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Vegane Ernährung: Allergierisiko beachten

Bei einer veganen Ernährung wird vollständig auf tierische Lebensmittel und daraus hergestellte Produkte verzichtet. Der tägliche Proteinbedarf muss daher aus pflanzlichen Quellen gedeckt werden, wobei besonders darauf zu achten ist, dass alle essenziellen Aminosäuren in ausreichender Menge enthalten sind.
Da insbesondere von bestimmten pflanzlichen Eiweißquellen ein erhöhtes Allergierisiko ausgeht, sollten Kunden, die eine Ernährungsumstellung planen, in der Apotheke darüber aufgeklärt werden.
Vegane Proteinquellen: Was ist geeignet?
Eine ausgewogene vegane Ernährung erfordert eine gezielte Auswahl vielfältiger pflanzlicher Proteinquellen, um das Risiko einer Unterversorgung zu minimieren. Zu den Lebensmitteln mit besonders viel Eiweiß zählen beispielsweise
- Hülsenfrüchte wie Soja, Linsen, Erdnüsse und Erbsen,
- Nüsse wie Haselnuss, Macadamia, Mandel und Walnuss,
- Samen wie Lein- und Chiasamen,
- Vollkorngetreide wie Hafer, Weizen, Roggen und Dinkel sowie
- Pseudogetreide wie Quinoa, Buchweizen und Amaranth.
Diese Lebensmittel liefern unterschiedliche Aminosäuren und Mikronährstoffe, was sie für Veganer besonders attraktiv macht. Viele dieser Lebensmittel können allerdings Nahrungsmittelallergien auslösen.
Zur Erinnerung: Was ist eine Nahrungsmittelallergie?
Eine Nahrungsmittelallergie gehört zu den Typ-1-Allergien und reiht sich demnach in die „Sofort-Typ“-Reaktionen wie Heuschnupfen, Insektengift- und Tierhaarallergie ein. Die Allergie wird durch das Immunglobulin E (IgE) vermittelt und führt zu typischen Symptomen wie
- ausgeprägter Juckreiz,
- Kribbeln,
- Taubheitsgefühl im Mund- und Rachenraum oder
- Schwellungen der Lippen.
In besonders schweren Fällen kann es zu einem anaphylaktischen Schock kommen, der mit Atemwegs- und Kreislaufproblemen einhergeht und teils lebensbedrohlich sein kann.
Proteinquellen: Diese Lebensmittel haben ein hohes Allergiepotenzial
Zu den pflanzlichen Lebensmitteln, die im Erwachsenenalter häufig für eine Nahrungsmittelallergie verantwortlich sind, zählen Weizen, Haselnüsse, Soja, Sellerie und Erdnüsse. Generell sind pflanzliche Eiweiße in zwei Drittel der Fälle für Nahrungsmittelallergien verantwortlich. Bei Kindern sind es mit großem Abstand Erdnüsse, die Allergiesymptome hervorrufen, gefolgt von tierischen Proteinen in Hühnereiern und Milcherzeugnissen.
Allergiker, die sich vegan ernähren wollen, sollten sich im Vorfeld darüber informieren, ob durch einen bewussten Verzicht auf das Allergen trotzdem alle wichtigen Proteine aufgenommen werden können.
Außerdem sind noch nicht alle potenziellen Allergieauslöser deklarationspflichtig. So kommt es vor, dass Erbsenproteinpulver beispielsweise in Haferdrinks zur Stabilisierung enthalten ist, ohne dass es speziell gekennzeichnet werden muss.
Gut zu wissen: So erkenne ich Allergene in Lebensmitteln
Laut der Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) sind die 14 häufigsten Auslöser von Nahrungsmittelallergien auf vorverpackten Lebensmitteln in der Zutatenliste deutlich zu kennzeichnen. Auch bei loser Ware, etwa an Bedientheken oder in der Gastronomie, ist die Information über enthaltene Allergene verpflichtend.
Die potenziellen Allergene sind an einer dick gedruckten Schrift innerhalb der Inhaltsstoffliste zu erkennen.
Für Veganer sind insbesondere glutenhaltiges Getreide, Erdnüsse, Sojabohnen, verschiedene Schalenfrüchte bzw. Nüsse, Sellerie, Senf, Sesam sowie Lupinen relevant.
Vegane Ersatzprodukte: Allergiepotenzial besonders hoch
Bei verarbeitenden veganen Lebensmitteln empfiehlt sich ein besonderes Augenmerk, da hier meist verschiedene Allergene in konzentrierter Form enthalten sind. Die pflanzlichen Eiweiße liegen häufig als hoch gereinigte Protein-Isolate vor, weshalb die allergieauslösenden Strukturen in verhältnismäßig großer Menge in den Produkten vorkommen.
Besonders betroffen sind beispielsweise einige
- Pflanzendrinks,
- Joghurt- und Käsealternativen,
- Pflanzenaufstriche wie Hummus,
- Ersatzprodukte für Eier, Fisch und Fleisch,
- vegane Proteinpulver,
- Eiweißriegel und
- Süßigkeiten.
Da die meisten Allergene hitzelabil sind, ist die Reaktion auf rohe Lebensmittel deutlich stärker. Das sollte bei der Produktauswahl beachtet werden.
Kreuzallergie: Baumpollenallergiker reagieren oft auf Nahrungsmittelallergene
Baumpollenallergiker sind häufig auch gegenüber bestimmten pflanzlichen Lebensmitteln empfindlich, da sich die in Pollen enthaltenen Allergene, wie das Birkenprotein Bet v 1, strukturell ähneln. Die Symptome sind dabei dieselben wie bei der Baumpollenallergie.
Kunden, die eine Ernährungsumstellung planen, sollten sich deshalb vorab über potenzielle Kreuzallergien informieren.
Nahrungsmittelallergie: Vegane Ernährung meist trotzdem möglich
Viele Personen, die sich für eine vegane Ernährung entscheiden, haben sich in der Regel vorab ausführlich mit dem Thema beschäftigt und sind gut darüber informiert, wie sie ihren Nährstoffbedarf decken können. Sind Nahrungsmittelallergien bekannt, kann aus einer Vielzahl anderer Lebensmittel das passende ausgewählt werden.
Vorsicht sollte immer bei stark verarbeiteten Lebensmitteln geboten sein, da hier die Allergene nicht immer in vollem Umfang ersichtlich und teils in konzentrierter Form enthalten sind. Allergiker sollten deshalb vor allem unverarbeitete Lebensmittel konsumieren und diese zu Hause selbst kochen bzw. zubereiten, um auf Nummer sicher zu gehen.
Außerdem darf nicht außer Acht gelassen werden, dass auch zahlreiche tierische Lebensmittel Nahrungsmittelallergien auslösen. Deklarationspflichtig sind Eier, Milch, Weich- und Krebstiere sowie Fisch. Auch mit einer ausgewogenen Vollwertkost ist man demnach nicht davon befreit, sich als Allergiker über die Auswahl der Speisen Gedanken zu machen. Quellen:
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2025/02/07/allergien-und-vegane-ernaehrung-passt-das
- https://www.allergy.de/aerzte-erklaeren/artikel/nahrungsmittelallergie-neue-risiken-durch-vegane-ernaehrung
- https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ddg.15157_g