COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
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Zerebrale Thrombosen unter AstraZeneca-Impfung: Was sagt die DGN?

Hand in blauem Gummihandschuh hält Vial mit Astrazeneca-Impfstoff
Was ist zu tun, wenn man erst jüngst mit der AstraZeneca Vakzine geimpft wurde? Die DGN gibt Tipps. | Bild: IMAGO / TT

Sechs bis 16 Tage nach Impfung mit dem COVID-19-Impfstoff AstraZeneca seien bei sechs Frauen cerebrale Sinus- und Venenthrombosen (CSVT) beobachtet worden, die Frauen waren laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zwischen 22 und 48 Jahre alt. Drei der sechs Frauen verstarben. Zudem sei bei einem männlichen Patienten eine tödliche Hirnblutung „im Zusammenhang mit einer ungewöhnlichen Gerinnungsstörung“ aufgetreten. Ein Teil der Patienten habe eine erniedrigte Zahl an Blutplättchen (Thrombozyten) aufgewiesen, bei vier Patienten lagen Erkrankungen vor, die „teilweise auch das Blutgerinnungssystem betrafen“. Bislang ist in Deutschland laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) 1,6 Millionen Mal mit dem vektorbasierten COVID-19-Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers geimpft worden.

Ursächlicher Zusammenhang nicht erwiesen

Die EMA prüft derzeit, ob ein ursächlicher Zusammenhang vorliegt, in einer ersten Stellungnahme vom 16. März erklärte EMA-Chefin Emer Cooke, dass noch nicht klar sei, ob es sich bei den beobachteten thrombotischen Ereignissen um Nebenwirkungen des Impfstoffs handle oder um ein zufälliges Ereignis. Noch überwiegt nach Ansicht der EMA „der Nutzen des Impfstoffs von AstraZeneca bei der Vorbeugung von COVID-19 mit dem damit verbundenen Risiko von Krankenhausaufenthalten und Tod (…) die Risiken von Nebenwirkungen.“

Auch normalerweise trifft eine CSVT häufiger Frauen

Auf diese bislang verfügbaren Informationen stützt sich auch die DGN: „Zusammengefasst ist derzeit ein möglicher Kausalzusammenhang der berichteten Einzelfälle mit der Impfung nicht abschließend beurteilbar, da zu mehreren Fällen nur wenige Informationen vorliegen“. Ein kausaler Zusammenhang zwischen der Impfung und den Ereignissen werde jedoch aktuell „genau geprüft“. Zum Vergleich: Laut DGN erkranken in Deutschland jährlich ein bis zwei von 100.000 Personen an CSVT, meistens seien es Frauen. Und weiter: „Selbst wenn die Impfung wesentliche Ursache für die Thrombosen beziehungsweise die Gerinnungsstörung sein sollte, handelte es sich dennoch um eine extrem seltene Nebenwirkung, die durch die Vorteile der Impfung bei weitem aufgewogen wird.“ Die DGN erinnert, dass gerade neurologische Spätfolgen nach durchgemachter COVID-19-Erkrankung „nicht selten“ sind, diese könnten nur primärpräventiv durch eine Impfung verhindert werden.

Wie äußert sich eine CSVT?

Die DGN beschreibt in ihrer Mitteilung auch die „Leitsymptome einer CSVT“: anhaltende Kopfschmerzen und andere neurologische Symptome. Allerdings sind Kopfschmerzen bekannte Nebenwirkungen einer COVID-19-Impfung (bei allen vier bislang bedingt in der EU zugelassenen Corona-Impfstoffen). In zulassungsrelevanten Studien berichteten 52,6 Prozent der Probanden über Kopfschmerzen nach der Impfung. Die Gebrauchsinformation zum AstraZeneca-Impfstoff informiert, dass Kopfschmerzen „sehr häufig“ als Nebenwirkung beobachtet werden und folglich mehr als 10 Prozent der Geimpften betroffen sein können.

Somit ist es nach Ansicht der DGN „nicht notwendig“, bei jedem Menschen, der nach der Impfung über Kopfschmerzen klagt, eine weiterführende neurologische Diagnostik mit Bildgebung durchzuführen. Diese sollte Personen vorbehalten bleiben, so die DGN, die in den ersten zwei bis drei Wochen nach der Impfung über mehrere Tage „neuartige und ungewöhnlich starke Kopfschmerzen bemerken“, die auf klassische OTC-Analgetika nicht ansprächen. Vor allem wenn sodann weitere neurologische Symptome – halbseitige Lähmungen und/oder Gefühlsstörungen, Sprachstörungen oder epileptische Anfälle – hinzukämen, sollte umgehend eine weitere Diagnostik erfolgen.

Einblutungen in die Haut

Zudem weist die DGN auf kleine, punktförmige Einblutungen (Petechien) in die Haut hin, vor allem der Gliedmaße, die auf eine geringe Blutplättchenzahl (Thrombozytopenie) hindeuten könnten. Thrombozytopenien waren bei einem Teil der jüngst berichteten CSVT-Fälle beschrieben worden. In diesen Fällen sollte eine Gerinnungsdiagnostik mit Blutbild und Bestimmung der Thrombozytenzahl die Symptomatik abklären.

Großbritannien: drei CSVT-Fälle auf eine Million Impfungen

Auch Großbritannien hat bereits viele Menschen mit dem AstraZeneca-Impfstoff gegen COVID-19 immunisiert, bei circa 1 Millionen Impfungen wurden laut DGN bisher drei Fälle von CSVT gemeldet, aus Norwegen lägen zwei Meldungen vor. Während Norwegen noch vor Deutschland die Impfungen mit AstraZeneca ausgesetzt hatte, deuten laut MHRA (Medicines and Healthcare products Regulatory Agency  –  Medizinische Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel in Großbritannien) die aktuellen Beweise nicht darauf hin, dass die Blutgerinnsel durch den Impfstoff verursacht wurden. Menschen mit Impfterminen sollten sich in Großbritannien weiter impfen lassen. 

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