COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
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Zweite STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung: Frühere Impfung für Diabetiker und COPD-Patienten?

Nahaufnahme einer Impfspritze im Oberarm älterer Frau
Die Ständige Impfkommission hat neue Empfehlungen zur Corona-Impfung herausgegeben. Unter anderem schlägt sie vor, weniger gut eingestellte Diabetiker früher zu impfen, als es bislang vorgesehen ist. | Bild: IMAGO / photothek

Bereits im Dezember 2020 empfahl die STIKO (Ständige Impfkommission), in welcher Reihenfolge Menschen hierzulande gegen Corona geimpft werden sollen. An erster Stelle stehen unter anderem Senioren (ab 80 Jahren) sowie Alten- und Pflegeheimbewohner. Die STIKO-Empfehlungen zur COVID-19-Impfung waren sodann Grundlage für die Coronavirus-Impfverordnung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), die rechtlich festlegt, wann wer geimpft wird (STIKO-Empfehlungen sind hingegen nicht rechtlich bindend). Nun hat die STIKO ihre Empfehlung überarbeitet und auch das BMG feilt bereits an einer neuen Verordnung. Grund ist die bedingte Zulassung der Corona-Vakzinen von AstraZeneca am 29. Januar. Was ändert sich?

Altersobergrenze für COVID-19-Impfstoff AstraZeneca

Die größte Aufmerksamkeit erfuhr sicher der STIKO-Rat, die vektorbasierte AstraZeneca-Vakzine nur Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren zu impfen. Die Europäische Kommission ließ den Impfstoff dann aber ohne Altersobergrenze zu. Doch auch bei der Priorisierung hat die STIKO ordentlich geschoben – und manche Patienten mit Vorerkrankungen sollen nach Einschätzung der Ständigen Impfkommission nun eher zum Zug kommen.

Patienten mit COPD und Diabetes sollen früher geimpft werden

In der zweiten Aktualisierung der „STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung“ rücken weniger gut eingestellte Diabetiker und COPD-Patienten eine Stufe vor. Sie sollen – geht es nach der STIKO – fortan in Stufe drei, statt wie zuvor in Stufe vier, geimpft werden.

Zur Erinnerung:

Die STIKO unterscheidet sechs Priorisierungsstufen, das BMG hat diese in drei Stufen mit „höchster“, „hoher“ und „erhöhter“ Priorität zusammengefasst.

Allerdings kommt nicht jeder Diabetiker früher dran. Sie werden anhand ihres Langzeitblutzuckerwerts, dem HbA1c-Wert, eingeordnet: Nur Patienten mit einem HbA1c-Wert ≥ 58 mmol/mol bzw. ≥ 7,5 Prozent werden in Stufe drei geimpft.

Auch weitere Erkrankungen im Blick

Neben Patienten mit Diabetes oder COPD berücksichtigt die STIKO auch Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen (bipolare Störung, Schizophrenie und schwere Depression), mit chronischen Lebererkrankungen inklusive Leberzirrhose sowie Menschen mit schweren Lungenerkrankungen früher – ebenfalls Stufe drei, statt in Stufe vier.

Neu sind außerdem Patienten mit interstitiellen Lungenerkrankungen (wie Silikose). Zudem präzisiert die STIKO an dieser Stelle ihre Impfempfehlungen für Patienten mit Krebs:

  • Patienten mit aktiven malignen hämatologischen (das Blut und die Lymphsysteme betreffenden) Erkrankungen,
  • Patienten, die an fortgeschrittenen soliden Tumoren leiden und nicht in Remission sind,
  • Patienten mit Tumorerkrankungen unter aktueller systemischer Therapie (ausgenommen ausschließlich antihormonelle Monotherapie).

Für stark übergewichtige Patienten (BMI > 30 kg/m2), chronisch Nierenerkrankte und Organtransplantierte ändert sich hingegen nichts.

