PTA im Porträt – Arbeitsbereiche
PTA – Der Beruf
8 min merken gemerkt Artikel drucken

Von aseptischer Herstellung und Analytik bis hin zu Rezepturen für die Frühchenstation: Arbeitsplatz Krankenhausapotheke

Wie viel Spaß Margit Pastorelli in ihrem Beruf hat, strahlt sie aus! | Bild: C. Neth / PTAheute.de

Nach ihrem Abschluss an der Karl-Arnold-Schule in Biberach an der Riß arbeitete Margit Pastorelli als Pharmazeutisch-technische Assistentin in jener inhabergeführten Innenstadtapotheke, in der sie bereits ihr PTA-Praktikum absolviert hatte. Sie genoss den Kundenkontakt und das persönliche Gespräch mit ihren Stammkunden und bereute die Berufswahl nie. Für Margit Pastorelli war undenkbar, die öffentliche Apotheke einmal zu verlassen. Nach über 20 Jahren im Beruf wechselte sie in eine Center-Apotheke, weil sie nach Kinderphase wieder mehr arbeiten wollte und das an ihrem alten Arbeitsplatz nicht möglich war. Das Arbeiten dort war anders, als sie es in den Jahren zuvor in der kleineren Innenstadtapotheke erlebt hatte, und, so Pastorelli, „die Politik hat uns das Arbeiten in der öffentlichen Apotheke auch nicht gerade leichter gemacht in den letzten Jahren.“ 

Mehr PTA-Handwerk

Zu dem Wechsel in die Krankenhausapotheke kam es durch einen Zufall. Margit Pastorelli bearbeitete die Wichtigen Mitteilungen in einer Fachzeitschrift und blätterte beiläufig die Stellenangebote durch. Dort stieß sie auf die Ausschreibung der Oberschwaben Klinik GmbH in Ravensburg. Schon länger wollte sie sich wieder mehr mit dem richtigen PTA-Handwerk, also der Rezepturherstellung, Analytik und aseptischer Herstellung beschäftigen. Dank einer Kollegin, die ihr gut zusprach, bewarb sie sich und es hat geklappt. Seit zwei Jahren ist sie nun in der Apotheke im Krankenhaus St. Elisabeth und ist sehr happy, diesen Schritt gemacht zu haben.

Typischer Arbeitstag in der Krankenhausapotheke

Wie in der öffentlichen Apotheke kann auch jeder Tag in der Krankenhausapotheke anders oder ähnlich sein. Die PTA in der Krankenhausapotheke im Krankenhaus St. Elisabeth sind wochenweise in unterschiedlichen Bereichen eingeteilt, entweder in der Zytostatikaherstellung oder im Galenik/TPE-Bereich. Wenn Margit Pastorelli in der Zytostatikaherstellung eingeteilt ist, weiß sie in der Regel genau, was auf sie zukommt: Chemotherapie-Infusionen herstellen im Akkord. Zwar handelt es sich um individuelle Rezepturen, der Herstellungsprozess ist jedoch immer derselbe und die Tage im Zytostatikalabor dadurch sehr ähnlich. Der Tag beginnt damit, dass die Zytostatika-Zubereitungen, welche am Vortag hergestellt wurden, ein drittes Mal von zwei Personen mit den Anforderungen aus der Praxis verglichen werden, bevor diese in die onkologische Praxis geliefert werden. Danach geht eine Kollegin in die Zytostatika-Vorbereitung und bereitet die Substanzen für die aktuellen Zytostatika-Zubereitungen vor. Zwei weitere PTA gehen dann in das Zytostatika-Labor und beginnen nach dem Vier-Augen-Prinzip mit der Herstellung der Zytostatika-Zubereitungen. 

In der Abteilung Galenik/TPE gibt es diese Routine nicht, sondern man sichtet täglich die anstehende Arbeit neu. Anfang der Woche verschafft man sich zunächst einen Überblick darüber, welche Defekturen ausgehen, plant die aseptischen Abfüllungen und die Schmerzpumpen, die von den jeweiligen Stationen bestellt werden. Dazu kommen die Individualbestellungen der Stationen und die individuellen Mischinfusionen für die Frühgeborenen. Einmal pro Woche werden Spritzenabfüllungen gemacht für die Stationen (Adrenalin/Methylenblau-Spritzen für die Endoskopie) oder Suxamethonium-Spritzen für die OPs auf den Stationen, sodass in der OP-Vorbereitung oder auf Station nur noch Kanülen aufgebracht werden müssen. Auch in der Galenik werden die Substanzen zunächst hergerichtet, eine Kollegin checkt die Substanzen (richtige Substanzen bereitgestellt?), dann wird ein Wägeprotokoll erstellt, auf dem alle Einwaagen eingetragen werden und erst danach beginnt die Herstellung. 

Pädiatrische Basislösung für Frühchenstation

Die täglich anfallenden individuellen Elektrolyt- und Vitaminmischungen für Frühchen seien ein sehr emotionales Thema, berichtet uns Margit Pastorelli. Man freue sich, wenn man erfahre, dass ein Kind gesund nach Hause entlassen wurde, sei aber gleichzeitig auch sehr betroffen, wenn eine Abbestellung komme, weil es das Kind nicht geschafft hat. Damit gehen die PTA dann im Team um. Der Austausch mit Kollegen hilft, solche Dinge zu verarbeiten. 

