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Mouth-Taping: potenziell gefährlicher Trend

Promis und Influencer versorgen ihre Fans und Follower gern mit Tipps für ein glücklicheres, erfüllteres und gesünderes Leben. Manchmal sind diese Ratschläge hilfreich, manchmal skurril – und in einigen Fällen auch gefährlich.
In letztere Kategorie könnte der Trend zum sogenannten Mouth-Taping fallen, wie ein kanadisches Forschungsteam herausgefunden hat.
Die vermeintlichen Vorteile des Mouth-Tapings
Sich nachts den Mund mit Klebeband, einem Pflaster oder speziellen Tapes zu verschließen, verhindert die Mundatmung, was angeblich zu einem erholsameren Schlaf und damit zu mehr Konzentration und Leistungsfähigkeit am Tage führt.
Der Grundgedanke: Das erzwungene Atmen durch die Nase soll gegen die weit verbreitete obstruktive Schlafapnoe helfen. Bei dieser erschlafft vor allem in Rückenlage die Schlundmuskulatur, sodass der Zungengrund zurücksinkt und die Atemwege verengt.
Das so entstandene Hindernis kann nicht nur Schnarchen verursachen, sondern auch nächtliche Atemaussetzer, die die Sauerstoffversorgung des Blutes verringern und den Betroffenen mitunter aufwachen lassen. Die Folgen sind Schlafmangel und daraus resultierend eine erhöhte Tagesschläfrigkeit.
Manche Influencer propagieren das Mouth-Taping zudem als wirksames Mittel gegen Mundtrockenheit, Mundgeruch und sogar Gesichtsfalten. Zu den prominenten Vertretern dieser Praxis gehören unter anderem der norwegische Fußballprofi Erling Haaland, die US-Schauspielerin Gwyneth Paltrow und Präsidententochter Ivanka Trump.
-Forscher untersuchen zehn Studien zum Mouth Taping
Kanadische Forscher warnen nun im Fachjournal „Plos One“ vor möglichen negativen Folgen des Mouth-Tapings. Das Team um den Hals-Nasen-Ohren-Mediziner Brian Rotenberg vom London Health Sciences Centre in der Provinz Ontario hat zehn Studien mit insgesamt 213 Teilnehmern ausgewertet und kommt zu folgendem Ergebnis:
„Das Zukleben des Mundes ist eine aktuelle Praxis, die oft von Berühmtheiten beworben wird, aber nicht unbedingt wissenschaftlich untermauert ist. (…) Viele Menschen eignen sich nicht für Mouth-Taping, und in manchen Fällen kann dies zu ernsthaften Gesundheitsgefahren führen.“
Risiken des Mouth-Tapings
Zwar deuteten zwei der zehn analysierten Studien darauf hin, dass das Zukleben des Mundes manchen Menschen mit einer leichten obstruktiven Schlafapnoe etwas helfen könne.
Doch vier der Untersuchungen zeigten Risiken – insbesondere dann, wenn die Nase verstopft sei, zum Beispiel bei chronischem Schnupfen, Heuschnupfen, Entzündungen der Nasennebenhöhlen oder Problemen mit der Nasenscheidewand.
Sei bei einer beeinträchtigten Nasenatmung dann auch der Mundweg versperrt, drohe ernsthafter Sauerstoffmangel. Als weitere Gefahr könne zurückströmender Mageninhalt den Rachenraum nicht durch den Mund verlassen und die Atemwege versperren.
Positive Wirkung des Mouth-Tapings nicht bewiesen
„Insgesamt scheint das Social-Media-Phänomen des Mundzuklebens als Mittel gegen Mundatmung auf schwacher Evidenz zu basieren“, folgert das Team und befürchtet negative Effekte vor allem für solche Anwender, bei denen die Mundatmung die Folge einer behinderten Nasenatmung ist.
Die Anzahl der Studien und ihrer Teilnehmer sei jedoch sehr klein und die Daten damit von geringer Qualität. Um die Auswirkungen des Mouth-Tapings abschließend beurteilen zu können, benötigten die Forscher bessere Studien. Zum jetzigen Zeitpunkt rieten sie Menschen mit schlafbezogenen Atmungsstörungen von dieser Praxis ab. Quelle: dpa