COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
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Empfehlungen von PEI und RKI: Was tun bei allergischer Reaktion auf COVID-19-Impfung?

Impfspritze im Oberarm einer Frau mittleren Alters
Allergikern sollte vor einer anstehenden COVID-19-Impfung keine antiallergische Prämedikation gegeben werden. Dies könnte erste Symptome einer Anaphylaxie maskieren, warnen Experten. | Bild: IMAGO / ZUMA Wire

Ob Comirnaty, COVID-19-Impfstoff Moderna oder Vaxzevria (ehemals: COVID-19-Impfstoff AstraZeneca) – das PEI macht aktuell darauf aufmerksam, dass bei all diesen Impfstoffen in sehr seltenen Fällen schwere allergische Reaktionen auftreten können (99 Fälle auf 8,9 Millionen Impfungen, Stand: 12.03.2021).  

Das Vorgehen nach anaphylaktischer Reaktion und Empfehlungen zur Vorgehensweise bei jeglicher Allergie in der Anamnese werden nun seit Kurzem im Bulletin zur Arzneimittelsicherheit 1/2021 geschildert. Ein Flussdiagramm hilft für den schnellen Überblick – zunächst nur für mRNA-Impfstoffe, ein weiteres sei in Vorbereitung. Nach einer schweren allergischen Reaktion auf die vektorbasierten Impfstoffe von AstraZeneca und Janssen-Cilag könne das vorliegende Schema aber auch jetzt schon Anhaltspunkte für die Vorgehensweise liefern. 

PEG in Vektorimpfstoffen? 

Bisher sei unklar, welche Komponente(n) der Impfstoffe für die gemeldeten anaphylaktischen Reaktionen verantwortlich sein könnten. Dafür kommen laut PEI nach Gabe von Comirnaty und COVID-19 Vaccine Moderna die im Impfstoff enthaltenen Lipidnanopartikel (LNP) in Betracht – genauer: das darin in gebundener Form enthaltene Polyethylenglykol (PEG). In einem konkreten Fall konnte PEG mittlerweile als Ursache ausgemacht werden.

Was die Vektorimpfstoffe von AstraZeneca und Janssen-Cilag angeht, enthalten diese laut PEI auch geringe Mengen Polysorbat 80, das PEG-Anteile im Molekül besitzt. IgE-vermittelte Reaktionen auf Polysorbate in Arzneimitteln seien insgesamt jedoch eine absolute Rarität. Viele andere Impfstoffe – z. B. Grippe-, Hepatitis-A- oder HPV-Impfstoffe wie Fluarix®, Havrix®, Gardasil® – enthalten demnach Polysorbat 80 als Stabilisator.

Wer nicht (nochmal) geimpft werden soll

Das PEI erklärt, dass in Übereinstimmung mit der Fachinformation der mRNA-Impfstoffe nach einer Anaphylaxie/schweren allergischen Reaktion nach Verabreichung der ersten Impfstoffdosis die zweite Impfstoffdosis nicht gegeben werden sollte.  

Die Anaphylaxie/schwere allergische Reaktion wird dabei als systemischer Hautausschlag, verbunden mit mindestens einem weiteren Symptom (Luftnot und/oder Herz-Kreislauf-Reaktion) definiert. In einem solchen Fall wird – wie auch bei gesicherter Allergie gegenüber Inhaltsstoffen eines COVID-19-Impfstoffs oder bei Anaphylaxien unklarer Ursache – empfohlen, sich in einem allergologischen Zentrum vorzustellen. Dort wird laut Flussdiagramm überprüft, ob eine IgE-vermittelte allergische Genese bestätigt werden kann. 

Als allergologische Zentren, die im Hinblick auf diese Fragestellungen besonders vorbereitet seien, werden das 

Allergiker, die geimpft werden können

Findet sich kein Anhalt für eine IgE-vermittelte Genese, kann laut Flussdiagramm nach strenger individueller Risiko-/Nutzen-Abwägung und unter erhöhter Notfallbereitschaft mit einer Nachbeobachtungszeit von 30 Minuten geimpft werden. 

Seien in der Vergangenheit bei Patienten zwar Anaphylaxien, beispielsweise nach Gabe von Medikamenten oder anderen Impfstoffen, aufgetreten, könnten diese dennoch geimpft werden, so das PEI, wenn die Reaktionen auf nicht in COVID-19-mRNA-Impfstoffen enthaltene Inhaltsstoffe zurückzuführen waren. Die Nachbeobachtungszeit sollte dann aber von 15 auf 30 Minuten verlängert werden, unter erhöhter Notfallbereitschaft. Das gilt auch für eine generalisierte Urtikaria oder andere monosymptomatische Allergiemanifestation nach COVID-19-mRNA-Impfung oder bei Mastozytose.

Was gilt bei Heuschnupfen?

Bei anderen Allergien in der Anamnese wie Rhinokonjunktivitis inklusive Heuschnupfen, Milbenallergie, Nachrungsmittelallergie, Bienen-/Wespengiftallergie, (nicht PEG-assoziierte) Medikamentenallergie, Kontaktallergie (z. B. Duftstoffe, Nickel) wird nur eine Nachbeobachtung von 15 Minuten empfohlen. Das gilt auch für kontrolliertes Asthma bronchiale und Neurodermitis. 

Klar ist: Alle Impfzentren und mobilen Impfteams müssen mit einer Notfallausstattung zur Behandlung eventuell auftretender anaphylaktischer Reaktionen ausgestattet sein.

Keine antiallergische Prämedikation!

Besonders relevant für die Apotheken dürfte die Information sein, dass von antiallergischer Prämedikation abgeraten wird. Denn gegebenenfalls könnten so mögliche erste Symptome einer Anaphylaxie maskiert werden. Sie könnten also erst nach der Nachbeobachtungszeit erkennbar werden. 

Das Diagramm soll nun zeitnah in den deutschen Impfzentren verteilt werden und kann online als PDF auf www.pei.de heruntergeladen werden. 

Fallberichte über gestaffeltes Impfschema bei Moderna

Zwei Fallberichte aus den USA zeigen währenddessen auf, wie selbst Menschen, die bereits auf die erste Dosis des mRNA-Impfstoffs von Moderna allergisch reagiert haben, dennoch eine zweite Dosis erhalten könnten. Es wird dabei von zwei Frauen berichtet (39 und 64 Jahre), die allergisch auf die erste Moderna-Impfung reagierten, allerdings nicht zusätzlich etwa an Luftnot litten. Man verabreichte ihnen die zweite Dosis schließlich allmählich, aufgeteilt in fünf Teildosen, die in 15-Minuten-Abständen verabreicht wurden. Beide Patientinnen hatten keine bis milde Symptome, die keiner Medikation bedurften. Es wurden schließlich auch schützende Antikörper gegen COVID-19 nach der zweiten Dosis gemessen.

Smartphone-App SafeVac 2.0

Zur Erfassung der Verträglichkeit der Impfstoffe auf breiter Datenbasis hat das Paul-Ehrlich-Institut die Smartphone-App SafeVac 2.0 entwickelt, mit der Geimpfte digital Auskunft darüber geben können, wie sie die Impfung vertragen haben. Die SafeVac 2.0 App kann kostenneutral in den App Stores von Google und Apple heruntergeladen werden.

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