Defektur

Ein weiterer Unterschied zu vielen öffentlichen Apotheken ist in der Krankenhausapotheke, in der Margit Pastorelli arbeitet, die umfangreiche Defekturherstellung. Ob Hammamelissalbe, Nasentropfen, Octenidin-Lösung 0,1%, eine Desinfektionssalbe oder Coffeintropfen – hier wird noch richtig viel auf Vorrat hergestellt. Die Defekturansätze werden dann zur mikrobiellen Prüfung in ein externes Labor geschickt, ehe sie ins Lager kommen. „Hier kommt es gerne mal vor“, so Pastorelli, „dass man sich seinen Tag durchgeplant hat und dann kommt eine akut benötigte Rezepturherstellung dazwischen. Dann muss diese natürlich sofort gemacht werden.“ 

Zusatzaufgaben 

Jede Kollegin hat noch einen kleinen Extrabereich neben der Herstellung. Margit Pastorelli verbucht beispielsweise noch Rechnungen für den Wareneingang und ist SOP-Beauftragte im PTA-Bereich. Das heißt, sie kümmert sich darum, dass die SOPs im QMS-Ordner immer auf dem aktuellen Stand sind. 

Eine Kollegin regelt den Personalverkauf eine andere kümmert sich um Studienmedikation für die Patienten (Arzneimittelstudien im KH). Außerdem gibt es im PTA-Bereich noch die Extra-Aufgabe, Rezepte zu taxieren. Und eine weitere Aufgabe ist die Stationsbegehung, zu der alle Kolleginnen einmal eingeteilt werden.

Stationsbegehung

Die Stationsbegehung im OSK wird rollierend durchgeführt. Es gibt verschiedene Stationen, die in regelmäßigen Abständen inspiziert werden. Beliefert werden die Stationen zweimal pro Woche von den PKA. Die PKA gehen zweimal pro Woche auf die Stationen zum Scannen, sprich sie schauen, was fehlt, und bringen die Ware dann auf die Stationen. PTA kommen in regelmäßigem Abstand und schauen sich die Arzneimittelschränke von A bis Z durch. Hierbei prüfen sie beispielsweise, ob alle Medikamente, Verbandstoffe und Hilfsmittel noch ein gültiges Haltbarkeitsdatum haben, ob es für alle vorhandenen Arzneimittel Standortkärtchen im Schrank gibt und ob die Lagerbedingungen eingehalten werden. Die Stationsbegehung ist gesetzlich vorgeschrieben und entlastet zusätzlich das Pflegepersonal. Gäbe es einen Apotheker für jede vorhandene Station, ließen sich die Patientensicherheit und die Qualitätsstandards noch weiter verbessern. Mehr als eine Empfehlung des niedersächsischen Landtags für die verpflichtende Einstellung von Apothekern auf jeder Krankenhausstation im ganzen Bundesgebiet gibt es jedoch derzeit noch nicht.

Für die PTA in der Krankenhausapotheke sind die Stationsbegehungen eine gute Gelegenheit, einmal über den Tellerrand zu blicken und etwas mehr vom Krankenhausalltag mitzubekommen. 

Regelmäßiger Austausch und Teamschulung

Jeden Donnerstag gibt es eine PTA-Besprechung gemeinsam mit den Apothekern und jeden Freitag eine Gesamtbesprechung mit PTA, PKA und Apothekern. Das empfindet Margit Pastorelli als sehr hilfreich bei einem so großen Team und sorgt dafür, dass Dinge möglichst bei jedem ankommen. In diesen Besprechungen werden auch regelmäßig kleine Schulungen z. B. über neue Zytostatika-Substanzen oder über die korrekte Handhabung der Hilfsmittel zur Herstellung durchgeführt.

Eine sehr gute Entscheidung

Abschließend erzählt Margit Pastorelli, dass sie die Entscheidung, die öffentliche Apotheke zu verlassen, nie bereut hat, aber die Zeit dort auch nicht missen möchte. Es sei eine Herausforderung gewesen, aber ihre Zweifel hätten sich nicht bestätigt. Was heute ihre Lieblingsbeschäftigung in der Krankenhausapotheke sei, fragten wir sie zum Abschluss unseres Gespräches. Das sei nicht so einfach, weil ihr alle Tätigkeiten Spaß machten, die sie herausfordern. Wenn sie sich aber für eines entscheiden müsse, so wäre das die Sterilherstellung im Zytostatikalabor, weil man dort in seinem Arbeitsfluss nicht unterbrochen wird und in Ruhe und mit viel Konzentration seine Arbeit erledigen könne. Langfristig möchte sie sich gerne zur PTA mit der Zusatzbezeichnung Onkologie (DGOP) weiterbilden. 

Wir bedanken uns recht herzlich bei Margit Pastorelli, der Oberschwaben Klinik GmbH, Krankenhaus St. Elisabeth, dem Vorgesetzten von Frau Pastorelli und ihren Kolleginnen, die ihre Aufgaben für die Zeit unseres Interviews ganz selbstverständlich mitübernommen haben. 

Zurück