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Wie funktionieren Kupferspiralen?

Wie funktioniert die hormonfreie Empfängnisverhütung mit der Kupferspirale? | Bild: fancytapis/ Adobe Stock

Jüngst informierte das BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) über die Bruchgefahr von Kupferspiralen. Konkret ging es um die Seitenarme der IUP von Eurogine beziehungsweise des deutschen Vertreibers Tomed GmbH, betroffen waren Ancora, Novaplus® und Gold T®. In Frankreich wurden die besagten Spiralen vom Markt genommen, unter anderem weil die Zahl unerwünschter Schwangerschaften bei Anwenderinnen dieser Spiralen, Berichten der französischen Arzneimittelbehörde zufolge, zugenommen hatte. Doch wie funktionieren Kupferspiralen eigentlich?

Hormonfreie Empfängnisverhütung

Die Kupferspirale ist ein hormonfreies Verhütungssystem. Der Frauenarzt setzt sie in die Gebärmutter (Uterus) ein – daher auch die Bezeichnung Intrauterinspirale oder Intrauterinpessar (IUP) –, wo die Spirale bis zu mehrere Jahre verbleiben kann. Dort verhindert sie zuverlässig eine Schwangerschaft, bis sie mit Hilfe eines Rückholfadens „gezogen“, also entfernt wird. Zeitlich kann es sinnvoll sein, die Spirale während der Regelblutung einzusetzen, dann ist der Gebärmutterhals geweitet und das Einsetzen wird erleichtert. Zudem ist dann auch eine Schwangerschaft unwahrscheinlich.

T-Förmig, oval oder wie eine Sieben

Kupferspiralen verhüten ohne Hormone eine Schwangerschaft. Sie bestehen aus Plastik (Kunststoff) und Kupfer, für ihre kontrazeptive (verhütende) Wirkung entscheidend ist der Kupferanteil. Kupferspiralen können sich in ihrer Form unterscheiden. Manche sind T-förmig, andere eher ein Oval mit Widerhaken, oder sie bilden die Form der Zahl Sieben. 
Allen gemeinsam ist aber, dass um ihren Plastik-Trägerstab ein Kupferdraht gewickelt ist, der Kupfer-Teilchen (Kupfer-Ionen) abgibt.

Kupfer „bremst“ Spermien

Kupfer hat mehrere Wirkungen: Es schädigt die Spermien und wirkt so empfängnisverhütend. Zudem verändert Kupfer den Schleim von Gebärmutter und Eileiter, was Spermien den Weg zur Eizelle erschwert. Kommt es dennoch zu einer Befruchtung, verhindert die Kupferspirale die Einnistung der Eizelle in die Gebärmutter (Anwendung auch als „Spirale danach“, siehe Abschnitt weiter unten im Text).

Kupferspiralen mit Gold und Silber?

Manche Kupferspiralen enthalten neben ihren wesentlichen Bestandteilen – Plastik und Kupfer – zusätzlich ein Edelmetall, wie Gold oder Silber. Dieses soll die Haltbarkeit verbessern (Korrosionsstabilität), Silber hat zudem antimikrobielle Eigenschaften und soll vor Erregern schützen.

Für wen eignen sich Kupferspiralen?

Kupferhaltige IUP werden vom Frauenarzt in die Gebärmutterhöhle eingesetzt. Da sie dort mehrere Jahre verbleiben können, bieten sich Kupferspiralen vor allem für Frauen an, die längerfristig verhüten möchten – vielleicht die Familienplanung schon abgeschlossen haben – oder die hormonfrei verhüten möchten.

Vorteile und Nachteile der IUP

Vorteil der Verhütung mittels Kupferspirale ist, dass in das Hormonsystem der Frau – anders als bei der „Pille“ – nicht eingegriffen wird. Zudem sind Spiralen bezüglich des Aufwands bequem: Im Verhütungszeitraum ist lediglich alle drei bis fünf Jahre ein Eingriff erforderlich. Und: Es können keine Anwendungsfehler – „Pille vergessen“ – passieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Verhütungsschutz sofort nach Einsetzen der Spirale greift. Auch kann die Frau nach dem Entfernen bereits im darauffolgenden Zyklus schwanger werden, d.h. eine Post-Pill-Amenorrhoe tritt nicht auf.

Zur Erinnerung: Was ist die Post-Pill-Amenorrhoe?

Unter diesem Begriff versteht man das Ausbleiben der Regelblutung nach Absetzen der Pille für mehr als drei Monate. Die Post-Pill-Amenorrhoe tritt bei 2 Prozent der Anwenderinnen auf und wird auf die Hormonumstellung des Körpers zurückgeführt.

Auch in der Stillzeit

Spiralen eignen sich auch als Verhütungsschutz, während eine Frau stillt. Jedoch muss nach der Geburt eine gewisse Zeit gewartet werden (sechs bis acht Wochen), damit sich die Gebärmutter zurückbilden kann. Sonst ist die Gefahr, dass die Spirale ausgestoßen wird, zu groß.

Verrutschen möglich

Allerdings kann die Kupferspirale auch verrutschen und so an Wirksamkeit einbüßen. Das Risiko eines Verrutschens beziffert der Berufsverband der Frauenärzte mit 1 bis 3 Prozent. Aus diesem Grund sollte vier bis sechs Wochen nach Einsetzen und fortan alle sechs Monate der korrekte Sitz des IUP vom Frauenarzt mittels Ultraschall überprüft werden. 

IUPs können auch – von der Anwenderin unbemerkt – aus der Gebärmutter ausgestoßen werden. Ein Empfängnisschutz besteht dann nicht mehr. Aus diesem Grund wird empfohlen, dass die Anwenderin regelmäßig nach dem Rückholfaden tastet.

Kein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten

Wichtig ist: Kupferspiralen verhüten sicher vor Schwangerschaften, sie schützen aber nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Zudem kann die Regelblutung (Menstruation) stärker oder länger auftreten als ohne Spirale. Auch soll das Risiko für Eileiter oder Bauchhöhlenschwangerschaften etwas erhöht sein, wenn diese auch selten auftreten. Das Risiko einer Eileiterschwangerschaft beziffert der Berufsverband der Frauenärzte mit 0,6 Prozent (das heißt: von 1000 Spiralen-Anwenderinnen erleiden sechs eine Eileiterschwangerschaft).

Wie sicher ist die Spirale?

Der Pearl-Index von Kupferspiralen liegt laut dem Berufsverband der Frauenärzte bei 0,1 bis 4, Profamilia geht von 0,3 bis 0,8 aus. Der Pearl-Index ist ein Maß für die Zuverlässigkeit einer Verhütungsmethode. Er gibt an, wie hoch der Anteil sexuell aktiver Frauen ist, die innerhalb eines Jahres mit dieser Verhütungsmethode schwanger werden. 
Konkret bedeutet das für die Kupferspirale: Bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr werden von 1000 Frauen innerhalb eines Jahres eine bis 40 schwanger (Zahlengrundlage: Pearl-Index 0,1 bis 4). Je kleiner der Pearl-Index, desto sicherer ist die Verhütungsmethode.

„Spirale danach“

Die Spirale kann auch als „Notfallmaßnahme“ nach dem Versagen anderen Verhütungsmethoden, zum Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft angewendet werden. Sie muss innerhalb von fünf Tagen nach dem Geschlechtsverkehr in die Gebärmutter eingesetzt werden und verhindert dann, dass sich eine möglicherweise befruchtete Eizelle einnistet.