Zuckersüßes Beratungswissen
Traubenzucker, Fruchtzucker, Milchzucker, Birkenzucker – wer regelmäßig einen Blick auf die Zutatenliste von Lebensmitteln wirft, merkt schnell, dass es viele Möglichkeiten gibt, Speisen zu versüßen. Wie sich die verschiedenen Zucker- und Süßstoffarten unterscheiden und welche Vor- und Nachteile sie jeweils haben, erfahren Sie in dieser Serie. 
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Honig: Wirkung und pharma­zeutische Verwendung

verschiedene Arten von Honig in Gläsern
Es gibt zahlreiche Arten von Honig. | Bild: Nitr / AdobeStock

Honig ist ein Gaumenschmeichler – er besticht durch seine Süße, seine dickflüssig-cremige Konsistenz und seinen ganz speziellen, aber dennoch überraschend variablen Geschmack.  

Viele Verbraucher halten Honigsüße für gesünder als Zuckersüße, doch die Freude am Genuss dürfte größer sein als der Gesundheitswert. Und für Babys im ersten Lebensjahr ist Honig sowieso tabu.

Die Geschichte des Honigs

Seit der Steinzeit versüßen sich die Menschen ihr Leben mit dem zuckerhaltigen Saft, den Bienen und andere Insekten aus Blütennektar und körpereigenen Ausscheidungen erzeugen.  

Das begehrte Gut war in früheren Zeiten auch deshalb so wertvoll, weil es aufgrund seiner selbstkonservierenden Eigenschaften dauerhaft haltbar war.

In der griechischen Mythologie verdanken die Götter dem Honig ihre Unsterblichkeit. Kein Wunder also, dass man Honig mit vielfältigen Heil- und Gesundheitswirkungen in Verbindung brachte. Sicher staunte man in früheren Jahrhunderten nicht schlecht, wenn ein von Hunger geschwächter Mensch durch die Gabe von Honig spontan wieder fit wurde. Denn der hohe und konzentrierte Zuckergehalt geht unmittelbar ins Blut und versorgt Gehirn und Muskeln mit Energie.

Woraus besteht Honig?

Aus physikalisch-chemischer Sicht ist Honig eine übersättigte Zuckerlösung, die bis zu etwa 85 Prozent aus variablen Anteilen an Fructose und Glucose besteht; die restlichen circa 15 Prozent sind Wasser. Der Fructose-Anteil ist in der Regel etwas höher als der Glucose-Anteil.  

Daneben enthält Honig in geringen Mengen Saccharose, Maltose, Melezitose (ein Dreifachzucker aus zwei Molekülen Glucose und einem Molekül Fructose), weitere Di- und Oligosaccharide sowie Pollen, Mineralstoffe, Proteine, Enzyme, Aminosäuren, Vitamine sowie Farb- und Aromastoffe in Form sekundärer Pflanzenstoffe.

Vorsicht: Honig ist nicht für Säuglinge geeignet!

Heute weiß man, dass Sporen einiger Bakterien, zum Beispiel von Clostridium botulinum, in Honig überleben können. Das ist der Grund für die Empfehlung des Robert Koch-Instituts, Säuglingen unter zwölf Monaten keinen Honig zu geben. Aufgrund der noch nicht voll entwickelten Darmflora von Säuglingen kann es in seltenen Fällen zu einer schweren bakteriellen Infektion kommen, dem gefürchteten Säuglingsbotulismus.

Wundbehandlung mit Honig

Schon in früheren Jahrhunderten behandelte man infizierte Wunden erfolgreich mit einer Honigauflage

Seit 2005 gibt es unter dem Namen „Medihoney“ europaweit zugelassene Medizinprodukte in Form von sterilen Honigabfüllungen, honighaltigen Cremes, Wundgelen und Hydrogelverbänden zur Anwendung auf chronischen und akuten Wunden. Sie versprechen antibakterielle Wirkung und die Tilgung übler Gerüche.

Studien mit klinischer Evidenz gibt es zwar nicht, aber einige wissenschaftliche Erklärungsansätze: Zum einen führt der hohe Zuckeranteil des Honigs dazu, dass den Bakterien lebenswichtiges Wasser entzogen wird. Zum anderen geht man von einer enzymatischen Aktivität aus, bei der keimabtötendes Wasserstoffperoxid freigesetzt wird. 

