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Fremanezumab: Dritter Migräne-Antikörper zur Zulassung empfohlen

Nun wurde ein dritter Antikörper zur Prophylaxe bei Migräne für die Zulassung empfohlen. Fremanezumab bindet als Antikörper das proinflammatorische CGRP. | Bild: pathdoc / stock.adobe.com

Jetzt – so scheint es – geht es bei den Antikörpern zur Migräneprophylaxe auch in der EU Schlag auf Schlag. Zur Chronologie: Im Juli 2018 erhielt Erenumab (Aimovig®) die EU-Zulassung und seit November stellt Novartis Aimovig® den Migränikern zur Verfügung. Der zweite Antikörper Galcanezumab vom pharmazeutischen Unternehmer Lilly erhielt die EU-Zulassung im November des vergangenen Jahres, allerdings lässt Lilly mit der Markteinführung von Emgality® derzeit noch auf sich warten. Es könnte zuletzt also passieren, dass Teva mit dem jüngsten der drei Antikörper, Fremanezumab, Lillys Galcanezumab noch überholt – denn im Januar 2019 hat der Humanarzneimittelausschuss CHMP bei der EMA nun auch Fremanezumab zur Zulassung empfohlen. Über die endgültige Zulassung entscheidet sodann die Europäische Kommission.

CGRP-Antikörper speziell zur Migräneprophylaxe entwickelt

Allen drei Antikörpern ist gemein, dass sie in das CGRP-System eingreifen. CGRP steht für Calcitonin Gene-Related Peptide. Dem proinflammatorischen (entzündungsfördernden) Neuropeptid kommt nach aktuellem Stand der Wissenschaft eine wesentliche Rolle in der Pathogenese (Krankheitsentstehung) der Migräne zu. Die CGRP-These wird unter anderem durch die Beobachtung gestützt, dass Patienten während einer Migräne-Attacke erhöhte Spiegel an CGRP aufweisen und Injektionen mit Calcitonin Gene-Related Peptide bei Migränikern Attacken auslösen können. Allerding haben Erenumab, Fremanezumab und Galcanezumab nicht das gleiche Ziel: Nur Erenumab neutralisiert den CGRP-Rezeptor, während Fremanezumab und Galcanezumab beide CGRP direkt binden. Ihre Indikationen sind identisch. Sowohl Aimovig®, Ajovy® und Emgality® sind für die Prophylaxe von Migräne zugelassen, und zwar für erwachsene Patienten, die an mindestens vier Tagen im Monat unter den Attacken leiden.

Prophylaxe durch monatliche oder vierteljährliche Injektionen

Fremanezumab ist ein humanisierter Antikörper, der in einer Dosierung von 225 mg monatlich subcutan injiziert wird. Es ist auch eine vierteljährliche Injektion mit 675 mg Fremanezumab möglich, jedoch gibt es in dieser Stärke kein Fertigarzneimittel. Das bedeutet, dass die Patienten dann drei Injektionen à 225 mg erhalten. Auch Erenumab und Galcanezumab erhalten die Patienten nur einmal im Monat subcutan, und zwar in Dosierungen mit 70 mg (Erenumab) beziehungsweise 120 mg (Galcanezumab), wobei bei Galcanezumab die Patienten initial eine Loading-Dose von 240 mg erhalten.

Bisherige Migräneprophylaxe mit Betablockern und Co

Auch jetzt gibt es schon prophylaktische Therapien bei Migräne. Allerdings sind alle hierbei eingesetzten Wirkstoffe eigentlich anderen Therapiebereichen entlehnt. So wurden und werden bislang Betablocker (Metprolol und Propranolol haben die besten Daten zur Wirksamkeit), der Calciumkanalblocker Flunarizin oder auch Antiepileptika wie Topiramat und Valproinsäure zur Migräneprophylaxe verordnet. Auch das trizyklische Antidepressivum Amitriptylin kann zur Vorbeugung von Migräne-Attacken versucht werden. Bei chronischer Migräne – mehr als 15 Migränetage pro Monat – ist auch Onabotulinumtoxin A einen Therapieversuch wert.

In den Vereinigten Staaten sind alle drei Antikörper Erenumab, Fremanezumab und Galcanezumab bereits zugelassen, auch dort machte Erenumab mit der ersten Zulassung das Rennen.