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Borreliose – Folge eines Zeckenstichs

Das Erythema migrans (Wanderröte) ist ein typischer Hinweis auf eine beginnende Borreliose. | Bild: Ingo Bartussek / Adobe Stock

Lyme-Borreliose ist eine von Zecken übertragene, bakterielle Erkrankung, die durch Infektion mit Borrelia burgdorferi (Borrelien) ausgelöst wird. Anders als bei FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) — einer viralen, von Zecken übertragenen Infektionskrankheit — ist bislang keine Schutzimpfung möglich.

Infektionsrisiko besteht in ganz Deutschland

Während die Gefahr einer FSME-Infektion geographisch auf entsprechende Risikogebiete beschränkt ist, besteht die Borreliose-Gefahr in ganz Deutschland. Je nach Gegend können bis zu 30 Prozent der dort vorkommenden Zecken Borrelien in sich tragen.

Untersuchungen aus Deutschland und der Schweiz zufolge wurden nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6 Prozent der Betroffenen Borrelien-Antikörper nachgewiesen. Allerdings ist nur ein kleiner Teil der Infizierten erkrankt. Insgesamt ist bei 0,3 bis 1,4 Prozent der Zeckenstiche mit Krankheitssymptomen zu rechnen.

Auf wandernde Rötung achten

Einen frühen Hinweis auf eine beginnende Borreliose stellt die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans) dar. Sie tritt nach einigen Tagen auf und ist durch eine ringförmige Hautrötung charakterisiert. Diese ist typischerweise im Zentrum blasser als am Rand und weitet sich mit der Zeit aus. Aber auch unspezifische, wandernde Rötungen sind möglich. In beiden Fällen sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Hinzu können allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen oder Müdigkeit kommen.

Weitere Folgen möglich

Auch das Nervensystem kann von der Infektion betroffen sein (sog. akute Neuroborelliose). Typisch sind dann brennende Nervenschmerzen, die je nach betroffenem Hirnnerv von Taubheitsgefühl, Seh- oder Hörstörungen begleitet werden können.

Mit deutlichem zeitlichem Abstand (Monate oder Jahre) kann sich nach einem Zeckenstich eine Lyme-Arthritis entwickeln. Diese Gelenkentzündung betrifft vorwiegend das Knie. Auch eine chronische Entzündung der Haut (Acrodermatica chronica athropicans) kann im Spätstadium einer Borreliose auftreten. Die bläuliche, zigarettenpapierartige Veränderung der Haut zeigt sich meist an den Innenseiten der Arme und Beine sowie an Nase, Finger und Zehen. In sehr seltenen Fällen kann es zudem zu einer Karditis (Entzündung des Herzens) kommen.

Antibiotische Therapie bei begründetem Verdacht

Bei einem begründeten Borrelioseverdacht (Wanderröte und/oder neurologische Symptome oder massive Gelenkschwellung) ist eine Antibiotikatherapie angezeigt. Dabei gilt, je früher, desto besser. Zum einen ist der Therapieerfolg in frühen Infektionsstadien am besten, zum anderen lassen sich so Spätfolgen vermeiden. Die Wahl des Antibiotikums, Dauer und Dosierung richten sich nach den jeweiligen Symptomen und dem entsprechenden Erkrankungsstadium.

Zur Prävention: Nach dem Aufenthalt im Freien stets Körper absuchen

Um sich vor einer Borreliose zu schützen, sollte man nach Aufenthalten im Freien stets den Körper nach Zecken absuchen. Denn Zecken stechen nicht sofort, sondern suchen erst nach einer geeigneten Stelle. Dafür laufen sie bis zu einer Stunde oder länger auf dem Körper umher. Auch Abduschen kann deshalb unter Umständen helfen. Zudem dauert es nach dem Stich ein bis zwei Tage, bevor Borrelien übertragen werden. Das rechtzeitige Entfernen vermindert also das Infektionsrisiko.

Hinweis:

Die Übertragung von FSME-Viren erfolgt dagegen schon innerhalb kurzer Zeit nach dem Stich.

Haaransatz und Ohren besonders beliebt

Da Zecken mehrere Tage zum Saugen benötigen, suchen sich gerne geschützte Stellen, um währenddessen ungestört zu bleiben. Bei Menschen bevorzugen sie daher den Haaransatz oder die Ohren sowie Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehle. Aber auch unter Kleidung fühlen sie sich offenbar sicher, weshalb Stiche unterhalb enganliegender Hosen oder dem Uhrenarmband nicht selten sind.

Mit Kopf und Kragen

Nach einem Stich sollte die Zecke – wie oben beschrieben – so bald wie möglich herausgezogen werden. Dabei kann eine Zeckenkarte hilfreich sein. Um eine Entzündung zu vermeiden, ist es wichtig, möglichst alle Zeckenteile zu entfernen. Zudem gibt das RKI (Robert Koch-Institut) folgende Hinweise:

  • Die Zecke an ihren Mundwerkzeugen nahe der Hautoberfläche greifen – niemals am Körper!
  • Langsam und gerade aus der Haut ziehen. Möglichst wenig drehen. 
  • Ist die Zecke entfernt, wird empfohlen, die Wunde zu desinfizieren.

Tipp:

Auf den Internetseiten des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit gibt es dazu eine bebilderte Anleitung.

Klebstoff oder Öl sollten laut RKI auf keinen Fall auf die Zecke geträufelt werden. Dies würde das Tier unnötig reizen und könnte dazu führen, dass es seinen Speichel und somit mögliche Infektionserreger abgibt.

Stichstelle im Auge behalten

Nachdem die Zecke entfernt wurde, sollten Betroffene die Stichstelle für vier bis fünf Wochen beobachten. Dies kann zum Beispiel anhand von regelmäßigen Fotoaufnahmen erfolgen. Zeigt sich dort ein roter Hof, kann dies ein Hinweis auf Borreliose sein (Erythema migrans). Ein Arztbesuch ist dann dringend anzuraten.

Hinweis:

Grippeähnliche Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit, Unwohlsein, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen, die sieben bis 14 Tage nach einem Stich in einem FSME-Risikogebiet auftreten, sollten ebenfalls beim Arzt abgeklärt werden.

Auch im Winter auf Zeckenstiche achten

Obwohl Zecken vor allem im Frühjahr zum Gesprächsthema werden, können Sie bei warmer Witterung auch im Winter von Belang sein. Denn ab einer Temperatur von 8 Grad sind die Spinnentiere aktiv.