PTA im Porträt – Arbeitsbereiche
PTA – Der Beruf
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Von der PTA-Schule direkt ins Labor: Eine PTA im Labor

Melanie Blume fühlt sich als PTA pudelwohl im Labor. | Bild: Aug. Hedinger GmbH & Co. KG

„Öffentliche Apotheke war nach dem Praktikum nie mehr Thema“

Ihre Ausbildung hat Melanie Blume an der PTA-Fachschule in Siegen absolviert. Nach dem halbjährigen Praktikum in einer öffentlichen Apotheke und dem Abschluss in der Tasche zog es die junge PTA in den Süden Deutschlands. Dort ergatterte sie auf Anhieb eine Stelle im Labor bei der Firma Infirmarius, einem Hersteller für komplexhomöopathische Arzneimittel. Eine Tätigkeit in der öffentlichen Apotheke kam für Melanie Blume nie infrage. „Natürlich ist die öffentliche Apotheke die erste Anlaufstelle für PTA, aber das gute am PTA-Beruf ist, dass man vielfältige Möglichkeiten hat, zu arbeiten.“, so Blume. Und für sie war es von Anfang an das Ziel, in die Industrie zu gehen. Galenik und Chemielabor waren ihr Ding und sind es geblieben. Fünf Jahre lang arbeitete sie bei dem homöopathischen Hersteller im Labor in der Qualitätskontrolle, führte nasschemische Analysen und Prüfungen nach dem Homöopathischen Arzneibuch (HAB) durch ehe sie eine neue Herausforderung suchte. „Nach fünf Jahren war einfach die Zeit für Veränderung gekommen“, so Blume. Da ihr der galenische Bereich ebensoviel Freude bereitete, wie das Arbeiten im Labor bewarb Sie sich am Klinikum Esslingen in der Krankenhausapotheke um eine PTA-Stelle in der Zytostatikaherstellung. 

Zurück ins Labor

Nach einem Jahr aseptischem Arbeiten im Zytostatikalabor wollte sie doch wieder zurück ins Labor. Ihr fehlte das analytische Arbeiten, also bewarb sie sich auf eine Stellenausschreibung der Firma Aug. Hedinger GmbH & Co. KG. Es passte auf Anhieb und so arbeitet die PTA nun schon seit Februar 2013 in Stuttgart und ist rundum zufrieden. In dem großen und modernen Industriebetrieb, der geprüfte Ausgangsstoffe und Chemikalien für Apotheken, Krankenhäuser und Industrie mit chargenbezogenen Prüfzertifikaten liefert, ist sie nicht nur mit den üblichen Labortätigkeiten betraut, sondern lernte auch den Umgang mit dem Gaschromatografen, den PTA meist nur aus Erzählungen im Fach „Physikalische Gerätekunde“ kennen und sogar mit einem sogenannten AAS, einem Atomabsorptionsspektrometer. Beide Geräte werden eingesetzt, um die Identität und Reinheit von Ausgangsstoffen zu bestimmen. Die Firma Hedinger prüft jede Charge jedes Ausgangsstoffes im eigenen Labor, es gibt also viel zu tun. Die Prüfzertifikate für die einzelnen Substanzen werden, von Hedinger, auf die Gebinde aufgebracht. Die Apotheken können dann den entsprechenden Aufkleber auf dem apothekeninternen Prüfprotokoll aufkleben und die entsprechende Identitätsprüfung durchführen. Auf der Homepage der Aug. Hedinger GmbH & Co. KG können vorbereitete Prüfprotokolle zur Erleichterung der Identitätsprüfungen im Labor heruntergeladen werden. So hatten viele PTA bereits indirekt Kontakt mit der Arbeit von Melanie Blume.

Gaschromatographie

Die Gaschromatographie (GC) ist, wie die HPLC (High Performance / Pressure Liquid Chromatography), eine leistungsfähige Methode zur meist analytischen (in Spezialfällen aber auch präparativen) chromatographischen Trennung und quantitativen Bestimmung von organischen und anorganischen Verbindungen fast aller Klassen. Gaschromatographisch können solche Stoffe getrennt werden, die unzersetzt in den Gaszustand überführt oder unter Zersetzung reproduzierbar verdampft werden können. Unter dem Begriff der Gaschromatographie (GC) werden physikalisch-chemische Trennmethoden zusammengefasst, bei denen eine Stoffmenge durch Verteilung zwischen einer ruhenden („stationären“) und einer sich bewegenden („mobilen“) Phase erfolgt. Ein gaschromatographisches System besteht also wiederum aus zwei nicht miteinander mischbaren Phasen, von denen die eine sich an der anderen vorbeibewegt. Die Gaschromatographie umfasst dabei alle chromatographischen Methoden, bei denen die mobile Phase ein Gas ist. Bei Hedinger wird dies genutzt um, z.B. Benzol in Isopropylalkohol oder den Gehalt von Glycerol zu bestimmen.

