COVID-19-Krankheitsverlauf
Corona-Pandemie
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Studie zur neurologischen Entwicklung von Kindern: Corona in der Schwangerschaft – eine Gefahr fürs Baby?

Im Hintergrund Schwangere, im Vordergrund positiver Coronatest und FFP2-Maske auf Holztisch
Eine Schädigung des Kindes, weil die Mutter in der Schwangerschaft an COVID-19 erkrankte, ist nicht zweifelsfrei nachgewiesen. | Bild: Patrick Daxenbichler / AdobeStock

Wie das Science Media Center (SMC) vorab berichtete, ist im Fachmagazin „JAMA Network Open“ eine Studie erschienen, „die sich mit den Folgen einer COVID-19-Erkrankung in der Schwangerschaft auf die neurologische Entwicklung des Kindes innerhalb des ersten Lebensjahres beschäftigt“.

Um diesen Zusammenhang zu untersuchen, haben US-Forschende in der Studie zwei Kohorten miteinander verglichen:

  • 222 Babys, deren Mütter während der Schwangerschaft an COVID-19 erkrankt waren, mit
  • 7.550 Babys, deren Mütter während der Schwangerschaft nicht infiziert wurden.

14 der 222 exponierten Babys (6,3 Prozent) und 227 der nicht exponierten Säuglinge (3,0 Prozent) haben schließlich eine Diagnose für eine neurologische Entwicklungsstörung erhalten.  

Die Studienautoren kommen damit zwar zu dem Schluss, dass dies vorläufige Hinweise sein können, „dass eine SARS-CoV-2-Infektion in der Schwangerschaft mit neurologischen Einschränkungen bei einigen Nachkommen verbunden sein könnte“. Doch laut SMC weist die Studie eine Reihe an Limitationen auf und wird von zwei britischen Experten sehr kritisch eingeschätzt.

Schwangerschaftskomplikationen beeinflussen Entwicklung des Kindes

So erklärte die Professorin für Bevölkerungsgesundheit von Müttern und Kindern Marian Knight von der „University of Oxford“, dass andere Schwangerschaftskomplikationen eher als die COVID-19-Erkrankung der Mutter die Ergebnisse der Studie erklären könnten. Es gebe eine Reihe von möglichen Erklärungen für die gemachten Beobachtungen, die schließlich auf 14 Säuglingen basierten, meint sie. Bei vielen Babys in der Studie soll es sich beispielsweise um Frühgeborene gehandelt haben. Einer möglichen Frühgeburt soll mit der Impfung der Mutter vorgebeugt werden.

„Es ist nicht möglich, auf der Grundlage dieser Studie den Schluss zu ziehen, dass COVID-19 in der Schwangerschaft Entwicklungsprobleme bei Kindern verursacht. Um festzustellen, ob dies wirklich ein Grund zur Besorgnis ist, sind verschiedene Studien erforderlich, die validierte Entwicklungsmaße im höheren Alter verwenden“, sagte Knight dem SMC. Tatsächlich hat sie nach eigenen Angaben die nationale Überwachung von COVID-19 in der Schwangerschaft in Großbritannien geleitet und ist Co-Autorin der SINEPOST-Studie. Diese Studie untersucht ebenfalls die neurologischen Entwicklungsergebnisse bei Kindern nach einer mütterlichen COVID-19-Infektion – allerdings mit einem längeren Beobachtungszeitraum.

Schwangerschaftsdiabetes hat Einfluss auf Ungeborenes

Der Professor für Geburtshilfe und Gynäkologie am „University College London“, Prof. Dimitrios Siassakos, erkennt in der Studie ebenfalls keine Beweise dafür, dass COVID-19 direkt zu den beobachteten Beeinträchtigungen geführt haben könnte. 

Als eine mögliche weitere Ursache nennt er Diabetes: „Während beispielsweise noch nicht geklärt ist, ob COVID-19 Babys direkt schädigen kann, wissen wir mit Sicherheit, dass Schwangerschaftsdiabetes dies tut, insbesondere wenn er nicht diagnostiziert und behandelt wird. Es ist möglich, dass nicht diagnostizierter Diabetes der versteckte Übeltäter ist; das könnte bedeuten, dass Frauen in diesen untersuchten Kohorten eher positiv auf COVID getestet werden und Babys mit späteren Problemen bekommen.“  

Auch wenn sich also keine Zusammenhänge zwischen einer kindlichen Beeinträchtigung und COVID-19 der Mutter in der Schwangerschaft belegen lassen, die Impfempfehlung sollten weiterhin alle Frauen im gebärfähigen Alter beherzigen. Denn wird COVID-19 symptomatisch, ist die Erkrankung mit einem erhöhten Frühgeburtsrisiko (2- bis 3-fach) assoziiert. 

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