Impfungen
Wissen Sie, wo Ihr Impfausweis liegt? Viele von Ihren Patienten müssen über diese Frage wahrscheinlich länger nachdenken. Denn wenn nichts Besonderes passiert, sind Impfungen oft kein Thema mehr. Aber auch Erwachsenen wird empfohlen, ihren Impfschutz regelmäßig prüfen zu lassen. Welche Standard-Impfungen die Ständige Impfkommission (STIKO) für welches Alter empfiehlt, vor welchen Krankheiten diese schützen und was Sie sonst noch darüber wissen sollten, erfahren Sie in unserer Serie „Impfungen im Kurzportrait“.
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Typhus: Alles Wissenswerte über die Impfung

gebräunte männliche Hände unter fließendem Wasserhahn
Mit Typhus ist vor allem in Ländern mit niedrigen Hygienestandards und einer schlechten Trinkwasser-Versorgung zu rechnen. | Bild: blueaperture15 / AdobeStock

Wenn es um Schutz vor Typhus geht, gilt das bekannte Motto: „Peel it, cook it or forget it!“ Man sollte also nur das zu sich nehmen, was man schälen oder kochen kann. Außerdem sollte man nur abgekochtes Trinkwasser verwenden und auf Eiswürfel verzichten. 

Die Übertragung des Typhus-Erregers Salmonella Typhi erfolgt nämlich vorwiegend durch kontaminierte Lebensmittel oder verunreinigtes Wasser. Die direkte fäkal-orale Übertragung von Mensch zu Mensch ist eher selten.  

Gut zu wissen: Der Name „Salmonella Typhi“

In „Salmonella Typhi“ wird der zweite Name großgeschrieben, weil es sich nicht um einen Artnamen handelt, sondern um einen Serotyp, also eine Variation innerhalb von Subspezies von Bakterien oder Viren.

Mit Typhus ist vor allem in Ländern zu rechnen, in denen der Hygienestandard niedrig ist und die Trinkwasser-Versorgung Probleme bereitet. Besonders betroffen sind Indien, Südost-Asien, Afrika, Lateinamerika und die Karibik. 

Verlauf einer Typhus-Infektion

Nach einer Inkubationszeit von 3 bis 60 Tagen setzt hohes Fieber (bis 41 Grad) ein, das bis zu drei Wochen anhalten kann. Es treten Übelkeit und Bauchschmerzen auf. Zunächst kann es zu Verstopfung kommen, später zu breiigen Durchfällen.  

Selten, aber charakteristisch ist ein hellroter Hautausschlag, vor allem am Bauch. Gefürchtete Komplikationen sind Darmblutungen und -perforationen. Auch Hirnhautentzündung oder Sepsis sind möglich.

Einen etwas milderen und kürzeren Krankheitsverlauf zeigt der Paratyphus, der vom verwandten Bakterium Salmonella Paratyphi hervorgerufen wird. Die Übertragung erfolgt auf demselben Weg.

Eine durchgemachte Typhus-Erkrankung hinterlässt nur eine kurzfristige Immunität; man kann also erneut erkranken. Nach überstandener Krankheit scheiden Betroffene die Keime oft noch monatelang, mitunter lebenslang, mit dem Stuhl aus und stellen damit eine ständige Infektionsquelle dar.

Typhus-Impfung: orale Einnahme oder Injektion

Auch wenn Reisende die bekannten Hygieneregeln beherzigen, können sie sich nicht vollkommen vor dem Typhus-Erreger schützen. Wer in eine Region mit hohem Risiko (Endemiegebiet) reist, vor allem nach Indien, sollte also eine Schutzimpfung in Erwägung ziehen. 

Das gilt besonders für Personen, die sich außerhalb von Touristenzentren aufhalten, etwa Rucksacktouristen. Die Impfung ist gut verträglich. Allerdings bietet sie nur einen Schutz von ungefähr 60 Prozent für bis zu drei Jahre.

Es stehen zwei Impfstoffarten zur Verfügung: zum einen ein oraler Lebendimpfstoff in Kapselform, bestehend aus abgeschwächten Typhus-Erregern (z. B. Typhoral L), zum anderen eine Injektionsvakzine, bestehend aus antigen wirksamem Erregerbestandteil (Vi-Kapselpolysaccharid, z. B. Typhim Vi).  

Eine Impfung mit einem Hepatitis-A-/Typhus-Kombinationsimpfstoff (z. B. Viatim) ist ebenfalls möglich.

STIKO-Impfempfehlung

Die STIKO empfiehlt eine Typhus-Impfung vor Reisen in Typhus-Endemiegebiete – vor allem Indien, Südostasien, Afrika und Lateinamerika – mit Aufenthalt unter schlechten hygienischen Bedingungen.

Typhus-Impfschema und -Impfstoffe

  • Oraler Typhus-Impfstoff (z. B. Typhoral L Kapseln) enthält abgeschwächte Lebendkeime von Salmonella Typhi. Die magensaftresistenten Kapseln (ab einem Alter von 5 Jahren anwendbar) werden an den Tagen 1-3-5 eingenommen (letzte Kapseleinnahme spätestens 10 Tage vor Reiseantritt).
  • Der Injektionsimpfstoff (z. B. Typhim Vi; HepA-Typhus-Kombinationsimpfstoffe: z. B. Viatim) enthält Salmonella-Typhi-Polysaccharid. Er wird einmalig spätestens 14 Tage vor Reiseantritt verabreicht. Typhim Vi ist anwendbar ab 2 Jahren, Viatim ab 16 Jahren.
  • Der orale Impfstoff bietet Schutz für circa 1 Jahr, der Injektionsimpfstoff für circa 3 Jahre.

Quellen:
• Deutsches Grünes Kreuz e.V.
• Website von MSD
• Reisemedizinischer Infoservice „Fit for Travel“ (GlaxoSmithKline)
• Service des reisemedizinischen Zentrums des Tropeninstituts Hamburg
• Liste zur Kostenerstattung von Reiseimpfungen der einzelnen Krankenkassen
• Typhus – Wikipedia
 

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