Wechseljahre
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Rotklee: Wundermittel gegen Wechseljahres­beschwerden?

Nahaufnahme einer Rotklee-Blüte
Die purpurroten, schmetterlingsförmigen Blüten des Rotklees bilden den Kopf der Pflanze, die sich in den Sommermonaten großflächig über Wiesen ausbreitet. | Bild: Karin Jähne / AdobeStock

Der Rotklee ist eine altbekannte und bewährte Futter- und Heilpflanze. Schon Hildegard von Bingen nannte den Klee zum ersten Mal im 11. Jahrhundert in ihrer „Physica“.

Auch heutzutage werden dieser Pflanze allerhand gesundheitsfördernde Eigenschaften zugesprochen. Besonders bei klimakterischen Beschwerden wie Hitzewallungen soll er Wunder wirken. Was ist dran?

Rotklee: eine heimische Wiesenpflanze

Rotklee, auch unter den Namen Wiesenklee, Honigblume, Mattenklee oder Ackerklee bekannt, ist ein Schmetterlingsblütler. Charakteristisch sind die purpurroten Köpfchen aus vielen kleinen Blüten und die dreizähligen, elliptischen oder mandelförmigen Blätter, an denen wir typischerweise einen Klee erkennen. Der lateinische Name Trifolium pratense setzt sich aus den Worten tres, tria für „drei“, folium für „Blatt“ und dem Wort pratum für „Wiese“ zusammen. 

Heimisch ist der Rotklee, den wir sicher schon so oft auf eben diesen Wiesen gesehen haben, bei uns in Europa. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich aber bis nach Vorderindien, Nordamerika und Nordafrika. 

Er bevorzugt gemäßigte und subtropische Regionen mit trockenen bis mäßig feuchten Wiesen. Auf denen wachsen die Pflanzen circa 20–40 cm hoch und breiten sich rasch aus. Noch dazu ist Rotklee sehr vitamin- und eiweißreich und eignet sich daher sehr gut als Futterpflanze. Für uns von größerer Bedeutung: Was macht den Rotklee zur Arzneipflanze?

Welche Inhaltsstoffe stecken im Rotklee?

In den Kleepflanzen finden sich einige wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe. Zur Erinnerung: Das sind Verbindungen, die für die Pflanze nicht zwingend lebensnotwendig sind. Im Rotklee finden wir unter anderem Flavonoide und Isoflavone/Isoflavonoide, darunter Genistein, Daidzein, Biochanin A und Formononetin. Auch ätherische Öle, Gerbstoffe und Cumarine sind im Rotklee enthalten.  

Pharmazeutisch am interessantesten sind im Rotklee die Isoflavone. Diese sekundären Pflanzenstoffe kommen außer im Klee auch noch gehäuft in Sojapflanzen vor. Ihre chemische Struktur ähnelt jener von Östrogenen, deswegen werden sie auch als Phytoöstrogene bezeichnet. Diese Phytoöstrogene wirken im Körper ähnlich wie „richtige“ Östrogene, nur deutlich schwächer.  

Phytoöstrogene binden nicht an alle Estrogenrezeptoren (ER), sondern haben eine selektive Bindung zum Beta-Estrogenrezeptor (ER-ß) und somit eine sogenannte SERM-Charakteristik (selektive Estrogenrezeptor-Modulatoren). 

SERM haben gewebe- und zellspezifisch sowohl agonistische als auch antagonistische Wirkungen auf Estrogenrezeptoren, wirken also teilweise östrogen und antiöstrogen. Ein wichtiger SERM ist zum Beispiel das Tamoxifen.

Phytoöstrogene gegen klimakterische Hitzewallungen?

Frauen in den Wechseljahren kämpfen häufig mit Stimmungsschwankungen bzw. depressiven Verstimmungen, Schlafstörungen und Konzentrationsstörungen. Besonders viele Frauen sind von wiederkehrenden Hitzewallungen und damit verbundenen Schweißausbrüchen betroffen und fühlen sich im Alltag dadurch beeinträchtigt.

Höchstwahrscheinlich sind die zurückgehende Östrogen-Produktion und stärkere Sekretion von Luteinisierendem Hormon (LH) dafür verantwortlich. Es kommt zu einem hormonellen Ungleichgewicht. Den im Rotklee enthaltenen Isoflavonen wird aufgrund ihrer östrogenähnlichen Wirkung nachgesagt, die hormonelle Dysbalance abzupuffern und die Symptome damit zu mildern.

Rotklee auch gegen Krebs wirksam?

Auch bei Krebspatientinnen, die durch die Chemotherapie in eine vorzeitige Menopause kommen, soll Rotklee die damit verbundenen Hitzewallungen lindern.  

Aber nicht nur das. Sogar gegen einige Krebsarten wie Brust- oder Prostatakrebs soll Rotklee unterstützend wirken. Wahrscheinlich werden Krebszellen bekämpft durch die Hemmung der Aromatase (ähnlich wie Letrozol und Anastrozol), durch die Aktivierung von DNA-Reparatur-Genen und der Apoptose, also des programmierten Zelltodes für entartete Zellen. So wird es zumindest von einigen Studien propagiert.  

Der Rotklee soll außerdem gegen gutartige Prostatavergrößerungen, zu hohe Cholesterinwerte und die damit verbundene Arteriosklerose, gegen Hauterkrankungen wie Ekzeme, gegen Depressionen, Stress und Osteoporose wirksam sein, und das alles durch die östrogenähnliche Wirkungsweise der Isoflavone.

