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Corona-Pandemie
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Warnung vor Einnahmefehlern: AkdÄ: So nimmt man Paxlovid richtig ein

3 Tabletten von Paxlovid in männlicher Hand
Morgens und abends müssen drei Tabletten von Paxlovid eingenommen werden. | Bild: J.A. / AdobeStock 

COVID-19-Erkrankte ohne Sauerstoffbedarf, mit einem jedoch erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf, können das Corona-Arzneimittel PaxlovidTM erhalten. Das Problem ist nur: Das Kombinationsarzneimittel von Pfizer birgt zahlreiche Risiken – hinsichtlich Wechselwirkungen und auch bei der korrekten Einnahme.  

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) informierte in ihrer Drug Safety Mail vom 6. Januar 2023 über mögliche Fehler bei der Einnahme von PaxlovidTM. Aufgrund von zwei Fallberichten will die Ärzteschaft nun für das Risiko fehlerhafter Einnahmen von PaxlovidTM sensibilisieren.

Zur Erinnerung: Wie wirkt Paxlovid?

PaxlovidTM ist ein Arzneimittel, das aus zwei Wirkstoffen besteht: 

  • Nirmatrelvir wirkt antiviral gegen das Coronavirus und 
  • Ritonavir dient hingegen lediglich als „Wirkverstärker“ für Nirmatrelvir, indem es dessen Abbau im Körper verzögert. 

Die beiden Wirkstoffe sind nicht in einer Tablette verpresst, sondern separat in den Blistern verpackt. Diese laut AkdÄ „ungewöhnliche“ Verblisterung ist einer der Stolpersteine bei PaxlovidTM, denn sie könnte Patienten und Pflegepersonal verwirren. Normalerweise seien Wirkstoffe, die stets zusammen eingenommen werden müssen, als Fixkombination im Handel, was die Einnahme erleichtert und die Therapietreue der Patienten erhöht.

So wird Paxlovid eingenommen

Eine vollständige PaxlovidTM-Therapie dauert fünf Tage. An jedem dieser Tage nehmen die Patienten morgens drei Tabletten ein und im Abstand von zwölf Stunden drei weitere abends: Von diesen drei Tabletten enthalten die beiden rosafarbenen, ovalen Tabletten Nirmatrelvir (150 mg pro Tablette, insgesamt 300 mg Nirmatrelvir). Die weiße bis cremefarbene, kapselförmige Tablette enthält Ritonavir (100 mg). 

Neben der Farbe können die Patienten die Tabletten zudem an ihren Prägungen unterscheiden: Nirmatrelvir ist mit „PFE“ auf der einen und „3CL“ auf der anderen Seite geprägt, bei Ritonavir finden die Patienten auf einer Seite ein „H“ und „R9“ auf der Gegenseite.

Eine Packung PaxlovidTM enthält fünf Blister – für jeden Therapietag einen. Diese Tagesblister sind jeweils wieder unterteilt in die morgendliche Dosis mit drei Tabletten (goldene Seite des Blisters mit einer Sonne als Symbol) und die abendliche Dosis mit ebenfalls drei Tabletten (blaue Seite des Blisters mit einem Halbmondsymbol). „Der Patient muss daher für eine korrekte Einnahme morgens 2 rosafarbene und 1 weiße Tabletten und abends 2 rosafarbene und 1 weiße Tabletten einnehmen“, erklärt die Ärzteschaft dazu. 

PaxlovidTM: Vorsicht bei Nierenfunktionsstörung

Diese Standarddosierung ändert sich jedoch für Coronapatienten mit Nierenfunktionsstörung: Liegt die glomeruläre Filtrationsrate (kurz: GFR; pro Zeiteinheit filtriertes Volumen der Gefäß- oder Nervenknäuel der Niere) zwischen 30 und unter 60 ml/min, genügt die halbe Dosis von Nirmatrelvir, was bedeutet: Diese Patienten nehmen morgens und abends je nur eine rosafarbene Tablette (statt zwei) ein. An der Ritonavirdosis ändert sich jedoch nichts, sodass eine weiße Tablette je morgens und abends bleiben.

Damit ergeben sich zwei mögliche Dosierschemata – ohne und mit Nierenfunktionsstörung –, über die Ärzte und Apotheken am besten schriftlich wie folgt informieren sollten:

Gesunde Niere:
PaxlovidTM über 5 Tage
3–0–3 (je 2 rosa + 1 weiße Tabletten) oder:  

PaxlovidTM über 5 Tage
150 mg Nirmatrelvir (rosa Tabletten): 2–0–2 und
100 mg Ritonavir (weiße Tabletten): 1–0–1  

Eingeschränkte Nierenfunktion:
PaxlovidTM über 5 Tage
2–0–2 (je 1 rosa + 1 weiße Tablette) oder:  

PaxlovidTM über 5 Tage
150 mg Nirmatrelvir (rosa Tablette): 1–0–1 und
100 mg Ritonavir (weiße Tabletten): 1–0–1  

Kritisch findet die Ärzteschaft bei der Einnahme zudem, dass mit diesem „komplexen Einnahmeschema“ bei PaxlovidTM wahrscheinlich vor allem Patienten konfrontiert werden, die älter und/oder multimorbide sind, da PaxlovidTM lediglich bei Risikopatienten indiziert ist. Gerade diese Patienten könnten sodann Probleme haben, PaxlovidTM richtig anzuwenden.

PaxlovidTM nicht in deutscher Aufmachung

Problematisch ist darüber hinaus, dass PaxlovidTM ohne Gebrauchsinformation im Handel ist. Zusätzlich erscheint das Corona-Arzneimittel nur in einer englischsprachigen Verpackung, was bei Patienten, die der englischen Sprache nicht mächtig sind, Verständnisprobleme verursacht.

Deswegen sollen Hausärzte und Apotheken, die PaxlovidTM direkt an die Patienten abgeben, diesen die aktuelle Gebrauchsinformation in deutscher Sprache mitgeben. Der Beipackzettel findet sich auf der Seite des BfArM. Eine deutschsprachige Fachinformation hält die EMA bereit. Mehr und mehr sollen nun jedoch auch PaxlovidTM-Packungen in deutschsprachiger Aufmachung verfügbar werden, informiert die Ärzteschaft und beruft sich dabei auf das BfArM.

Was ist eigentlich PF-07321332?

Die AkdÄ findet einen weiteren Punkt bei PaxlovidTM nicht optimal gelöst: „In der Produktinformation – Fachinformation und Gebrauchsinformation – wird Nirmatrelvir kein einziges Mal erwähnt.“ Statt des Trivialnamens spricht Pfizer lediglich von PF-07321332, auch auf dem Blister. Und „dass PF-07321332 Nirmatrelvir entspricht, ist sicherlich selbst für Ärzte und Apotheker nicht sofort erkennbar, für Patienten möglicherweise sogar gar nicht“, überlegt die Ärzteschaft.

PaxlovidTM bedarf somit in besonderem Maß einer sorgfältigen pharmazeutischen Beratung, damit die Einnahme für Patienten möglichst einfach wird und Medikationsfehler vermieden werden.

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