E-Learnings
Fortbildung
15 min merken gemerkt Artikel drucken

E-Learning: Die Schilddrüse – ein Update

Die Schilddrüse ist für zahlreiche endokrine Vorgänge verantwortlich. Von Körpergewicht über Schlaf bis zum Kinderwunsch: das schmetterlingsförmige Organ hat viele Aufgaben. | Bild: Siam / AdobeStock

Therapie von Schilddrüsenerkrankungen

Behandlung mit Jodid bei Hypothyreose oder vergrößerter Schilddrüse

Um der Entstehung einer durch Jodmangel bedingten Hypothyreose oder Vergrößerung der Schilddrüse vorzubeugen, ist eine prophylaktische Gabe von Jodid sinnvoll. Auch eine bereits vergrößerte Schilddrüse kann sich durch die Gabe von Jodid wieder verkleinern.

Verabreicht wird Jodid in Form von Kaliumjodid, entsprechend einer Menge von 100–200 µg Jodid pro Tag. Die Einnahme sollte wegen der besseren Verträglichkeit nach dem Essen erfolgen.

Es gibt Depotpräparate, um die Jodideinnahme auf 1x pro Woche zu reduzieren. Hier muss der Kunde in jedem Fall auf die wöchentliche Einnahme hingewiesen werden, um Nebenwirkungen durch Überdosierung zu vermeiden. Diese können sein: Braunfärbung der Schleimhäute, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall – schlimmstenfalls bis zum Schock.

Auch wenn Jodid nicht verschreibungspflichtig ist, sollte es nicht ohne ärztlichen Rat eingenommen werden. Liegt eine Hyperthyreose oder eine Entzündung vom Typ Morbus Hashimoto vor, darf kein Jodid gegeben werden.

Einnahme von L-Thyroxin bei Hormonmangel

L-Thyroxin (T4) wird gegeben, um einen Mangel des Schilddrüsenhormons auszugleichen. Dieser kann krankheitsbedingt entstanden sein oder durch Behandlung (Operation, Radiojodtherapie oder Thyreostatika) ausgelöst worden sein.

Häufig empfohlen wird die Einnahme morgens nüchtern vor dem Frühstück, um die Resorption zu verbessern. Neuere Studien haben ergeben, dass eine Einnahme am Abend genauso effektiv funktioniert. Dabei gibt es die Möglichkeit, die Tabletten mindestens eine halbe Stunde vor dem Abendessen, mindestens zwei Stunden nach dem Abendessen oder direkt vor dem Schlafengehen einzunehmen.

Je nachdem, welche Medikamente sonst noch eingenommen werden müssen, kann jeder also für sich den optimalen Einnahmezeitpunkt bestimmen.

Schilddrüsenhormone gehen Wechselwirkungen mit zweiwertigen Kationen ein. Deshalb wird ein mindestens zweistündiger Abstand zu Lebensmitteln oder anderen Arzneimitteln, die v. a. Calcium oder Magnesium enthalten, empfohlen. 

Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Einstellung auf die richtige Schilddrüsendosierung entsprechend der Lebensgewohnheiten erfolgt. Hat jemand also jahrelang morgens Müsli mit Milch verzehrt und ist mit seinem Schilddrüsenpräparat erfolgreich eingestellt, so kann er diese Gewohnheit beibehalten. Im Gegenteil: Änderungen in der Verhaltensweise werden in den meisten Fällen eine Anpassung der Wirkstärke erforderlich machen.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Glucocorticoide, Betablocker, Kontrazeptiva und weibliche Geschlechtshormone können die Wirkung von L-Thyroxin mindern.

Im Gegenzug kann L-Thyroxin die Wirksamkeit von Metformin, Insulin und Glibenclamid verringern.

Bei Neueinstellung oder Umstellung der Therapie müssen diese Wechselwirkungen berücksichtigt werden.

Schilddrüsenhormone sind schon in geringsten Mengen wirksam und müssen sehr behutsam eingestellt werden. Es gibt Präparate in vielen verschiedenen Wirkstärken mit geringen Abstufungen – beginnend bei 25 µg bis hin zu 275 µg pro Tablette.