Neu in Stufe vier: Patienten mit chronischen Darmerkrankungen

Da einige Erkrankungen von Stufe vier nach Stufe drei vorgerückt sind, hat sich entsprechend in der vierten Prioritätsstufe auch manches geändert – die genannten Vorerkrankungen fehlen nun an dieser Stelle. Neu ist aber, dass Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ergänzt wurden. Außerdem sollen in Stufe vier Menschen mit Krebserkrankungen geimpft werden, die in „behandlungsfreier Remission“ sind, und Diabetiker mit HbA1c-Werten < 58 mmol/mol bzw. < 7,5 Prozent.

Härtefallregelungen

Zudem räumt die STIKO Spielraum für Härtefälle ein. Man könne nicht alle Krankheitsbilder oder Impfindikationen explizit nennen. Somit sei es Aufgabe der in den Bundesländern Verantwortlichen, vorerkrankte Personen – die nun nicht ausdrücklich in den STIKO-Empfehlungen genannt sind – an angemessener Stelle zu berücksichtigen. Die STIKO denkt hier beispielsweise an Menschen mit seltenen, schweren Vorerkrankungen oder auch schweren Behinderungen, für die bisher zwar keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz bezüglich des Verlaufs einer COVID-19-Erkrankung vorliegt, für die aber ein deutlich erhöhtes Risiko angenommen werden muss.

Kann man jeden noch impfen?

Neu ist auch ein Hinweis bei „sehr alten“ Menschen: „Auch bei sehr alten Menschen oder Menschen mit progredienten Krankheiten, die sich in einem schlechten Allgemeinzustand befinden, muss die Impffähigkeit gegeben sein“, so die STIKO. Bei diesen Gruppen sollte ärztlich geprüft werden, ob ihnen die Impfung empfohlen werden kann.

Impfen bei vormals an COVID-19 Erkrankten

Sollen auch Menschen geimpft werden, die bereits an COVID-19 erkrankt waren? Hier ist die STIKO zurückhaltend. So sei bei diesen bereits Erkrankten einerseits von einer Immunität auszugehen und andererseits wolle man überschießende Nebenwirkungen vermeiden. Darüber hinaus sei der Impfstoff knapp. Nach Ansicht der STIKO sollen ehemals an COVID-19 erkrankte Personen daher unter Berücksichtigung der Priorisierung im Regelfall etwa sechs Monate nach Genesung geimpft werden.

Infektion nach erster Dosis: Wie sieht das Impfschema aus?

Wie ist zu impfen, wenn nach der ersten Dosis eine labordiagnostisch gesicherte SARS-CoV-2-Infektion (positive PCR) auftritt? Dann sollte nach Ansicht der STIKO die Verabreichung der zweiten Impfstoffdosis ebenfalls erst etwa sechs Monate nach Genesung bzw. Diagnosestellung erfolgen.

Es entscheidet die Coronavirus-Impfverordnung

In welchem Ausmaß das BMG diese geänderten Empfehlungen in ihrer Verordnung berücksichtigt, wird sich zeigen. Medienberichten zufolge sieht der neue Entwurf der Coronavirus-Impfverordnung vor, dass Patienten mit Vorerkrankungen der STIKO-Stufe drei (z. B. weniger gut eingestellte Diabetiker, Patienten mit COPD, Leberzirrhose, psychiatrischen Erkrankungen und bestimmte Krebserkrankte) mit „hoher“ Priorität geimpft werden sollen, gemeinsam mit älteren Menschen zwischen 70 und 79 Jahren. In der letzten Gruppe mit „erhöhter“ Priorität finden sich demzufolge Patienten mit Vorerkrankungen der STIKO-Stufe vier – beispielsweise Asthmatiker, Personen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, gut eingestellte Diabetiker, Patienten mit Herzinsuffizienz, Arrhythmie, Vorhofflimmern, koronarer Herzkrankheit oder arterieller Hypertonie.

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