Sonderregeln im Apothekenalltag
Corona-Pandemie
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#mitmischen – PTA-Alltag in der Corona-Krise

PTA schiebt EC-Kartengerät unter Plexiglasscheibe durch
Abstand halten und nach Möglichkeit keinen direkten Kontakt – das ist auch für PTA in den Apotheken momentan Alltag. | Bild: MaBoSport / Imago Images

Gerade während der Corona-Pandemie wird besonders bewusst, wie wichtig PTA für das deutsche Gesundheitssystem sind. Denn neben den alltäglichen Aufgaben beraten sie nun auch zu Infektionswegen, beruhigen aufgebrachte Kunden, managen Lieferengpässe, organisieren Botendienste und stellen Desinfektionsmittel her. Zudem ist Schutzausrüstung wie ein Mund-Nasen-Schutz auch für PTA Mangelware, weshalb vielerorts improvisiert werden muss. 

Dass diese Situation viele Apothekenmitarbeiter belastet, ist nachvollziehbar und wird auch in den Leserbriefen der vergangenen Tage deutlich. Gemäß des diesjährigen Mottos „#mitmischen“ möchten wir am Tag der PTA diesen Lesern Gehör verschaffen und hier anonymisierte Ausschnitte aus zwei Zuschriften vom Freitag den 20.03.2020 präsentieren:

Wie viel „Spaß“ muss man verstehen?

„[…] Ich arbeite als PTA in einer öffentlichen Apotheke. Wir haben schon seit Montag mit fünf Personen im Akkord über 600 Kunden täglich bedient. Wir haben und bekommen keine Schutzmasken. Den HV- Tisch haben wir auf eine Distanz von 1,5 Meter mit Absperrband abgegrenzt und die Anzahl der Personen auf maximal sechs begrenzt. Dass wir aber auch Menschen sind, berücksichtigt fast keiner. Da wird die EC- Karte nochmal angehustet, man muss doch ein bisschen Spaß verstehen??? Wenn die Apotheken krankheitsbedingt schließen, wo lösen die Patienten ihre Rezepte vom Arzt dann ein? Da wird auch kein Lehrer oder Beamter weiterhelfen...! In den Medien kommen die Apotheken an vorletzter Stelle vor den Logistikunternehmen, wenn sie überhaupt erwähnt werden. Für mich ist die Gleichung sehr einfach: Keine Apotheke = Keine Medikamente. Fachpersonal ist nicht zu ersetzen! […]“

Politische Dankesworte verpuffen wie Zigarettenrauch

„[…] Seit dem ersten gemeldeten Coronafall am 27. Januar hat sich viel verändert. Vergangenen Montag (16.03.2020) wurde der Katastrophenfall für Bayern ausgerufen. Seit Mittwoch dürfen nur noch vier Kunden die Apotheke betreten. Sie sollen sich auf die vier roten Punkte in der Apotheke stellen. Plexiglasschutzscheiben sollen irgendwann nächste Woche kommen. Weiße Kittel sollen auch wieder getragen werden – sind bestellt. Seit Mittwoch wurden wir angehalten einen OP-Mundschutz zu tragen. Wenn man sich allerdings erkundigt, so kann man überall nachlesen, dass diese Art von Mundschutz, keinen wirklichen Schutz vor Viren bietet. Laut der AG KatPharm, die in der DAZ eine Checkliste Pandemie für öffentliche Apotheken herausgebracht hat, ist zum Schutz mindestens eine FFP2- Schutzmaske erforderlich. Diese sollte aber nicht länger als zwei Stunden am Stück und nicht länger als sechs Stunden am Tag getragen werden. Dazwischen sollten jeweils 30 min Pause liegen.

Des Weiteren ist zu lesen, dass das Bundesgesundheitsministerium versucht, schnellstmöglich Schutzkleidung und Atemmasken zu beschaffen, die dann an Arztpraxen, Krankenhäuser und Behörden verteilt werden sollen (werden die nicht auch in China produziert?). Über eine Verteilung an Apotheken ist nichts bekannt (DAZ Nr. 12). Ja, Sie haben richtig gelesen, wir Apotheken gehören zwar zur „kritischen Infrastruktur“, die essentiell (=lebensnotwendig) für die Bevölkerung zur Versorgung mit wichtigen Arzneimitteln ist, doch ein Schutz vor dem Virus ist nicht vorgesehen. Genauso ist es auch für die Kassiererinnen in den Supermärkten, Baumärkten, Getränkehandlungen usw. Der Abstand zum Kunden ist unter einem Meter, die Ansteckungsgefahr also relativ hoch. Was passiert, wenn diese Mitarbeiter krank werden, wenn Supermärkte und Apotheken usw. aufgrund von Personalmangel zusperren müssen? Daran darf ich gar nicht denken, denn dann geht es nicht nur um des Deutschen liebstes Klopapier. Panik wäre die einzig logische Folge und das wäre verheerend. Die politischen Dankesworte verpuffen bei diesen Gedanken, wie Zigarettenrauch – bloß nicht einatmen. Ich frage mich, warum setzt man bei den wichtigen Lieferketten nicht auf besonderen Schutz der Mitarbeiter? Was ist, wenn beim Großhandel die Mitarbeiter erkranken, wenn die Fahrer, die uns jeden Tag kistenweise Medikamente bringen, nicht mehr kommen können? […]


Das indische Wirtschaftsministerium hat den Export von 26 Wirkstoffen ausgesetzt, so konnte man am 04.03.20 in der PZ lesen. Darunter sind einige wichtige Antibiotika. Trotz alledem hört man von der großen Politik, alles sei in Ordnung und es gäbe keine ernsten Lieferengpässe. Doch, die gibt es – und nicht erst seit Corona! Ich stehe an vorderster Front und weiß, wovon ich spreche. […]
 

Und wo sind bei all dem Notstand, die von der Politik ach so hofierten Internetapotheken wie Doc Morris und Co? Können die auch etwas Anderes außer billig? Den Preis der Sparmaßnahmen müssen wir nun wir bezahlen – der Ein oder Andere bezahlt es sogar mit seinem Leben!“

Ihre Meinung ist gefragt!

Geht es Ihnen in der Apotheke zurzeit ähnlich oder haben Sie eine ganz andere Erfahrung gemacht? Schreiben Sie uns Ihre Gedanken gern als Kommentar in Facebook oder als E-Mail an ONLINEREDAKTION@PTAHEUTE.DE.

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