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Wie hilft Social Media gegen den Fachkräftemangel?

Keine Apothekenleitung muss Content Creator werden, aber das Team beim Innovationsprozess mitnehmen. | Bild: peopleimages.com

Apotheken in Deutschland stehen vor immensen Herausforderungen: Der Fachkräftemangel, ein stockender Generationswechsel bei den Inhabern und der schleppende digitale Wandel setzen vielen Betrieben zu. Doch viele tun sich schwer, die Potenziale von Social Media und digitaler Sichtbarkeit gezielt zu nutzen – sei es zur Personalgewinnung, zur Kundengewinnung oder um bestehenden Kunden zusätzlichen Mehrwert zu bieten. Im Gespräch mit Nicolas Klose, einem Berater mit Schwerpunkt auf Apothekenkommunikation und strategischem Personalmarketing wird deutlich: Wer den Wandel aktiv gestalten möchte, braucht eine klare digitale Strategie. „Social Media ist kein Selbstzweck“, sagt Klose. „Es geht nicht um Likes, sondern darum, Sichtbarkeit für das zu schaffen, was Apotheken auszeichnet: ihre Beratungsqualität, ihre Werte und ihre Rolle in der lokalen Gesundheitsversorgung.“

Fachkräftemangel als kommunikative Herausforderung

Das vielzitierte Personalproblem sei, so Klose, oft weniger eine Frage fehlender Fachkräfte als eines der Ansprache. „Es gibt viele gute PTA, Apotheker und PKA, die wechselwillig sind. Aber sie müssen abgeholt werden – emotional, fachlich und mit einer klaren Perspektive.“ Viele Apotheken setzen noch immer auf passives Recruiting: Sie inserieren, warten und hoffen. „Doch die besten Leute sind meist in Anstellung. Sie muss man überzeugen – mit einem professionellen Auftritt, der zeigt, warum sich ein Wechsel lohnt.“ 

Social Media kann hier ein zentraler Hebel sein: Als verlängerter HV-Tisch, als digitale Visitenkarte, als Fenster in den Arbeitsalltag. „Was oft fehlt, ist ein systematischer Blick auf Zielgruppen und Kommunikationskanäle“, so Klose. „Welche Art von Bewerbern wollen wir erreichen? Was interessiert diese Personen? Und wie können wir unsere Werte und unsere Arbeitsweise authentisch darstellen?“

Sichtbarkeit entsteht durch Strategie

Die Kernbotschaft: Sichtbarkeit muss geplant sein. „Ein Kommissionierautomat allein ist noch keine Digitalisierung – genauso wenig ist ein Instagram-Account schon eine Strategie“, so Klose. Vielmehr brauche es definierte Ziele, ein konsistentes Storytelling und eine Einbindung des gesamten Teams. „Wenn die Mitarbeiter nicht mitziehen, wenn sie nicht verstehen, wozu die Social-Media-Aktivität gut sein soll, scheitert das Projekt.“ Hier sei Aufklärung gefragt: Was bringt Social Media für den einzelnen Mitarbeitenden, für die Apotheke, für die Kunden? Ein effektiver Social-Media-Auftritt kann nicht nur Bewerber ansprechen, sondern auch Kunden informieren und binden. Apotheken, die ihre Dienstleistungen (z. B. Medikationsanalysen, Impfangebote, Kosmetikberatung) verständlich und ansprechend kommunizieren, schaffen Vertrauen und zeigen Kompetenz. „Dabei geht es nicht um Hochglanzfotos oder virale Tanzvideos, sondern um nahbare Einblicke in den Alltag und konkrete Mehrwerte für die Zielgruppe.“

Digitalisierung als Chance, nicht als Belastung

Neben Social Media rät Klose zu einem grundsätzlichen Blick auf digitale Prozesse: Wie funktioniert das Onboarding neuer Mitarbeiter? Gibt es eine interne Schulungsplattform? Werden wichtige Informationen dokumentiert, systematisiert, zugänglich gemacht? „Viele Apotheken haben eine hohe Fluktuation und

investieren permanent Zeit in die Einarbeitung. Dabei ließen sich viele Abläufe standardisieren, etwa durch Videos, Checklisten oder interne Wikis.“ Auch das Schnittstellenmanagement zwischen Inhaber, Team und externen Partnern wie Ärzten oder Pflegeeinrichtungen birgt Optimierungspotenzial. „Apotheken, die ihre Leistungen klar strukturieren, verständlich darstellen und digital zugänglich machen – etwa durch Infoflyer, Videos oder Online-Buchungsfunktionen – können gezielt neue Zielgruppen ansprechen“, so Klose. „Kooperationen mit Hausarztpraxen, Pflegeeinrichtungen oder Gesundheitsplattformen eröffnen zusätzliche Kanäle, um sichtbar zu werden und als moderner Gesundheitsdienstleister wahrgenommen zu werden.“

Der Kulturwandel braucht Führung

Doch all diese Ansätze greifen nur, wenn die Inhaber bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. „Viele Apotheker sind fachlich exzellent, aber ihnen fehlen unternehmerische Kompetenzen“, sagt Klose. „Führung, Personalentwicklung, Marketing – das haben sie nie gelernt. Aber wer dauerhaft bestehen will, muss sich diese Themen aneignen.“ Dabei gehe es nicht um Perfektion, sondern um Prioritäten.

„Niemand verlangt, dass eine Apothekenleitung zur Content-Creatorin wird. Aber sie muss die strategische Richtung vorgeben, Prozesse initiieren und das Team mitnehmen.“ Gerade jüngere Inhaber, die mit digitalen Medien aufgewachsen sind, brächten hier neue Impulse. „Der Generationswechsel in der Branche ist eine Riesenchance – wenn er genutzt wird.“

Kommunikation ist keine Spielerei

Die Erfahrung zeigt: Apotheken, die systematisch kommunizieren und digitale Werkzeuge strategisch einsetzen, haben einen klaren Wettbewerbsvorteil. „Sie gewinnen bessere Bewerber, binden Kunden langfristiger und positionieren sich erfolgreicher am Markt.“ 

Doch dafür braucht es Mut zur Veränderung. „Wer Social Media nur als Spielerei betrachtet, verspielt Chancen – bei der Personalgewinnung ebenso wie bei der Kundenbindung.“ Es geht nicht darum, den hipsten Auftritt zu haben. Sondern darum, sichtbar zu machen, was Apotheken ausmacht: Nahbarkeit, Kompetenz und Vertrauen.

Im Interview: Nicolas Klose, Klose Consulting GmbH

Nicolas Klose hat sich u. a. auf Arbeitgebermarkenbildung und Digitalisierung spezialisiert. | Bild: Fatih Kocak / Klose Consulting

Nicolas Klose ist Geschäftsführer der Klose Consulting GmbH, die sich auf die Digitalisierung, Mitarbeitergewinnung und Arbeitgebermarkenbildung für Apotheken in der DACH-Region spezialisiert hat. 

Gemeinsam mit seinem Team betreut er über 300 Apotheken und unterstützt diese dabei, ihre Strukturen zu optimieren und sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. 

Klose legt großen Wert auf die Kombination aus Digitalisierung und klar strukturierten Prozessen, um Apotheken effizienter und zukunftsfähiger zu machen.