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Matcha-Tee im Trend: Was steckt im grünen Pulver?

Matcha bedeutet übersetzt schlicht „gemahlener Tee“ und stammt aus Japan, wo er traditionell für Teezeremonien genutzt wird. Das feine Pulver wird aus den Blättern der Teepflanze (Camellia sinensis) hergestellt.
Dafür beschattet man die Teesträucher mehrere Wochen vor der Ernte, was die Bildung von Chlorophyll, Flavonoiden und Aminosäuren fördert und dem Matcha seine intensiv grüne Farbe sowie seinen charakteristisch mild-herben Geschmack verleiht.
Nach der Ernte werden die Blätter gedämpft, getrocknet, von Blattrippen befreit und in Granitsteinmühlen extrem fein zermahlen. Zur Zubereitung wird das Pulver in ca. 70 °C heißem Wasser aufgeschlagen – so gelangt das gesamte Blatt ins Getränk.
Das unterscheidet Matcha grundlegend von herkömmlichem Grüntee, bei dem die Blätter aufgegossen und anschließend entfernt werden.
Was unterscheidet Matcha von klassischem Grüntee?
Obwohl sowohl Matcha als auch klassischer Grüntee aus der gleichen Pflanze stammen, gibt es deutliche Unterschiede in Herstellung und Inhaltsstoffprofil.
Durch die Beschattung bilden die Blätter mehr Chlorophyll, L-Theanin und Koffein sowie Antioxidantien. Zudem konsumiert man beim Matcha das gesamte Blattpulver und nicht nur einen Auszug wie beim Aufguss, was die Aufnahme vieler Inhaltsstoffe potenziell erhöht.
Gut zu wissen: Welche Inhaltsstoffe stecken in Matcha?
Matcha enthält zahlreiche bioaktive Substanzen:
- Catechine: insbesondere Epigallocatechingallat (EGCG), die antioxidative und möglicherweise antientzündliche Effekte zeigen
- L-Theanin: eine Aminosäure, die beruhigend wirken soll und gleichzeitig die Wirkung von Koffein moduliert
- Methylxanthine: Koffein in deutlich höherer Konzentration als in normalem Grüntee
- Chlorophyll, das den hohen Grünanteil bedingt
- diverse Vitamine (z. B. Vitamin C), Mineralstoffe (Kalium, Calcium, Eisen) sowie sekundäre Pflanzenstoffe.
Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass die im Matcha enthaltenen Catechine antioxidative Eigenschaften besitzen und potenziell schützende Effekte auf das Herz-Kreislauf-System ausüben können. Die gesundheitsfördernde Wirkung von Polyphenolen ist in zahlreichen Studien gut belegt.
Vereinzelt wurden in Studien positive Effekte von Matcha auf Blutfette, Blutdruck und Körpergewicht beobachtet, ein potenzieller Einfluss auf Demenz wird ebenfalls untersucht. Die Datenlage bleibt jedoch uneinheitlich.
Dem ebenfalls enthaltenen L-Theanin wird eine stressmindernde und schlaffördernde Wirkung zugeschrieben. Es steigert die Aufmerksamkeit, insbesondere in Kombination mit Koffein. Die zugrunde liegende Studienlage ist jedoch begrenzt und basiert häufig auf tierexperimentellen Modellen, wodurch die Übertragbarkeit auf den Menschen eingeschränkt ist.
Zudem beziehen sich viele Untersuchungen auf Grüntee im Allgemeinen, spezifische Daten zu Matcha sind bislang rar. Entsprechend sind viele gesundheitsbezogene Aussagen zu Matcha in Europa nicht offiziell zugelassen.
Zur Erinnerung: Was sind gesundheitsbezogene Aussagen?
Seit 2007 gilt die sogenannte Health-Claims-Verordnung. Sie legt fest, welche gesundheitsbezogenen Angaben für Lebensmittel zulässig sind.
Demnach dürfen z. B. keine Aussagen zu einem Lebensmittel bzw. Nahrungsergänzungsmittel gemacht werden, die eine arzneiliche Wirkung suggerieren oder eine Krankheitsheilung versprechen.
Als Beispiel wäre folgende Formulierung unzulässig: „Vitamin C – zur Linderung von Erkältungskrankheiten“.
Health Claims zu Matcha kritisch betrachten
Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) dürfen für Grüntee-Catechine keine spezifischen Health Claims (gesundheitsbezogene Aussagen) zur Krankheitsvorbeugung oder Behandlung gemacht werden.
Viele Hersteller bewerben Matcha als „Superfood“ oder schreiben ihm entgiftende, schlankmachende oder krebshemmende Wirkungen zu. Solche Aussagen sind jedoch in der EU nicht zugelassen, da belastbare klinische Belege fehlen. Verbraucherzentralen raten daher zu einer kritischen Bewertung solcher Werbeversprechen.
Ist Matcha gesünder als Kaffee?
Ob Matcha gesundheitlich vorteilhafter ist als Kaffee, lässt sich nicht eindeutig beantworten – beide Getränke enthalten Substanzen, die mit potenziell positiven Effekten in Verbindung gebracht werden.
