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Apokix-Umfrage: Lieferengpässe: meist Rx-Arzneimittel betroffen

PTA steht vor der Schublade und sucht nach Arzneimittel
Lieferengpässe von Arzneimitteln sind weiterhin Dauerthema in den Apotheken. | Bild: bnenin / AdobeStock

Lieferengpässe prägen den Apothekenalltag und es gibt kaum Hoffnung, dass sich das so bald ändern wird. Das geht aus der jüngsten Apokix-Umfrage hervor, die sich um die Lieferengpässe drehte. Rund 150 Apothekenleitungen nahmen daran im Januar teil.

Demnach gehen zwei Drittel der Befragten „überhaupt nicht“ davon aus, dass sich die Lieferengpassproblematik in den kommenden Monaten entspannen wird, 27 Prozent gehen davon „eher nicht“ aus. Nur sechs Prozent waren in der Frage optimistisch. Dabei sagen 98 Prozent, dass sie regelmäßig mit kurzfristigen und unerwarteten Lieferengpässen zu tun haben.

Gut zu wissen: Apokix-Stimmungsbarometer

Seit dem Jahr 2011 bietet Apokix ein Stimmungsbarometer für die wirtschaftliche  Entwicklung im deutschen Apothekenmarkt an. Monatlich werden Apotheken dazu befragt, wie sich die aktuelle Geschäftslage entwickelt und welche Erwartungen sie an die zukünftige Geschäftslage haben.  

In monatlich wechselnden Zusatzfragen werden zudem aktuelle Themen beleuchtet wie beispielsweise Retaxation, OTC-Preise oder Fragen rund um Lieferengpässe.  

Weitere Informationen finden Sie unter www.apokix.de.

Häufig rezeptpflichtige Arzneimittel betroffen

Die meisten Fälle betreffen laut Umfrage Rx-Mittel. 62 Prozent der Apothekenleitungen haben in den vergangenen drei Monaten hierbei Lieferengpässe erlebt. Bei OTC waren es nur zwölf Prozent.

Am stärksten mangelte es an Diabetes-Mitteln. 77 Prozent der Befragten sagten, dass es zahlreiche Lieferengpässe gegeben hätte, die nicht ausgeglichen werden konnten 15 Prozent gaben an, dass sie die Lieferengpässe ausgleichen konnten.

Auch bei Antibiotika für Kinder ist die Lage dramatisch. Hier konnten 73 Prozent der Befragten die Lieferengpässe nicht ausgleichen, 22 Prozent hingegen sagten, die Engpässe waren ausgleichbar.

Nicht sehr viel besser war laut Umfrage die Situation bei Psychopharmaka/Antidepressiva und Antibiotika für Erwachsene. 62 Prozent beziehungsweise 45 Prozent kämpften hier mit Lieferengpässen, die sie nicht ausgleichen konnten. Bei den Psychopharmaka/Antidepressiva konnten 34 Prozent die Engpässe jedoch ausgleichen, bei den Antibiotika für Erwachsene 52 Prozent.

Aber auch bei zahlreichen anderen Arzneimittelgruppen klagten die Apotheken über Lieferengpässe, die sich nicht ausgleichen konnten. Dazu zählen

  • Cholesterinsenker (23 Prozent),
  • Blutdruckmittel/-senker (19 Prozent),
  • Magensäureblocker (18 Prozent),
  • Arzneimittel zur Behandlung von Alzheimer, Demenz (18 Prozent),
  • Immunglobulinpräparate (17 Prozent) sowie
  • Arzneimittel zur Behandlung von Krebserkrankungen (15 Prozent) und viele mehr.

Lieferengpässe: Mehr unzufriedene Kunden und Retaxationen

Da überrascht es nicht, dass 99 Prozent der Befragten sagen, dass sie hierbei einen erheblichen Mehraufwand haben. Ein Drittel stimmt sogar voll und ganz der Aussage zu, dass Kunden wegen der Lieferengpässe unzufrieden sind und dies auch am Apothekenteam auslassen 30 Prozent stimmen dem eher zu.

Die Hälfte der Apothekenleitungen gibt in diesem Zusammenhang an, dass die Lieferengpässe und der damit verbundene Arzneimittelaustausch auch zu Retaxationen führt. 17 Prozent stimmten der Aussage voll und ganz zu und 37 Prozent stimmten ihr eher zu.

Rezepturen gegen Lieferengpässe reichen nicht aus

Rezepturen bzw. Defekturen sind dabei kaum eine adäquate Antwort auf die Lieferengpässe. Nur sieben Prozent der Apotheken gaben an, dass man auf diese Weise im eigenen Labor den Engpässen begegnen würde. Sechs Prozent stimmten der Aussage voll und ganz zu, dies wäre für sie wirtschaftlich attraktiv, 81 Prozent stimmten überhaupt nicht zu.

Dringlichkeitsliste nicht praktikabel

Um den Austausch bei Kinderarzneimitteln zu erleichtern, wurden mit dem Pflegestudiumstärkungsgesetz seit Mitte Dezember auch neue Regelungen über eine Dringlichkeitsliste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) möglich. 

Die ABDA hatte dies schon früh als „absolut unpraktikabel“ bezeichnet. Das zeigt auch die Umfrage: Nur sieben Prozent der Befragten gaben an, die Dringlichkeitsliste sei eher praktikabel. 60 Prozent stimmten dem überhaupt nicht zu, 33 Prozent stimmten dem eher nicht zu.

Arzneimittellieferengpassgesetz nicht ausreichend

Bezüglich des im Juli verabschiedeten Lieferengpassgesetzes (ALBVVG) hegen die Apotheken wenig Hoffnung. Nur ein Prozent gab an, dass das Gesetz bereits Wirkung zeige und die Lieferengpässe spürbar abgenommen hätten, acht Prozent sagten, es wirke noch nicht, werde dies aber mittel- oder langfristig tun. Demgegenüber sagten 78 Prozent, es wirke noch nicht und werde auch in Zukunft nichts an der Situation ändern.

Warum das so ist, auch das wurde erfragt: So stimmten 98 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass die Maßnahmen des ALBVVG nicht ausreichen würden. 97 Prozent meinten, das ALBVVG könne nur ein erster Schritt gewesen sein. Das ALBVVG werde nur nicht richtig umgesetzt, dem stimmten nur 28 Prozent zu. 

Auch bei der Retax-Frage hat das Gesetz laut Apothekenleitungen versagt: Nur 14 Prozent von ihnen sagten, das Problem habe sich seither merklich entspannt.