Ein typischer Arbeitstag

Ein typischer Arbeitstag von Melanie Blume startet mit dem Kalibrieren der Geräte und Waagen. Danach liest sie die Werte an der neuen Wasseraufbereitungsanlage ab. Hier wird mit einem Leitfähigkeitsmessgerät geprüft, ob das Wasser die Anforderungen von Aqua purificata erfüllt. Das kontrolliert Blume und dokumentiert das Ganze. Danach folgen die unterschiedlichsten Analysen – je nachdem, was ansteht. Dazu kommen typische Labortätigkeiten wie die Herstellung von Reagenzien und Maßlösungen, die Wartung von Geräten während des laufenden Betriebes und vieles mehr. Die PTA führt alle Prüfungen nach dem Arzneibuch durch und ist außerdem daran beteiligt, auch neue, hausinterne Prüfmethoden zu entwickeln. Das ist für PTA eine eher untypische Tätigkeit, Melanie Blume findet das aber sehr spannend. „Im Prinzip mache ich genau das, was man früher in der PTA-Schule im Fach „Chemisch-pharmazeutische Übungen“ gemacht hat. Ich prüfe Ausgangsstoffe auf ihren Gehalt, ihre Reinheit und ihre Identität. Welche Ausgangsstoffe geprüft werden, hängt davon ab, was gerade produziert wurde und geprüft werden muss. Hierfür bekommen wir jede Woche einen Laborplan. So wissen wir, was kommt und können eventuell fehlende Reagenzien herstellen“. Die Aufgaben einer Analyse werden im Team aufgeteilt und am Ende aus den einzelnen Prüfungen ein Prüfzertifikat erstellt, welches dann in der Apotheke auf das Prüfprotokoll aufgebracht werden kann.

Unter Aufsicht des Apothekers – aber weitgehend selbständig

Melanie Blume arbeitet – wie PTA in der öffentlichen Apotheke auch – unter Aufsicht eines Apothekers. Ihre tägliche Arbeit verrichtet sie jedoch weitgehend selbstständig. Ähnlich wie in der Apotheke eine PTA abzeichnungsbefugt, also befähigt werden kann, Rezepte selbständig zu beliefern, wurde Melanie Blume nach einer gewissen Einarbeitungszeit „freigezeichnet“, um gewisse Tätigkeiten im Labor selbstständig durchführen zu können. Hierzu zählt zum Beispiel die Wartung des Gaschromatographen (GC). Am Anfang schaute ihr ein erfahrener Mitarbeiter bei der Kalibrierung und Arbeit mit dem GC zu, später wurde sie dann dafür freigezeichnet und kann die Analysen mit dem GC seitdem selbständig durchführen. Besonders spannend, erzählt Melanie Blume PTAheute-Online-Redakteurin Cornelia Neth, findet sie die derzeit stattfindende Qualifikation und Methodenentwicklung des bzw. für das neue Atomabsorptionsspektrometer. Konkret bedeutet das, dass im Team Prüfmethoden entwickelt werden, mit dem dann später die Ausgangsstoffe auf ihre Identität und Reinheit geprüft werden können. Es werden Prüflösungen hergestellt, getestet und festgestellt, was dabei noch optimiert werden kann. Hier fuchst sich Melanie Blume gerne in komplizierte Zusammenhänge hinein, um praktikable Lösungen mit ihren Kollegen zu erarbeiten.

Prüfung eines Ausgangsstoffes

Melanie Blume prüft mit Ihren Kollegen Ausgangsstoffe auf ihre Identität, ihre Reinheit und ihren Gehalt. Wie das abläuft, erläuterte sie am Beispiel des bekannten Isopropylalkohol, der in den auffälligen roten Gebinden in die Apotheken geliefert wird: 

  • Der produktspezifische Tankwagen wird beim Hilfsstoff-Hersteller beladen. 
  • Nachdem der Tankwagen bei uns angekommen ist wird von den entsprechenden, qualifizierten Mitarbeitern eine Laborprobe gezogen (wenn der Tankwagen mehrere sogenannte „Kammern“ hat wird eine Probe (ca. 2 Liter) aus jeder Kammer gezogen, da man an jeder Kammer mindestens die Identität bestimmen muss; Reinheit und Gehalt wird dann an einem, im Labor hergestellten, Mischmuster geprüft). 
  • Die Probe/n kommen zu uns ins Labor. Dort erfolgt eine Vollanalyse gemäß aller Arzneibücher und GMP. Auch Kundenspezifische Testmethoden sind möglich. 
  • Entspricht die Probe in der Vollanalyse allen Anforderungen erfolgt eine Chargenfreigabe durch die sachkundige Person (QP). 
  • Wenn der Isopropylakohol nicht direkt zu einem Kunden geht, sondern in unseren Lagertank überführt/abgetankt wird, wird danach noch einmal eine Probe aus dem produktspezifischen Lagertank gezogen und ins Labor gebracht. An dieser zweiten Probe erfolgt dann noch einmal eine Vollanalyse inkl. Chargenfreigabe durch die QP.

Eigeninitiative lohnt sich

PTA, die sich für eine Stelle im Labor interessieren rät Melanie Blume, es einfach zu versuchen. Meist sind die Stellen für CTA (Chemisch-technische Assistentinnen /Assistenten) ausgeschrieben, aber auch PTA haben das entsprechende Basiswissen. „Den Umgang mit den Gerätschaften lernt man in der entsprechenden Firma. Alles was man braucht ist ein chemisches Grundverständnis und vor allem Spaß an der Arbeit im Labor!“, so Blume. Wir bedanken uns bei der Firma Aug. Hedinger GmbH & Co. KG für den Einblick in dieses spannende Aufgabengebiet einer PTA und wünschen Melanie Blume auch weiterhin alles Gute!

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