Schlafstörungen
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Wolfsstunde: Wieso wir nachts aufwachen

Frau liegt im Bett und hält die Hände an den Kopf, davor steht ein Wecker mit 3:00 Uhr
Viele Menschen leiden an Schlafproblemen und werden Mitten in der Nacht wach. | Bild: Pormezz / AdobeStock

Etwa 25 Prozent der Deutschen leiden irgendwann in ihrem Leben unter Schlafstörungen. Die einen schlafen schlecht ein, andere wachen nachts häufig auf und finden dann nicht wieder zurück in den Schlaf. Die Ausprägungen von Schlafproblemen sind vielfältig. Es gibt aber Phänomene, die Schlafmediziner häufiger beobachten als andere, unter anderem die sogenannte „Wolfsstunde“.

Aufwachen zwischen 03:00 Uhr und 04:00 Uhr morgens 

Dahinter, dass manche Menschen in der Nacht zwischen 03:00 Uhr und 04:00 Uhr aufwachen, verbirgt sich ein medizinisches Phänomen. Das Aufwachen in dieser Zeit hängt mit dem Hormonspiegel zusammen, genauer gesagt mit dem Zusammenspiel aus Melatonin, Serotonin und Cortisol.

Gut zu wissen: So funktioniert unser Schlaf

Der Schlaf ist ein komplexer physiologischer Prozess, der aus verschiedenen Schlafzyklen besteht, darunter der Non-REM-Schlaf und der REM-Schlaf (Rapid Eye Movement). Diese Zyklen werden mehrmals während der Nacht wiederholt, wobei verschiedene Hormone und neuronale Schaltkreise interagieren, um den Schlaf-Wach-Rhythmus zu steuern. Hier sind einige der wichtigsten hormonellen Aspekte des Schlafes:

Melatonin ist ein Schlafhormon, das von der Zirbeldrüse im Gehirn produziert wird. Die Melatoninproduktion wird normalerweise am Abend und in der Nacht erhöht, um den Körper auf den Schlaf vorzubereiten. Dieser Anstieg des Melatoninspiegels hilft, die Schlaf-Wach-Regulation zu steuern und den Schlaf zu fördern.

Adenosin ist eine Substanz, die sich im Gehirn ansammelt, während wir wach sind, und die Schläfrigkeit fördert. Je länger wir wach sind, desto mehr Adenosin baut sich auf, was schließlich dazu führt, dass wir müde werden. Wenn wir schlafen, sinkt der Adenosinspiegel im Gehirn, was zu einem erholsamen Schlaf führt.

Cortisol ist ein Stresshormon, das von den Nebennieren produziert wird. Normalerweise sollte der Cortisolspiegel am Abend und in der Nacht abnehmen, um den Schlaf zu fördern. Bei Menschen mit Schlafstörungen kann jedoch ein gestörter Cortisolrhythmus zu Schlafproblemen führen.

Das Wachstumshormon Somatotropin wird hauptsächlich während des Tiefschlafs (REM-Schlaf) ausgeschüttet. Es spielt eine Rolle bei der Reparatur und dem Wachstum von Gewebe und Zellen im Körper.

Serotonin ist ein Neurotransmitter, der an der Regulation von Stimmung und Schlaf beteiligt ist. Ein Ungleichgewicht dieses Neurotransmitters kann Schlafprobleme verursachen.

Gegen 03:00 Uhr morgens ist die Körpertemperatur im Schlaf deutlich heruntergefahren und der Melatonin-Spiegel hoch. Gleichzeitig sind der Cortisol- und der Serotonin-Spiegel niedrig. 

Durch diese Konstellation fehlen die Anti-Stress-Wirkung des Cortisols und der stimmungsaufhellende Effekt des Serotonins. Gepaart mit der sehr großen Melatonin-Aktivität gerät so die für guten Schlaf benötigte Hormonbalance durcheinander – und man wacht leichter auf.

Schlafforscher nennen diese Stunde zwischen 03:00 Uhr und 04:00 Uhr nachts „Wolfsstunde“ oder auch „Stunde des Wolfes“. Diese Bezeichnung stammt vermutlich aus dem Altertum und soll die Zeitspanne in der tiefsten Nacht bezeichnen, in der außer den nachtaktiven Wölfen niemand wach ist.

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