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Erhöhte Lichtempfindlichkeit durch Medikamente?

Die Medikamenten-induzierte Photosensibilität spielt vor allem in den sonnenreichen Sommermonaten eine wichtige Rolle. Aktuellen Daten zufolge wurde bei knapp 400 verschiedenen Medikamenten ein photosensibilisierendes Potenzial beschrieben.
Arzneimittel: Was bedeutet Photosensibilität?
Solche Arzneimittel enthalten typischerweise Wirkstoffe, die sich – je nach chemischer Beschaffenheit – mehr oder weniger stark in die Hautschichten einlagern und dort mit dem UV-Licht der Sonne reagieren.
Entstehen dabei Radikale, können diese äußerst reaktiven Stoffe Zellmembranen und andere Zellbestandteile (z. B. DNA oder Proteine) zerstören. Dadurch werden die Hautzellen lichtempfindlicher.
Wie relevant dieses Verhalten bei der Medikamenteneinnahme wirklich ist, hängt von verschiedenen Faktoren wie beispielsweise der Darreichungsform (systemisch oder lokal), dem Hauttyp, der Hautdicke und Behaarung, der Außentemperatur und dem Vorliegen von Stoffwechselerkrankungen ab.
Die Medikamenten-induzierte Photosensibilität wird weiter in zwei Untergruppen eingeteilt: die phototoxischen und photoallergischen Reaktionen. Sie unterscheiden sich hauptsächlich darin, in welchem Ausmaß das Immunsystem beteiligt ist und zu welchem Zeitpunkt bestimmte Symptome auf der Haut auftreten.
Gut zu wissen: Lichtempfindlichkeit nur im Sommer?
PTA können im Beratungsgespräch erfragen, wann und wie häufig die Beschwerden bereits aufgetreten sind. Da photosensibilisierende Wirkstoffe nur im Zusammenhang mit UV-Strahlung zu Hautveränderungen führen, kann es vorkommen, dass sie im Winter gut vertragen werden und erst im Frühjahr und Sommer Probleme verursachen.
Wichtig ist zu wissen, dass vor allem die UV-A-Strahlung zum Zerfall der Wirkstoffe führt. UV-A-Strahlung ist in der Lage, auch dünnere Kleidung und Glasscheiben zu durchdringen. Hautschäden können deshalb sogar beim Autofahren oder beim Arbeiten in einem lichtdurchfluteten Büro auftreten.
Wie äußert sich eine phototoxische Reaktion?
Phototoxische Reaktionen sind nichtimmunologisch, kommen verhältnismäßig häufig vor und treten immer dann auf, wenn eine kritische Dosis des Medikamentes bzw. der UV-Strahlung überschritten wird.
Die Hautreaktionen können innerhalb von Minuten bis Stunden nach der Anwendung des Arzneimittels auftreten, aber auch erst mit Verzögerung von einigen Tagen.
Je nachdem, in welcher Hautschicht sich die Wirkstoffe anreichern, können die Symptome nach Art und Stärke variieren. Während sich akute Beschwerden als
- Rötung,
- Brennen,
- Juckreiz oder
- Bläschen
äußern, treten verzögerte Anzeichen einer phototoxischen Reaktion als
- starker Sonnenbrand,
- Schuppungen oder
- Pigmentstörungen auf.
Die Veränderungen zeigen sich an Hautstellen, die einer übermäßigen Strahlung ausgesetzt waren, und sind meist scharf von Bereichen abgegrenzt, die keine Sonne abbekommen haben (z. B. bedeckt durch Kleidung oder Hautfalten).
Photoallergische Reaktion durch Überempfindlichkeit
Im Gegensatz zur phototoxischen Reaktion handelt es sich bei der photoallergischen Reaktion um eine Typ-4-Allergie, die nur bei Personen mit einer bereits bestehenden Sensibilisierung auftreten kann.
Die Hautveränderungen zeigen sich vor allem als Ekzeme und treten verzögert, erstmals nach ca. 24–72 Stunden, auf. In den darauffolgenden Tagen kommt es häufig zu einer weiteren Verschlimmerung der Hautekzeme, bis sie langsam von selbst abklingen.