L-Thyroxin steht auf der Substitutionsausschlussliste

Der Gemeinsame Bundesausschuss legt auf der Substitutionsausschlussliste fest, für welche Wirkstoffe ein generelles Austauschverbot gilt, da schon geringfügige Änderungen der Wirkstärke zu klinisch relevanten Wirkungsveränderungen führen würden. Die Rabattverträge sind für diese Verordnungen nicht anzuwenden.

Die ärztliche Verordnung muss also zwingend die Angabe des Herstellers enthalten – andernfalls handelt es sich um eine unklare Verordnung, die einer Abklärung mit der Arztpraxis bedarf. Ebenso muss mit dem behandelnden Arzt Rücksprache gehalten werden, sollte das verordnete Präparat nicht lieferbar sein.

Thyreostatika bei Hyperthyreose

Thyreostatika hemmen den Einbau von Jod in die Schilddrüsenhormone und werden deshalb zur Therapie der Hyperthyreose eingesetzt. Gebräuchliche Wirkstoffvertreter sind Carbimazol und Thiamazol. 

Gut zu wissen: Was ist ein Prodrug?

Carbimazol ist das Prodrug zu Thiamazol. Unter einem Prodrug versteht man eine Vorstufe, die im Körper erst in die eigentlich wirksame Form umgewandelt wird.

Thyreostatika müssen über circa ein Jahr eingenommen werden und sind relativ nebenwirkungsreich. So kann es unter der Therapie z. B. zu Hautausschlägen, Juckreiz, Magen-Darm-Problemen oder Erhöhung der Leberwerte kommen. Zudem kommt es auch nach erfolgreicher Therapie relativ häufig zu Rückfällen.

Da es schwierig ist, die exakte Menge an benötigten Thyreostatika einzustellen, kommt es unter der Therapie häufig zu einer Hypothyreose. Um diese Überregulation auszugleichen, kann T4 gegeben werden.

Nichtmedikamentöse Behandlungsmethoden bei Schilddrüsenerkrankungen

Schilddrüsenoperationen

Eine operative Entfernung krankhaften Schilddrüsengewebes erfolgt sofort, sobald der Verdacht auf eine bösartige Veränderung besteht. Aber auch bei gutartigen Veränderungen, die z. B. zu Atembeschwerden führen, kann eine Operation sinnvoll sein, da sie zu einem sofortigen Erfolg führt.

Schilddrüsenoperationen verlaufen meist komplikationslos. Es besteht jedoch die Gefahr von Stimm- und Sprachstörungen, falls die benachbarten Stimmbänder im Rahmen der Operation in Mitleidenschaft gezogen wurden. Heilen die Störungen nicht innerhalb kurzer Zeit von selbst aus, können durch logopädische Unterstützung Erfolge erzielt werden.

Die Entfernung des Schilddrüsengewebes erfordert eine lebenslange Substitution der Schilddrüsenhormone. Wurden auch die Nebenschilddrüsen entfernt, muss außerdem zusätzlich Calcium gegeben werden.

Radiojodtherapie zur Inaktivierung von Schilddrüsengewebe

Radioaktives Jod wird vom Körper aufgenommen und aktiv in der Schilddrüse angereichert. In Folge wird das krankhafte Gewebe sozusagen von innen bestrahlt und dadurch inaktiviert.

Die Radiojodtherapie erfordert einen stationären Aufenthalt in Quarantäne von 3–12 Tagen, bei dem sämtliche Körperausscheidungen aufgrund der radioaktiven Strahlung in speziellen Behältern gesammelt werden müssen.  

Der Erfolg stellt sich nach circa 3 Monaten ein.

Je nachdem, wie viel Schilddrüsengewebe bestrahlt und damit inaktiviert wurde, kann auch nach einer Radiojodtherapie eine Substitution mit Schilddrüsenhormonen nötig sein.

Thermoablation gegen überschüssiges Schilddrüsengewebe

Bei der Thermoablation wird überschüssiges Schilddrüsengewebe durch Hitze geschädigt und inaktiviert. Der Effekt tritt nach einigen Wochen bis Monaten ein. Bei dieser Methode ist es besonders schwierig, das richtige Maß zu finden, um kein gesundes Gewebe mitzuschädigen.


Zurück