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Wie gefährlich ist Lyme-Borreliose?

Popstar Justin Timberlake auf Tournee
Popstar Justin Timberlake ist an Lyme-Borreliose erkrankt. | Bild: IMAGO / Avalon.red

Vor kurzem hat Justin Timberlake mit emotionalen Worten auf Instagram mitgeteilt, dass er an Lyme-Borreliose erkrankt sei. Der Sänger schrieb, dass er „mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen habe. Die Krankheit sei sowohl psychisch als auch physisch unendlich belastend.“

Von der Diagnose sei er zunächst schockiert gewesen, aber es sei eine Erklärung dafür, warum er bei Auftritten starke Nervenschmerzen, Müdigkeit sowie Schwäche verspürt habe, so Timberlake. 

Er habe sich dennoch entschieden, seine derzeitige Tournee fortzusetzen, denn die Freude bei den Auftritten sei stärker gewesen als der Stress für seinen Körper.

Was ist Lyme-Borreliose?

Lyme-Borreliose ist eine durch Zecken übertragbare Infektionskrankheit, die durch verschiedene Bakterien der Gattung Borrelia (Borrelien) ausgelöst wird. Zu den humanpathogenen Arten – die Erkrankungen beim Menschen auslösen können – gehören Borrelia (B.) burgdorferi sensu stricto, B. afzelii, B. bavariensis, B. garnii und B. spielmanii.

Anders als bei FSME – einer viralen, von Zecken übertragenen Infektionskrankheit – ist bislang keine Schutzimpfung möglich.

Wie häufig kommt Lyme-Borreliose vor?

Während die Gefahr einer FSME-Infektion geografisch auf entsprechende Risikogebiete beschränkt ist, besteht die Borreliose-Gefahr in ganz Deutschland. Je nach Gegend können bis zu 30 Prozent der dort vorkommenden Zecken Borrelien in sich tragen.

Die Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenversicherung zeigten, dass sich im Jahr 2019 rund 306.000 GKV-Patienten mit Lyme-Borreliose infiziert hatten. Dabei sind nicht alle Regionen Deutschlands gleichermaßen stark betroffen. Die meisten Infektionen wurden aus den Bundesländern Brandenburg, Thüringen, Sachsen, Bayern sowie Sachsen-Anhalt gemeldet. 

Insgesamt folgen nur auf einen sehr kleinen Anteil aller Zeckenstiche (0,3–1,4 %) Borreliose-Symptome.

Gut zu wissen: Besteht eine Meldepflicht bei Lyme-Borreliose?

Lyme-Borreliose ist nicht flächendeckend meldepflichtig, sondern nur in den Bundesländern Bayern, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Hier sind Ärzte und andere Fachberufe verpflichtet, Fälle von Lyme-Borreliose an das zuständige Gesundheitsamt zu melden. Die Namen der Erkrankten werden dabei nicht weitergegeben.

Symptome von Lyme-Borreliose

Die Lyme-Borreliose wird auch als eine Erkrankung mit vielen Gesichtern bezeichnet, da sie sich mit zahlreichen verschiedenen Symptomen äußern kann. Typisch ist die als Erythema migrans bezeichnete Wanderröte: Dabei handelt es sich um einen sich ausbreitenden, roten Ring rund um die Einstichstelle, der sich einige Tage nach dem Zeckenstich bildet. Dieser ist typischerweise im Zentrum blasser als am Rand. In diesem Fall sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. 

Dazu können unspezifische Krankheitssymptome hinzukommen, wie 

  • Fieber,
  • Müdigkeit,
  • Kopf-,
  • Muskel- und
  • Gelenkschmerzen.

Lyme-Borreliose: Welche weiteren Folgen sind möglich?

Bleibt eine Lyme-Borreliose unbehandelt, kann auch das Nervensystem von der Infektion betroffen sein (sog. akute Neuroborelliose). Typisch sind brennende Nervenschmerzen, die je nach betroffenem Hirnnerv von Taubheitsgefühl, Seh- oder Hörstörungen begleitet werden können.

