Wie lange dauert die Erkrankung und welche Auswirkungen hat Corona auf den Körper? Was sind eigentlich die Langzeitfolgen, wann spricht man von Long COVID und wer ist davon betroffen? Hier finden Sie Antworten zu Fragen zum Krankheitsverlauf von COVID-19.
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Long COVID: Eindeutige Definition fehlt

Wie ein Forschungsteam um Dr. Lauren E. Wisk von der University of California berichtet, herrscht noch immer kein eindeutiger Konsens darüber, wie Long COVID definiert wird.
Unter anderem die Dauer der Symptome und der Zeitpunkt ihres Auftretens werde nicht einheitlich beurteilt, was bei der Frage, ob im konkreten Fall eine Long-COVID-Erkrankung vorliegt, zu verschiedenen Ergebnissen führen könne.
Institutionen definieren Long COVID unterschiedlich
Die National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine (NASEM) und diverse weitere wissenschaftliche Institutionen haben Definitionen von Long COVID entwickelt, die jedoch voneinander abweichen.
Auch viele Studien und Statistiken verwenden ihre eigenen Maßstäbe, was eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse erschwert. Und verschiedene Definitionen in Gesundheitseinrichtungen können dazu führen, dass die Erkrankung unter- oder überdiagnostiziert wird, was verzögerte oder unnötige Behandlungen nach sich zieht.
Studie vergleicht Long-COVID-Fälle anhand verschiedener Definitionen
In der neuen Studie beschrieben die Forscher die Variabilität der Long-COVID-Definitionen in fünf verschiedenen Publikationen. Anschließend wendeten sie die Definitionen auf eine Patientengruppe mit 4.575 Personen an, die sie dem Innovative Support for Patients With SARS-CoV-2 Infections Registry (INSPIRE) entnommen hatten.
Dieses Register enthält Erwachsene, die zwischen dem 11. Dezember 2020 und dem 29. August 2022 eine akute Erkrankung mit Symptomen hatten, die auf COVID-19 hindeuteten.
Die Anzahl der Symptome aus den 5 analysierten Vergleichsstudien, die mit den INSPIRE-Symptomen übereinstimmten, variierte zwischen 8 und 34. Von den Symptomen aus dem INSPIRE-Fragebogen waren 5 in allen 5 Vergleichsstudien vorhanden:
- müder als üblich
- Schmerzen oder Engegefühl in der Brust
- Durchfall
- vermindertes oder verändertes Geruchsempfinden
- Fatigue bzw. Erschöpfung
Ergebnisse der Long-COVID-Studie
Die Forscher wollten herausfinden, wie stark die Prävalenz von Long COVID in der untersuchten Personengruppe variierte – je nachdem, welche der 5 Definitionen der Erkrankung sie anwendeten.
Es gab klar erkennbare Abweichungen: Die Prävalenzen lagen 3 Monate nach der Infektion zwischen 31 und 42 Prozent und zeigten damit eine größte Differenz von 11 Prozentpunkten. Sechs Monate nach der Infektion betrugen die Prävalenzen zwischen 14 und 22 Prozent, lagen also maximal 8 Prozentpunkte auseinander.
Gut zu wissen: Was bedeutet Prävalenz?
Die Prävalenz (von lateinisch praevalēre „vorherrschen“) ist in der Epidemiologie und medizinischen Statistik eine Kennzahl zum Beispiel für eine Krankheitshäufigkeit oder die Häufigkeit eines Risikofaktors.
Sie sagt aus, welcher Anteil der Menschen oder Tiere einer bestimmten Gruppe definierter Größe zu einem bestimmten Zeitpunkt an einer bestimmten Krankheit erkrankt ist oder einen Risikofaktor aufweist.
Forscher fordern eine einheitliche Definition von Long COVID
Aus Sicht der Studienautoren ist eine standardisierte Definition nötig, um Fälle von Long COVID eindeutig erkennen und Forschungsergebnisse besser vergleichen zu können. Das ermögliche eine genauere Diagnose und damit eine wirkungsvollere Therapie.
Da die meisten Definitionen laut Studie keine ausreichende Spezifität besaßen, regen die Forscher eine kürzere als die verwendeten Symptomlisten an und fordern, dass für eine Long-COVID-Diagnose mindestens zwei der Symptome berichtet werden müssen. Quellen:
- https://www.aerzteblatt.de/news/long-covid-noch-immer-sehr-uneinheitlich-definiert-664ba70a-ab01-4b89-bec0-c3090cd66f99
- Studie: https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2837446
- https://de.wikipedia.org/wiki/Prävalenz