Während Kaffee vor allem für seinen Gehalt an Chlorogensäuren und seine antioxidativen Eigenschaften bekannt ist, enthält Matcha zusätzlich L-Theanin und eine höhere Konzentration an Catechinen, insbesondere EGCG.
Gut zu wissen: Koffeingehalte im Vergleich
Koffeingehalt im Vergleich zu anderen Getränken
- Matcha (2 g Pulver): ca. 60–80 mg Koffein – ähnlich einer Tasse Espresso
- Grüner Tee (200 ml): ca. 20–40 mg Koffein
- Schwarzer Tee (200 ml): ca. 40–50 mg Koffein
- Kaffee (200 ml Filterkaffee): ca. 80–120 mg Koffein
Gesundheitlich relevante Vorteile lassen sich sowohl für moderaten Kaffeekonsum als auch für Matcha ableiten. Epidemiologische Studien zeigen bei regelmäßigem Kaffeekonsum eine potenziell geringere Rate an Typ-2-Diabetes und Lebererkrankungen.
Matcha hingegen wird vor allem wegen seiner antioxidativen Wirkung und möglichen Effekten auf das Herz-Kreislauf-System sowie die Konzentrationsfähigkeit geschätzt.
Eine gesundheitliche Bewertung hängt weniger vom Getränk selbst als von Menge, Qualität und individuellem Verträglichkeitsprofil ab. Beide können Teil eines ausgewogenen Lebensstils sein – vorausgesetzt, sie werden in moderaten Mengen konsumiert und bei sensiblen Gruppen wie Schwangeren oder Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit Vorsicht eingesetzt.
Nebenwirkungen und Risiken von Matcha
Wie bei anderen koffeinhaltigen Getränken können hohe Mengen Matcha Nervosität, Herzrasen, Schlaflosigkeit oder Magen-Darm-Beschwerden verursachen, wobei Matcha weniger säurehaltig als Kaffee ist und daher besser verträglich sein kann.
Eine besondere Problematik ist der teils hohe Aluminiumgehalt in einigen Matcha-Produkten. Aluminium gelangt hierbei über den Erdboden in die Pflanze. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) können einzelne Proben Werte aufweisen, die bei regelmäßigem Konsum zur Überschreitung der tolerierbaren wöchentlichen Aufnahme führen könnten, insbesondere bei Kindern.
Auch Pestizid- oder Schwermetallbelastungen wurden in Tests gelegentlich festgestellt. Deshalb sollte man auf geprüfte, qualitativ hochwertige Ware achten.
Gut zu wissen: Für wen ist Matcha nicht geeignet?
Nicht geeignet ist Matcha für:
- Kinder und Jugendliche (aufgrund des Koffeingehalts)
- Schwangere und Stillende, die ihren Koffeinkonsum einschränken sollten
- Menschen mit empfindlichem Magen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei denen hohe Koffeinmengen problematisch sein können
- Personen mit Nierenproblemen, da Matcha oxalatreich ist und potenziell das Risiko für Nierensteine erhöhen kann
In Maßen gesund: Matcha als Alternative zu Kaffee
Matcha liefert viele wertvolle Inhaltsstoffe und kann eine abwechslungsreiche Alternative zu Kaffee oder klassischem Grüntee sein. Doch er ist kein Wundermittel und sollte, auch wegen möglicher Schadstoffbelastungen, in Maßen genossen werden.
Empfohlen wird nicht mehr als 2–4 g, das entspricht 3–4 Tassen, pro Tag zu konsumieren. Wer Matcha bewusst und in geprüfter Qualität konsumiert, kann ihn ohne Bedenken in eine ausgewogene Ernährung integrieren. Quellen:
https://www.tee-handelskontorbremen.
de/magazin/alles-ueber-matcha
https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Matcha
https://www.teelexikon.com/matcha-pflanze.php
https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/01_lebensmittel/2017/2017_11_08_PI_Tee.html
https://www.bfr.bund.de/cm/343/hohe-aluminiumgehalte-in-einzelnen-matcha-teeproben.pdf
https://www.apotheken-umschau.de/gesund-bleiben/ernaehrung/matcha-wie-gesund-ist-gruenes-teepulver-1111755.html
https://www.presseportal.de/pm/52678/5929772
https://www.oekotest.de/essen-trinken/Trendgetraenk-Matcha-Warum-man-es-nur-in-Massen-trinken-sollte_15025_1.html
https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/lebensmittel/matcha-tee-wirkung-und-zubereitung-des-trendgetraenks/
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/matcha-gesundheit-im-gruenen-pulver-17797
https://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/technologien/funktionelle_lebensmittel/ue_2017_superfood.htm
https://www.health.harvard.edu/staying-healthy/matcha-a-look-at-possible-health-benefits
https://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/1791
https://www.efsa.europa.eu/de/press/news/180418
https://www.klartext-nahrungsergaenzung.de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/matcha-gesundheit-im-gruenen-pulver-17797
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24861099/
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https://www.youtube.com/watch?v=EZo_ve1JtaY
Smollich, M. (2023): Der Nährstoff-Kompass: Was unser Körper wirklich braucht. Stuttgart:
Thieme, S. 287.
Blaschek, W. (Hrsg.) (2016): Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka. Wissenschaftliche
Verlagsgesellschaft, 6. Auflage, S. 644–646.