Mit deutlichem zeitlichem Abstand (Monate oder Jahre) kann sich nach einem Zeckenstich auch eine Lyme-Arthritis entwickeln: Dabei handelt es sich um eine Gelenkentzündung, die vorwiegend die Knie betrifft. 

Ebenso kann eine chronische Entzündung der Haut (Acrodermatica chronica athropicans) im Spätstadium einer Borreliose auftreten. Die bläuliche, zigarettenpapierartige Veränderung der Haut zeigt sich meist an den Innenseiten der Arme und Beine sowie an Nase, Finger und Zehen. 

In sehr seltenen Fällen kann es zudem zu einer Karditis (Entzündung des Herzens) kommen.

Solche Symptome beschreibt auch Justin Timberlake: Er habe starke Nervenschmerzen und sei von starker Erschöpfung (Fatigue) betroffen.

Wie kann man sich vor Lyme-Borreliose schützen?

Um sich vor Lyme-Borreliose zu schützen, empfiehlt es sich bei Aktivitäten im Freien, möglichst lange Kleidung und feste Schuhe zu tragen. Die Strümpfe können über die Hosenbeine gezogen werden, um das Hereinkrabbeln der Zecken zu verhindern. Zusätzlich können Repellentien (Insektenschutzmittel) aufgetragen werden. 

Nach dem Aufenthalt in der Natur sollte die Haut nach Zecken abgesucht werden. Wird hierbei eine Zecke entdeckt, ist diese möglichst schnell zu entfernen. Die Einstichstelle sollte anschließend für bis zu sechs Wochen lang auf Rötungen kontrolliert werden. 

Eine vorbeugende Antibiotika-Behandlung nach einem Zeckenstich wird derzeit nicht empfohlen.

Gut zu wissen: Stellen, die Zecken bevorzugen

Da Zecken mehrere Tage zum Saugen benötigen, suchen sie sich gerne geschützte Stellen, um währenddessen ungestört zu bleiben. Bei Menschen bevorzugen sie daher

  • Haaransatz,
  • Ohren,
  • Hals, 
  • Achseln, 
  • Ellenbeugen, 
  • Bauchnabel, 
  • Genitalbereich sowie 
  • Kniekehlen. 

Auch unter der Kleidung fühlen sich Zecken offenbar sicher, weshalb Stiche unterhalb enganliegender Hosen oder dem Uhrenarmband häufig vorkommen.

Lyme-Borreliose: Behandlung mit Antibiotika notwendig

Wird eine Lyme-Borreliose diagnostiziert, ist eine Antibiotikatherapie angezeigt. Die Wahl des Antibiotikums sowie die nötige Therapiedauer hängen hierbei auch davon ab, wie rasch der Therapiebeginn nach einem Zeckenstich erfolgt. Daher gilt: je früher, desto besser.

Mittel der ersten Wahl bei Symptomen der Haut sind orales Doxycyclin oder Amoxicillin. Als Alternativen kommen Cefuroxim, Azithromycin oder Clarithromycin – ebenfalls oral – infrage. Die Therapiedauer beträgt 14 bis 21 Tage (Azithromycin 5–10 Tage, Doxycyclin 10–14 Tage), sofern die Therapie früh im Krankheitsverlauf begonnen wird. In späteren Stadien wird eine antibiotische Behandlung über 30 Tage empfohlen.

In der Schwangerschaft ist Amoxicillin (oral) die Therapie der Wahl, alternativ Penicillin G (intravenös) oder Ceftriaxon (intravenös). Kinder unter acht Jahren erhalten Amoxicillin, erst ab dem neunten Lebensjahr kann auch Doxycyclin eingesetzt werden. Therapiealternativen bei Kindern sind Azithromycin, Clarithromycin oder Cefuroxim. Quellen:
- Bruhn C. Achtung, Zecken! DAZ.online vom 28. Februar 2025. www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2025/02/18/achtung-zecken-2
- www.morgenpost.de/panorama/article409647871/zeckenbiss-us-popstar-justin-timberlake-an-borreliose-erkrankt.html