Die Forschung beschäftigt sich auch mit der möglicherweise antibakteriellen Wirkung weiterer im Honig enthaltener Pflanzenstoffe. Wichtig beim Einsatz von Honig als Wundauflage ist der Hinweis „Keinen normalen Lebensmittel-Honig verwenden, weil dieser nicht keimfrei ist“.

Honig gegen Hals- und Rachenbeschwerden

Tee oder heiße Milch mit normalem Speisehonig gelten als Hausmittel bei erkältungsbedingten Hals- und Rachenbeschwerden sowie Husten.  

Vermutet wird eine milde entzündungshemmende Wirksamkeit von im Honig enthaltenen phenolischen Verbindungen wie Flavonoiden oder Phenolsäuren. Deren Zusammensetzung und damit die angenommene Wirksamkeit hängen jedoch stark von der jeweiligen Pflanzenart und dem Standort des Bienenvolks ab.

Außerdem schaffen auch schon der Tee oder die warme Milch ein Wohlgefühl, indem sie die angegriffenen Schleimhäute befeuchten und spülen, sodass der Anteil des Honigs am Heilungsprozess stark variiert.

Problemstoffe im Honig

Pollen, die üblicherweise zu rund 0,5 Prozent im Honig enthalten sind, gelten als natürlicher Bestandteil des Honigs und nicht als Zutat. Sie können bei Allergikern Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen.  

Manche Honige können außerdem Anteile von krebsauslösenden oder giftigen Pflanzeninhaltsstoffen enthalten. So hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor allem in Rohhonigen aus Süd- und Mittelamerika häufig Pyrrolizidinalkaloide (Schutzstoffe der Pflanze gegen Fressfeinde) gefunden. Es gibt bis heute weder Vorschriften noch Kontrollen für den Gehalt an Pyrrolizidinalkaloiden in Lebensmitteln.

Weiterhin lassen sich Insektizide in vielen Honigen nachweisen. Auch in Bio-Produkten, weil sich der Bienenflug – trotz strenger Öko-Vorschriften im Umkreis von drei Kilometern – nicht auf eine biologisch bebaute Fläche eingrenzen lässt.  

Auch Bienen-Arzneimittel wie beispielsweise Amitraz gegen die gefürchtete Varroamilbe lassen sich im Honig finden.  

Gut zu wissen: Honig – tonnenweise Genuss

Von den 85.100 Tonnen Honig, die in Deutschland 2024 verbraucht wurden, stammten rund 72.600 Tonnen, also 85 Prozent, aus dem Ausland, vor allem aus der Ukraine, Argentinien, Rumänien und Mexiko.  

Preisgünstige südamerikanische Honige kommen in der Regel als Mix verschiedener nicht näher benannter Blütenpflanzen auf den Markt und haben eher einen standardisierten Geschmack.  

Die europäischen Imker werben dagegen mit weitgehend sortenreinen Angeboten und unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Da gibt es liebliche, hell aussehende Honige, die von Akazie, Raps, Klee, oder Löwenzahn stammen. Dunklere, kräftig schmeckende Honige sind charakteristisch für Kastanien und Tannen. Beliebt sind auch die kräuteraromatischen Honige aus Lavendel, Thymian und Rosmarin sowie kräftig-würzige Varianten aus Heide- und Lindenblüten.

Wer gesundheits- und umweltbewusst einkaufen möchte, sollte auf die Herkunft des Honigs achten sowie auf Öko- bzw. Fairtrade-Siegel. Damit erhöht sich die Sicherheit, ein Produkt mit möglichst wenig Schadstoffen zu erwerben.

Flüssiger und fester Honig

Honig ist in Deutschland ein Lebensmittel und unterliegt damit dem Lebensmittelrecht. Es gibt eine deutsche Honigverordnung, die vorschreibt, dass dem Honig nichts hinzugefügt oder entzogen werden darf.  

Ausgenommen davon ist „gefilterter Honig“, bei dem die Pollenanteile entfernt werden dürfen. Durch diesen Prozess bleibt der Honig länger flüssig und lässt sich besser in die beim Verbraucher beliebten Quetschflaschen füllen.

