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Klopapier oder Wasser: Was ist besser beim Toilettengang?

Frau hält Handbrause und Rolle Klopapier vor einer geöffneten Toilette
Die Studienlage ist nicht eindeutig, ob eine Reinigung mit Wasser oder trockenem Toilettenpapier besser ist. | Bild: marchsirawit / AdobeStock

Wer in Deutschland aufwächst, kennt in der Regel nur eine Art der Toilettenhygiene: Klopapier. Doch auf Reisen erleben viele Urlauber eine Überraschung. In Thailand oder der Türkei hängt plötzlich eine kleine Handbrause neben der Toilette, in Japan beginnt die Keramik-Schüssel auf Knopfdruck zu sprühen – und nicht wenige fragen sich, was sie damit anfangen sollen.  

Tatsächlich sind Bidetduschen und Dusch-WCs in zahlreichen Ländern längst die Norm. Sie gelten als hygienischer und umweltfreundlicher als das trockene Wischen mit Papier. Welche Wahl ist aus wissenschaftlicher und ärztlicher Sicht besser?

Toilettenpapier allein nicht gründlich genug

Toilettenpapier in seiner heutigen perforierten Form auf einer Rolle wird in westlichen Ländern seit dem späten 19. Jahrhundert als Standard für die Reinigung nach dem Toilettengang genutzt. 

Vor allem in den USA, Kanada, Großbritannien, Australien, Skandinavien und eben in Deutschland wird mehrheitlich auf Toilettenpapier gesetzt, 134 Rollen pro Jahr soll der durchschnittliche Bundesbürger verbrauchen. 

Für Rose George nicht die beste Methode: Für ihr Buch „The Big Necessity: Adventures In The World Of Human Waste“ beschäftigte sich die britische Autorin mit unterschiedlichsten Aspekten menschlicher Ausscheidungen und ist seither überzeugt, dass Toilettenpapier diese zwar entfernt, aber nicht vollständig. Insgesamt sei die Wasserreinigung effektiver: Man würde sich ja auch nicht mit einem trockenen Handtuch duschen, so ihr Fazit.

Auch Studien zeigen, dass Klopapier nicht unbedingt die gründlichste Methode ist – zumindest nicht allein. So ergab etwa eine 2021 im Fachblatt „Journal of Water & Health“ veröffentlichte Studie, dass die Kombination aus Toilettenpapier und Dusch-WC die mikrobielle Verunreinigung der Hände nach dem Stuhlgang im Vergleich zur alleinigen Nutzung von Papier deutlich reduziert.

Gut zu wissen: Was ist ein Dusch-WC?

Ein Dusch-WC – auch Washlet genannt – ist eine Toilette mit einer integrierten Wasserdüse im Sitzbereich, die nach dem Toilettengang einen warmen Wasserstrahl zur Reinigung des Intimbereichs verwendet. Sie ist besonders in Japan und Südkorea verbreitet. 

In vielen Ländern Süd- und Südostasiens sowie des Nahen Ostens und Nordafrika sind hingegen Bidethandbrausen, auch als Bumguns bekannt, neben der Toilette die Norm. 

Und in Italien, Portugal, Spanien, Frankreich sowie einigen südamerikanischen Ländern ist es üblich, ein Bidet zusätzlich zur Toilette für die Wasserreinigung zu haben.

Toilettenpapier: Aggressives Wischen kann zu Verletzungen führen

Zu rigoroses Hantieren mit trockenem Klopapier könne schmerzhafte Folgen haben, meint Autorin George außerdem. Hautarzt Silas Soemantri bestätigt: „Es stimmt, dass aggressives Wischen mit trockenem Toilettenpapier zu mikrotraumatischen Verletzungen führen kann, die Analfissuren begünstigen und Hämorrhoiden verschlimmern können.“ 

Die mechanische Reizung könne kleine Risse in der empfindlichen Haut verursachen, was wiederum Entzündungen begünstige, so Soemantri, der Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) ist.

Bidet: Studienlage über Vorteil uneins

Wissenschaftliche Studien speziell zum Thema Bidet zeichnen ein widersprüchliches Bild. So kamen verschiedene Analysen zu dem Schluss, dass die Warmwasserdüsen von Bidets und ähnlichen Vorrichtungen eine breite Palette von Bakterien enthalten können. Andere beschreiben hingegen, dass Wasser Krankheitserreger im Intimbereich gründlicher entferne.

2021 warnte wiederum ein Artikel im „Journal of the Anus, Rectum and Colon“ davor, dass übermäßiger Bidet-Gebrauch zu Juckreiz im Analbereich und Stuhlinkontinenz führen könne. Ebenso wurde vereinzelt über vermehrte Vaginalinfektionen berichtet.

Andere Studien legten nahe, dass die Wasserreinigung speziell für Menschen mit Hämorrhoiden vorteilhaft sein könnte – zumindest, wenn der Wasserstrahl nicht zu stark sei. 

Bei Analbeschwerden besser mit Wasser reinigen

Auch Hautarzt Soemantri rät Personen, die zu Hämorrhoiden oder anderen Analbeschwerden neigen, auf eine schonende Reinigung zu achten. „Aus dermatologischer Sicht bietet die Wasserreinigung in der Regel die gründlichste und hautschonendste Möglichkeit, den Intimbereich zu säubern, da sie Reizungen durch mechanische Einwirkung minimiert.“

Dabei sollte das Wasser lauwarm und der Wasserdruck moderat eingestellt sein, um Irritationen zu vermeiden. Feuchtes Toilettenpapier stelle die zweite Wahl dar und könne eine akzeptable Alternative sein, sofern es unparfümiert und sanft formuliert sei. 

Soemantri betont: „Normales trockenes Toilettenpapier sollte nur in Situationen ohne andere Möglichkeit verwendet werden, da es die Haut durch die Reibung reizt und zu wunden Hautirritationen führen kann.“ Quelle: dpa / mia