Photoallergische Nebenwirkungen von Medikamenten treten seltener auf als phototoxische Reaktionen, wobei auch eine Kombination beider Formen möglich ist.
Photosensibilität: Wirkstoffe aus vielen Indikationen betroffen
In einer breit angelegten Untersuchung, in der die Verordnungshäufigkeit von Medikamenten im Verhältnis zur Häufigkeit von photosensibilisierenden Reaktionen betrachtet wurde, konnte gezeigt werden, dass knapp 50 % aller Verschreibungen aus Österreich und Deutschland ein Medikament mit einem erhöhten Potenzial für Photosensibilität beinhalteten. Nicht alle Wirkstoffe stellen allerdings einen Beratungsbedarf dar, da die Reaktionen nur sehr selten vorkommen.
Photosensibilisierende Wirkstoffe finden sich in vielen Indikationsbereichen. Die meisten Berichte für Medikamenten-induzierte Hautreaktionen zeigten sich im Rahmen der Untersuchung bei:
- Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR): Naproxen, Ketoprofen, Piroxicam
- Antibiotika: Doxycyclin, Lomefloxacin, Tetracyclin, Ciprofloxacin, Demeclocyclin, Enoxacin
- Antimykotika: Griseofulvin, Voriconazol
- Diuretika: Furosemid, Hydrochlorothiazid
- Antiarrhythmika wie Amiodaron
- anderen Wirkstoffgruppen: Hypericin in Johanniskraut, Methotrexat, Fenofibrat, Promethazin und Methoxsalen
Außerdem sollten häufig verordnete Wirkstoffe trotz ihres geringen Risikos wie beispielsweise Simvastatin, Candesartan, Escitalopram, Allopurinol, Ibuprofen und Ramipril nicht unterschätzt werden. Insbesondere dann nicht, wenn sie in Kombination als Dauertherapie eingenommen werden.
Ältere Patienten, die häufiger unter Nebenwirkungen leiden als jüngere, sollten deshalb bei der Abgabe über die erhöhte Lichtempfindlichkeit informiert werden.
Gut zu wissen: Erhöhtes Hautkrebsrisiko durch photosensibilisierende Medikamente?
Da sich die Art und Ausprägung der Photosensibilisierung durch Medikamente stark voneinander unterscheidet, kann nicht davon ausgegangen werden, dass jedes Arzneimittel mit dieser Nebenwirkung Hautkrebs verursacht oder das Risiko für Hautkrebs erhöht.
Diese sogenannte Photokarzinogenese ist derzeit nur bei sehr wenigen Wirkstoffen nachgewiesen. Dazu gehören beispielsweise Psoralen und Azathioprin.
Die genauen Mechanismen sind noch nicht abschließend erforscht. Man geht allerdings davon aus, dass das Risiko mit weiteren Faktoren zusammenhängt.
Medikamente keinesfalls eigenmächtig absetzen
Besteht der Verdacht auf eine durch Photosensibilisierung entstandene Hautveränderung, sollte der Patient das Medikament keinesfalls selbst absetzen, sondern an den behandelnden Arzt verwiesen werden.
Nicht immer muss die Therapie auf ein anderes Medikament umgestellt werden. Eventuell kann auch eine abendliche Einnahme die Symptomatik abmildern. Zusätzlich sollten PTA Maßnahmen zum Schutz vor UV-Strahlung anraten.
Bei erhöhtem Risiko: Haut vor Sonneneinstrahlung schützen
Wurde eine Medikamenten-induzierte Photosensibilisierung festgestellt, sollte die Haut immer gut vor UV-Strahlung geschützt werden. Ein geeigneter Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor wie LSF 30 oder 50 ist bei längeren Aufenthalten in der Sonne anzuraten.
Da photoallergische Reaktionen auch durch bestimmte UV-Filter ausgelöst werden können (z. B. Mallorca-Akne), sollte man ein „Allergiker-freundliches“ Produkt auswählen.
Das regelmäßige Überprüfen des aktuellen UV-Index ist empfehlenswert, um die Haut optimal zu schützen. Um UV-Strahlung im Auto abzumildern, können spezielle UV-Schutzfolien die Einstrahlung durch Fensterscheiben verringern. Literatur:
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/ddg.14314_g