COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Empfehlung der STIKO: Kinderärzte unterstützen COVID-19-Impfempfehlung für Kleinkinder

Junge mit Mundschutz erhält blaugemustertes Pflaster auf Oberarm
Laut STIKO können jetzt auch Kinder im Alter von sechs Monaten bis vier Jahren gegen Corona geimpft werden. Allerdings wird die Impfung nur jenen Kleinkindern empfohlen, die einer Risikogruppe angehören. | Bild: maxbelchenko / AdobeStock

Seit Donnerstag vergangener Woche ist sie da: Die Impfempfehlung gegen COVID-19 der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Kleinkinder von sechs Monaten bis vier Jahren. Damit können jetzt auch die Jüngsten der Gesellschaft aktiv mit einer Impfung vor dem Corona-Virus geschützt werden. Allerdings empfiehlt die STIKO die Impfung für Kleinkinder nur dann, wenn diese einer Risikogruppe angehören – d. h., wenn bei ihnen eine Grunderkrankung vorliegt.

Die STIKO empfiehlt Kindern im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren mit Vorerkrankungen aufgrund des erhöhten Risikos für einen schweren COVID-19-Verlauf eine Grundimmunisierung vorzugsweise mit 3 Impfstoffdosen des mRNA-Impfstoffs Comirnaty (BioNTech/Pfizer) in altersgemäß zugelassener Formulierung (3µg) im Abstand von 0-3-8 Wochen (Mindestabstand zur jeweils vorangegangenen Impfung).

Alternativ können 2 Impfstoffdosen des mRNA-Impfstoffs Spikevax (Moderna) in altersgemäß zugelassener Formulierung (25µg) gegeben werden. Der mRNA-Impfstoff Spikevax ist bis auf Weiteres in Deutschland in der benötigten Formulierung jedoch nicht verfügbar.“ 

Auszug aus der STIKO-Empfehlung

STIKO-Empfehlung bei vorangegangener COVID-19-Erkrankung 

Kindern im Alter von sechs Monaten bis vier Jahren mit Vorerkrankungen, die bereits eine labordiagnostisch (PCR-Nachweis oder spezifische Serologie) bestätigte SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben, empfiehlt die STIKO jetzt zwei Impfstoffdosen Comirnaty im Intervall von zwölf Wochen (oder 1 Impfstoffdosis Spikevax) etwa sechs Monate nach der Infektion.  

Zu Kleinkindern mit Immundefizienz, die bereits eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben, erklärt die STIKO außerdem, dass im Einzelfall entschieden werden soll, ob eine vollständige Impfserie verabreicht wird. Die Entscheidung hänge maßgeblich von Art und Ausprägung der Immundefizienz ab.

Auch Frühgeburtlichkeit als Risikofaktor

In ihrer Empfehlung weist die STIKO auf folgende bei Kindern relevante Vorerkrankungen, hin:

  • Adipositas (> 97. Perzentile des Body Mass Index)
  • Angeborene oder erworbene Immundefizienz oder relevante Immunsuppression
  • Angeborene zyanotische Herzfehler (O2-Ruhesättigung < 80 %) und Einkammerherzen nach Fontan-Operation
  • Chronische Lungenerkrankungen mit einer anhaltenden Einschränkung der Lungenfunktion
  • Chronische Nierenerkrankungen
  • Chronische neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen
  • Frühgeburtlichkeit bei Kindern im Alter < 2 Jahren
  • Schwere Herzinsuffizienz
  • Schwere pulmonale Hypertonie
  • Syndromale Erkrankungen mit schwerer Beeinträchtigung
  • Trisomie 21
  • Tumorerkrankungen und maligne hämatologische Erkrankungen

Neu ist dabei die Einstufung der „Frühgeburtlichkeit bei Kindern im Alter < 2 Jahren“ als Vorerkrankung.

Gut zu wissen: Frühgeburt auch bei anderen Impfungen relevant

Die STIKO gibt auch bei den Standardimpfungen gesonderte Empfehlungen für Frühgeborene. So erhalten Frühgeborene laut Impfkalender beispielsweise bei Tetanus, Diphtherie, Pertussis, H. influenzae Typ b, Poliomyelitis, Hepatitis B und Pneumokokken eine zusätzliche Impfstoffdosis im Alter von drei Monaten, d. h. insgesamt vier Impfstoffdosen.

Bundesverband sieht Risikofaktor der Frühgeburtlichkeit als zu weit gefasst

In einer Pressemitteilung äußert sich der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) zu der neuen STIKO-Empfehlung. Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) sowie der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie e.V. (DGPI) unterstützt er „die aktualisierten Empfehlungen der STIKO mit allem Nachdruck“. 

Allerdings sehen die Berufsverbände in einem bestimmten Fall Anlass für mehr Zurückhaltung beim Impfen: Man wolle darauf hinweisen, dass der Risikofaktor der Frühgeburtlichkeit bei Kindern unter zwei Jahren als zu weit gefasst erscheint, heißt es. Denn etwa 10 Prozent aller Kinder in Deutschland würden „zu früh“ – also vor Vollendung von 37 Schwangerschaftswochen – geboren. Doch:

„Ein relevant erhöhtes Risiko ergibt sich in Ergänzung zu den weiteren, von der STIKO beschriebenen Risikofaktoren allerdings annehmbar nur für sehr unreife Frühgeborene (< 32. Schwangerschaftswoche) und Frühgeborene mit schweren Lungenerkrankungen.“

Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in einer Pressemitteilung vom 18.11.2022 zu der neuen STIKO-Empfehlung

Ob nun also wirklich alle Frühgeborenen unter zwei Jahren von ihren Kinderärzten eine Grundimmunisierung gegen COVID-19 erhalten werden, bleibt abzuwarten. 

Zurück