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Metastasierung bei Hautkrebs bremsen

Ärztin untersucht Frau auf Hautkrebs am Rücken
Können bestimmte Arzneimittel die Ausbreitung von Tumorzellen verhindern? | Bild: Andrey Popov / AdobeStock

Auch wenn sich manche Tumorerkrankungen mittlerweile gut therapieren lassen, so gelingt es derzeit nicht, den Prozess der Metastasierung medikamentös wesentlich zu beeinflussen. Auch beim malignen Melanom (bösartiger Tumor) der Haut, umgangssprachlich auch „schwarzer Hautkrebs“ genannt, der häufig und früh Metastasen bildet und über Blut und Lymphe streut, fehlen Wirkstoffe, die die Metastasierung bremsen. 

Ein Forscherteam der Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Wien möchte dies ändern. Das Forscherteam will Wirkstoffe identifizieren, die direkt dort ansetzen sollen, wo die Metastasen entstehen, nämlich direkt in den Melanomzellen. Sie haben ihre Forschung dazu nun im wissenschaftlichen Journal „PNAS“„Invasion-Block and S-MARVEL: A high-content screening and image analysis platform identifies ATM kinase as a modulator of melanoma invasion and metastasis“  veröffentlicht.

Zur Erinnerung: Was versteht man unter Metastasierung?

Krebs entsteht, wenn abnorme Zellen beginnen, unkontrolliert zu wachsen, und über die Organgrenzen hinaus in benachbarte Körperregionen eindringen und/oder sich auf andere Organe ausbreiten. Die Ausbreitung auf andere Organe (Verschleppung von Tumorzellen und Bildung von Tochtergeschwülsten) wird auch als Metastasierung bezeichnet. Dabei wird unterschieden zwischen Lymphknotenmetastasen in der Tumorregion und Fernmetastasen in anderen Organen.

Metastasierung über Invadopodien 

Die Wissenschaftler um Wolfgang Weninger haben den komplexen und mehrstufigen Prozess der Metastasierung analysiert. Eine Schlüsselfunktion spielen sogenannte Invadopodien (= Membranausstülpungen), die die Tumorzelle bildet und es ihr erleichtert, zu migrieren und in anderen Geweben zu überleben. Wichtig für diesen Prozess ist F-Aktin, ein Protein.

ATM als therapeutisches Ziel?

Genau an dieser Stelle sollen potenzielle Arzneimittel ansetzen. Und vielleicht gibt es sogar bereits zugelassene Wirkstoffe, die genau dies tun – nur man weiß es nicht, weil sie in einer anderen Indikation eingesetzt werden. 

Aus diesem Grund haben die Wiener Wissenschaftler 3.840 von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA bereits zugelassene Wirkstoffe auf ihre „Fähigkeit, den Invadopodien sowie F-Aktin quasi das Handwerk zu legen“ gescreent, heißt es in einer Mitteilung der Medizinischen Universität Wien. Tatsächlich sind die Wissenschaftler fündig geworden: Sie identifizierten „Kinase-Inhibitoren als vielversprechende Therapeutika“, da Kinase-Inhibitoren wichtige „Signalwege blockieren können, um z. B. das übermäßige Wachstum von Krebszellen einzudämmen“, teilt die MedUni Wien mit. 

Konkret geht es um die Serin-Proteinkinase ATM („Ataxia Telangiectasia Mutated“). Wurde die Melanomzelle daran gehindert, ATM zu exprimieren, reduzierte dies eine spontane Lymphknotenmetastasierung in vivo. „Unsere Studie deutet darauf hin, dass ATM ein wirksames therapeutisches Ziel für die Behandlung der Ausbreitung von Melanomzellen bei Patienten sein könnte“, schreiben die Wiener Wissenschaftler.