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E-Learning: Die Schilddrüse – ein Update

Die Schilddrüse ist für zahlreiche endokrine Vorgänge verantwortlich. Von Körpergewicht über Schlaf bis zum Kinderwunsch: das schmetterlingsförmige Organ hat viele Aufgaben. | Bild: Siam / AdobeStock

Schilddrüsenerkrankungen

Allgemein können Schilddrüsenerkrankungen nach zwei Kriterien unterteilt werden:

a) Hormonelle Fehlfunktionen (Über-/Unterfunktion)
b) Veränderungen in Größe und Beschaffenheit (Struma, Knoten, Tumore)

Häufig kommt es allerdings zu Mischformen.

Schilddrüsenvergrößerung

Der Fachbegriff für eine Schilddrüsenvergrößerung lautet Struma. Im Volksmund wird diese Veränderung „Kropf“ genannt.

Die WHO unterscheidet verschiedene Schweregrade eines Strumas:

0 Vergrößerung nur im Ultraschall feststellbar
1 Struma tastbar, bei nach hinten geneigtem Kopf sichtbar
2 Struma auch bei normaler Kopfhaltung sichtbar
3 Sehr großes Struma mit lokalen Komplikationen (z. B. Atem- und Schluckbeschwerden)

Die Vergrößerung der Schilddrüse kann durch Entzündungen oder Tumoren verursacht werden. Gerade im süddeutschen Raum ist häufig Jodmangel die Ursache für ein Struma. Die Schilddrüse versucht, das wenige, in der Nahrung vorhandene Jod möglichst gut auszunutzen und vergrößert daher das Gewebe.

Schilddrüsenvergrößerungen können ohne (Struma diffusa) oder mit Knoten (Struma nodosa) auftreten.

Euthyreote Struma

Bei der euthyreoten Struma ist die Schilddrüse vergrößert, die Schilddrüsenhormonspiegel sind jedoch unauffällig. Diese Veränderung wird meist durch Jodmangel verursacht und daher auch oft „Jodmangelstruma“ genannt.

Gut zu wissen: Jodmangel in Deutschland

Durch die Gletscherschmelze vor tausenden von Jahren wurde das Spurenelement Jod weggeschwemmt. Deutschland, vor allem die südlichen Regionen, gelten seither als Jodmangelgebiet. Dies erklärt ein häufiges Auftreten eines unschönen Jodmangelstrumas, bevor das Spurenelement im Speisesalz und anderen Lebensmitteln angereichert wurde.

Die zu süddeutschen Trachten gehörigen „Kropfbänder“ stellen den Versuch dar, mit Schmuck den unschönen Hals zu kaschieren.

Knoten der Schilddrüse

Im Gegensatz zur diffusen Schilddrüsenvergrößerung sind bei Knoten nur einzelne Areale der Schilddrüse betroffen. Die Ursache hierfür können Vernarbungen sein, Zysten (mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume) oder gutartige Wucherungen des Drüsengewebes (Adenom). Sehr selten handelt es sich um bösartige Veränderungen (Schilddrüsenkrebs).

Aufgrund ihres Erscheinungsbildes im Szintigramm werden Knoten in „heiße“ und „kalte“ Knoten unterschieden. Heiße Knoten erscheinen gelb-rot, es handelt sich hier um aktive Bereiche, die Schilddrüsenhormone produzieren. Heiße Knoten sind in der Regel gutartige Veränderungen.

Kalte Knoten erscheinen blau-schwarz, es handelt sich um inaktive Gewebebildungen. Dahinter können sich bösartige Veränderungen verstecken (Schilddrüsenkarzinom). Es kann sich aber auch lediglich um harmlose Zysten handeln.

Schilddrüsenunterfunktion 

Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann dadurch bedingt sein, dass die hormonelle Steuerung durch Hypothalamus und Hypophyse fehlerhaft abläuft. Dies ist aber sehr selten. Viel häufiger liegt die Störung in der Schilddrüse selbst begründet.