Das Auskristallisieren von Honig ist allerdings ein Qualitätsbeweis: Je mehr Glucose ein Honig enthält, umso leichter bilden sich Kristalle. Ein Honig mit hohem Fructose-Anteil bleibt von Natur aus länger flüssig. Billige ausländische Honige sind häufig gefiltert, weil viele Verbraucher den Anblick von goldenen, klaren Honigprodukten bevorzugen. Ein auskristallisierter Honig kann im Wasserbad wieder verflüssigt werden. Temperaturen über 40 Grad Celsius sollte man jedoch vermeiden, um keine Inhaltsstoffe zu zerstören. Genauso sollte man Honig zum Süßen von Getränken nicht in zu heiße Flüssigkeiten einrühren.

Laut Honigverordnung muss auf allen Honigverpackungen ein Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben werden – auch wenn Honig nachweislich jahre- oder sogar jahrzehntelang haltbar sein kann. Er sollte vor Licht geschützt, kühl und trocken aufbewahrt werden.

Ist Honig gesund?

Zucker und auch Honig waren in früheren Jahrhunderten ein Luxusgut, das sich nur reiche Haushalte leisten konnten. In Zeiten von Mangelernährung war es also kein Wunder, dass man dem knappen und teuren Honig Heilkraft zusprach und sein Verzehr als gesund galt. Denn die geballte Energie einer Portion Honig weckte auf wohlschmeckende Art alle Lebensgeister.  

Heutzutage sind Zucker jeder Art auf unserem Speiseplan allgegenwärtig. Die aktuelle Herausforderung heißt: Zucker einsparen, weniger süß essen!  

Wer sich gesundheitsbewusst ernähren will, sollte laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) täglich weniger als 200 kcal durch Zucker abdecken, also weniger als 50 Gramm Zucker essen. Das entspricht 10 Prozent der Gesamtenergiezufuhr von circa 2.000 kcal pro Tag und ist nicht als Empfehlung zu verstehen, sondern als maximale Obergrenze.  

In den empfohlenen 50 Gramm Zucker pro Tag sollten bereits die den Lebensmitteln zugesetzten Zucker (Zutatenliste lesen) enthalten sein, dazu zählen auch Honig, Sirupe, Dicksäfte, Fruchtsäfte, Smoothies und Ähnliches.

100 Gramm Honig haben circa 300 kcal. Zucker (circa 380 kcal pro 100 Gramm) aus Gesundheitsgründen durch Honig zu ersetzen, ergibt deshalb wenig Sinn – zumal Honig einen höheren Anteil an Fructose besitzt, was heute sehr kritisch gesehen wird. Ein übermäßiger Verzehr an Fructose begünstigt die Entstehung des metabolischen Syndroms.  

Auch die gern gepriesenen Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe sind im Honig nur in winzigen Spuren enthalten und sollten sinnvollerweise durch den Verzehr von Gemüse, Hülsenfrüchte, Früchte und Getreideprodukte aufgenommen werden.

Veganer Honig birgt Nachteile

Hinter „veganem Honig“ verbirgt sich in der Regel Agaven-Dicksaft oder Ahornsirup. Bei beiden Produkten ist zu beachten, dass sie einen sehr hohen Fructose-Anteil besitzen und ihr Konsum deshalb nicht unbedenklich ist.  

Außerdem handelt es sich meist um Produkte, die lange Transportwege hinter sich haben: Das Hauptproduktionsland für Agaven-Dicksaft ist Mexiko, für Ahornsirup ist es Kanada.

Auf einen Blick:

  • Honig ist eine übersättigte Zuckerlösung, die aus bis zu 85 Prozent Glucose und Fructose in variablen Anteilen besteht. Der Fructose-Anteil ist etwas höher als der Glucose-Anteil.
  • Honig enthält weitere Begleitstoffe: Enzyme, Vitamine, Mineralien, Pflanzenstoffe – im ungünstigen Fall auch Giftstoffe aus Pflanzen (Pyrrolizidinalkaloide), Insektizide und Bienenarzneimittel sowie gentechnisch veränderte Pollen.
  • Pollen sind natürlicher Bestandteil des Honigs, können aber herausgefiltert werden. Ergebnis: filtrierter Honig.
  • Honig ist für Babys im ersten Lebensjahr tabu. Sporen von Clostridium botulinum können den gefährlichen Säuglingsbotulismus auslösen.
  • Honig ist wegen des hohen Fructose-Anteils nicht gesünder als Zucker. Wer sich gesund ernähren möchte, sollte den Zuckeranteil in seiner Ernährung reduzieren.
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