063F, 3R01419A, 3R01419C, 3R01419D, 3R01419E  

Apotheken sollen ihre Lagerbestände überprüfen und die Packungen über den pharmazeutischen Großhandel zurückschicken. Quelle: AMK 

Cannabis: Nachjustierungen zur geplanten Legalisierung

Die künftigen Regeln für den Besitz und Konsum von Cannabis werden nach Angaben der Grünen weniger streng ausfallen als bisher geplant. Im Eigenanbau soll die erlaubte Menge nach Angaben der Grünen-Gesundheitspolitikerin Kirsten Kappert-Gonther von 25 auf 50 Gramm getrocknetes Cannabis verdoppelt werden. Die Tabuzone für den Cannabis-Konsum rund um Kitas, Spielplätze oder Schulen wird von 200 auf 100 Meter verkleinert.  

Ihren Angaben zufolge werden auch die vorgesehenen Strafvorschriften entschärft, sodass bei geringfügiger Überschreitung der Besitzgrenzen nicht gleich die Strafbarkeitskeule drohe. Ursprünglich war Strafbarkeit bei einer Menge von mehr als 25 Gramm geplant. Nun sollen im öffentlichen Raum Mengen zwischen 25 und 30 Gramm Cannabis und im privaten Bereich zwischen 50 und 60 Gramm als Ordnungswidrigkeit behandelt werden. Erst darüber wird der Besitz strafbar.  

Auch die möglichen Bußgelder sollen aus Verhältnismäßigkeitsgründen, wie es heißt, von maximal 100.000 auf maximal 30.000 Euro gesenkt werden. Einen THC-Grenzwert für den Straßenverkehr sollen Experten des Bundesverkehrsministeriums bis Ende März vorschlagen. Quelle: dpa / mia 

WHO: Klimawandel und Resistenzen behindern Kampf gegen Malaria

Die Zahl der weltweiten Malariafälle ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Seit 2017 gibt es keine Fortschritte im Bemühen, Malaria zurückzudrängen, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schreibt. 2022 waren es nach Schätzungen 249 Millionen Fälle, verglichen mit 233 Millionen im Jahr vor der Pandemie, 2019. Die Zahl der Todesfälle stieg von 576.000 auf 608.000. In den Pandemiejahren waren Schätzungen schwierig.  

Nicht nur die Pandemie hat weitere Fortschritte behindert, berichtet die WHO. Auch der Klimawandel sei eine Herausforderung. Zum einen breiteten sich Mücken mit steigenden Temperaturen in Gebieten aus, etwa im Hochland in Afrika, wo sie bislang nicht vorkamen. Zum anderen böten Katastrophen wie Überschwemmungen mit anschließend stehendem Wasser neue Brutstätten. Ein anderes Problem ist laut WHO, dass Moskitos gegen manche Insektenschutzmittel und Parasiten gegen Anti-Malaria-Medikamente resistent werden.  

Rund 94 Prozent aller Fälle wurden 2022 in Afrika registriert. Den größten Zuwachs verzeichnete aber Pakistan. Schuld waren unter anderem die verheerenden Überschwemmungen im Sommer 2022, die neue Brutstätten für Moskitos boten. Die Zahl der Fälle sei fünfmal so hoch gewesen wie sonst in der Region zu der Zeit. Quelle: dpa / mia 

Riechstörungen: Warnsignal oder Nebenwirkung?

Ein Lavendelstrauch, eine Rosenblüte oder ein frisch gebackenes Brot – Gerüche sind eng mit unseren Erinnerungen verbunden und können positive Gefühle hervorrufen. 

Leider kann das Riechvermögen durch zahlreiche Faktoren eingeschränkt sein, zum Beispiel auch als Nebenwirkung einer Arzneimitteltherapie. Welche Arzneistoffe betroffen und welche Inhalte im Beratungsgespräch wichtig sind, können Sie bei daz.online nachlesen.

Infektion mit besonderer Grippe-Variante in Großbritannien

In Großbritannien ist eine Infektion mit einem speziellen Schweinegrippe-Virus nachgewiesen worden. Eine Ansteckung mit dieser H1N2-Variante sei zuvor noch nie im Land erfasst worden, teilt die britische Gesundheitsbehörde (UKHSA) mit. Der Erreger unterscheidet sich demnach etwas von dem anderer Fälle bei Menschen in jüngster Zeit, ähnelt aber den Viren in britischen Schweinen.  

Der Erreger vom Typ Influenza A(H1N2)v sei im Rahmen einer Routine-Überwachung per PCR-Test in einem einzelnen Fall entdeckt worden, hieß es in der Mitteilung. Die betroffene Person sei wegen Atemwegsbeschwerden getestet worden, habe einen milden Krankheitsverlauf gehabt und sei inzwischen wieder vollkommen genesen. Die Ansteckungsquelle war zunächst nicht bekannt.  

Die Schweinegrippe ist als virale Atemwegserkrankung bei Schweinen sehr verbreitet, bedeutsam sind vor allem die Subtypen H1N1, H1N2, H3N2 und H3N1. Mitunter kommt es zu Ansteckungen bei Menschen, die in der Regel harmlos verlaufen. Sie bergen aber das Risiko, dass sich das Virus zu einem gefährlicheren, von Mensch zu Mensch übertragbaren Erreger wandelt. Quelle: dpa / mia 

Bundesamt: Entenfleisch häufig mit Keimen belastet

Bei Kontrollen von Entenfleisch in Deutschland sind in einem hohen Anteil der Proben Keime gefunden worden, die etwa Durchfall auslösen können. Die Nachweisrate für Campylobacter auf frischer Ente sei mit rund 61 Prozent im vergangenen Jahr deutlich höher gewesen als auf frischem Hähnchenfleisch (46 Prozent) und Putenfleisch (rund 11 Prozent). Das geht aus einem Bericht des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hervor.  

Es handelt sich um Bakterien aus dem Verdauungstrakt von Tieren, die bei der Schlachtung auf das Fleisch gelangen können. Campylobacter gilt als häufigster bakterieller Durchfall-Erreger hierzulande. „Bitte nicht rosa essen, sondern nur gut durchgegart verzehren“, sagt Andrea Luger, Abteilungsleiterin Lebensmittelsicherheit des BVL. Bei der Zubereitung müsse auf strenge Küchenhygiene geachtet werden, wie generell bei Geflügel. Quelle: dpa / mia 

Fortbildung zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Die Bundesapothekerkammer hat ein neues Fortbildungscurriculum „Klima, Umwelt und Gesundheit“ entwickelt. Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer: „Der Klimawandel hat direkte und indirekte Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Bei jeder Arzneimittelherstellung und -anwendung können zudem schädliche Stoffe in die Umwelt gelangen. Unsere Fortbildung soll die Apothekenteams dafür sensibilisieren und ihnen das Rüstzeug mitgeben, damit sie ihre Patientinnen und Patienten dazu kompetent informieren und beraten können.“

Die modulare Fortbildung wurde jüngst von der Mitgliederversammlung der Bundesapothekerkammer verabschiedet und kann in Zukunft von den Apothekerkammern der Länder angeboten werden.

Die Fortbildung gliedert sich in drei Module und umfasst zehn Fortbildungsstunden. Inhalte sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit, die Möglichkeiten, in der Apotheke möglichst nachhaltig und ressourcensparend zu arbeiten, sowie das Zusammenspiel zwischen Arzneimitteln und Umwelt. Quelle: ABDA