Die häufigste Ursache für eine Hypothyreose ist die Hashimoto-Thyreoiditis. Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper dazu führen, dass die Schilddrüse dauerhaft entzündet ist. Durch die andauernde Entzündung nimmt die Menge des funktionstüchtigen Schilddrüsengewebes ab, es werden nicht mehr genug Schilddrüsenhormone produziert.

Auch nach einer Radiojodtherapie, einer Schilddrüsenoperation oder der Therapie mit Thyreostatika (siehe Kapitel „Therapie von Schilddrüsenerkrankungen“) kann eine Hypothyreose auftreten.

Symptome einer Hypothyreose sind z. B. Müdigkeit, depressive Verstimmung, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Verstopfung, erhöhte Infektanfälligkeit, trockene Haut, Haarausfall und Gewichtszunahme.

Die Behandlung der Hypothyreose erfolgt durch die Gabe von T4. Bei nicht zufriedenstellendem Ergebnis kann eine Kombination mit T3 erfolgen. Aufgrund der stärkeren Wirksamkeit und der damit verbundenen Gefahr von Nebenwirkungen am Herz-Kreislauf-System ist diese Kombination jedoch nicht Mittel der 1. Wahl.

Gut zu wissen: Schilddrüsenhormone und Gewichtsverlust

Da Schilddrüsenhormone den Stoffwechsel ankurbeln, werden sie manchmal missbräuchlich zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Aufgrund der vielen weiteren Wirkungen von Schilddrüsenhormonen ist diese Anwendung keinesfalls empfehlenswert.

Schilddrüsenüberfunktion 

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kommt es zu einer Überproduktion von Schilddrüsenhormonen und damit zu erhöhten Schilddrüsenhormonspiegeln im Blut.

Ursache dafür kann eine Schilddrüsenautonomie sein, das heißt, das Schilddrüsengewebe produziert unabhängig von der Steuerung durch den Regelkreis vermehrt Schilddrüsenhormone. Diese Überproduktion kann vom kompletten Schilddrüsengewebe ausgehen oder auch nur von einzelnen Knoten.

Die zweite, sehr häufige Ursache ist Morbus Basedow. Dies ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Schilddrüse zu vermehrter Aktivität angeregt wird. Die Symptome einer Hyperthyreose sind denen einer Hypothyreose genau entgegengesetzt: Es kommt zu Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Nervosität, innerer Unruhe, Schlafstörungen, Gewichtsverlust, Durchfall, Stimmungsschwankungen und Zyklusstörungen. Bleibt Morbus Basedow unbehandelt, so entwickeln sich im Spätstadium die charakteristischen Symptome Struma, Tachykardie und Exophthalmus (ein krankhaftes Hervorstehen der Augäpfel).

In der Therapie der Hyperthyreose stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Eine gedrosselte Jodzufuhr kann zu einer Verringerung der Hormonproduktion führen. Operation und Radiojodtherapie verringern das Schilddrüsengewebe und können so zu einer Normalisierung der Hormonspiegel führen. Medikamentös steht die Wirkstoffgruppe der Thyreostatika zur Verfügung. Eventuell werden T3 und T4 zur Korrektur eingesetzt, falls durch die Therapie eine Hypothyreose ausgelöst wurde.

Thyreoiditis

Die häufigste Ursache für eine Entzündung der Schilddrüse ist Morbus Hashimoto. In selteneren Fällen kann eine Thyreoiditis auch viral bedingt sein (Thyreoiditis de Quervain). In diesem Fall wird sie rein symptomatisch behandelt und heilt in der Regel komplett und komplikationsfrei aus.

Auch eine bakteriell bedingte Schilddrüsenentzündung ist möglich. Diese macht sich durch akut auftretende Entzündungssymptome bemerkbar und kann mit Antibiotika therapiert werden.

Schilddrüsenkrebs

Bösartige Erkrankungen der Schilddrüse sind sehr selten. Im Falle eines malignen Tumors sollte eine möglichst frühe Operation unter vollständiger Entfernung des krankhaft veränderten Gewebes erfolgen. Die Kombination mit einer Radiojodtherapie ist möglich.


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