Wundermittel Rotklee – was ist dran?

Zu diesen vermeintlichen Heilwirkungen gibt es jedoch nur eine sehr heterogene Studienlage. Fest steht, einen definitiven Wirksamkeitsbeleg für die genannten Erkrankungen und Beschwerden gibt es nicht. 

Daher gibt es aus Rotklee auch keine zugelassenen Arzneimittel, sondern nur Nahrungsergänzungsmittel und Tees. Der Nutzen ist also nicht eindeutig belegt, in der Theorie ist jedoch eine Wirksamkeit gegen klimakterische Beschwerden, vor allem gegen Hitzewallungen, möglich. 

Es spricht in den meisten Fällen daher nichts gegen eine sachgerechte Anwendung von Isoflavonen für Wechseljahressymptome. Tumorerkrankungen, Blutwertveränderungen, eine Prostatahyperplasie und auch manifeste Depressionen und Schlafstörungen gehören definitiv in ärztliche Hände und sollten nicht mittels Rotklee in der Selbstmedikation therapiert werden.

Wie viel Rotklee-Extrakt im Klimakterium anwenden?

Rotklee wird als Nahrungsergänzungsmittel bzw. als getrocknete Tee-Droge in Verkehr gebracht, so auch in die Apotheke. Aber auch hier gilt, wie so oft bei Heilpflanzen: Der eingestellte Extrakt mit einem definierten Wirkstoffgehalt sollte bevorzugt empfohlen werden. 

Als Gesamttagesdosis wird ein Richtwert von 30–50 mg Isoflavonen aus Rotklee angegeben, der als wirksam gilt. Oft lassen sich auch Angaben von höheren Wirkstoffgehalten finden. 

Aber: Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt bei Nahrungsergänzungsmitteln mit Rotklee-Isoflavonen eine Menge von max. 43,5 mg Isoflavonen pro Tag bei einer Anwendungsdauer von maximal drei Monaten. 

Rotklee-Produkte aus der Apotheke

Produkte mit standardisiertem Isoflavon-Extrakt im therapeutischen Bereich sind zum Beispiel Doppelherz Meno Rotklee + Nachtkerzenöl + Biotin mit 50 mg Isoflavonen aus Rotklee (Achtung, etwas höherer Wirkstoffgehalt als empfohlen), Menoflavon mit 40 mg Isoflavonen aus standardisiertem Rotklee-Extrakt oder Allpharm Rotklee Kapseln mit 500 mg Rotklee-Konzentrat, welches 40 mg Isoflavone enthält.

Auch höher dosierte Präparate (80–90 mg Isoflavone) sind über die Apotheke bestellbar, sollten aber wegen der Risikobewertung nicht empfohlen werden.

Unerwünschte Wirkungen und Anwendungsbeschränkungen

Rotklee-Präparate gelten weithin als gut verträglich. Aber auch Pflanzen bringen potente Wirkstoffe hervor und wie man so schön sagt: „Wo eine Wirkung, da auch eine Nebenwirkung.“

Selten bis sehr selten können schon kurz nach Beginn der Anwendung Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen auftreten. Von empfindlichen Brüsten, Magen-Darm-Problemen, Hautausschlägen, Halsschmerzen und Harnwegsinfekten wurde berichtet.

Anwendungsbeschränkungen und Gegenanzeigen für Rotklee-Präparate:

  • Eine Dosis von 43,5 bis 50 mg Rotklee-Isoflavonen pro Tag sollte nicht überschritten werden.
  • Eine maximale Anwendungsdauer von drei Monaten in der Selbstmedikation ist unbedingt einzuhalten, Langzeitanwendungen sollten ärztlich kontrolliert werden.
  • Rotklee ist in der Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.
  • Patientinnen mit Brustkrebs (auch in der Vorgeschichte) sollten Rotklee- und andere Isoflavon-Präparate nur nach ärztlichem Rat einnehmen. Durch die östrogenähnliche Wirkung kann hormonabhängiges Tumorwachstum beeinflusst werden.
  • Gleiches gilt bei einer Leberschädigung sowie bei gleichzeitiger Hormonbehandlung (Achtung vor allem bei Tamoxifen!)
  • Die enthaltenen Cumarine aus dem Rotklee können Einfluss auf die Blutgerinnung haben, daher sollte bei Gerinnungsstörungen bzw. bei Einnahme von Antikoagulantien oder auch von blutverdünnenden Phytopharmaka (z. B. Ginkgo) ein Arzt zurate gezogen werden.
  • Isoflavone können die Synthese von Schilddrüsenhormonen beeinflussen, nicht zwingend mit klinischen Auswirkungen, es sollte aber ärztlich abgeklärt sein.
  • Bei Langzeitanwendung auf ausreichende Jodversorgung achten.

Quellen:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16373244/#:~:text=Conclusions%3A%20Compared%20with%20placebo%2C%20red,vaginal%20cytology%20and%20triglyceride%20levels.

https://flexikon.doccheck.com/de/Selektiver_Estrogenrezeptormodulator

https://www.netdoktor.de/heilpflanzen/rotklee/#:~:text=Rotklee%20oder%20Wiesenklee%20(Trifolium%20pratense,Krebs%20wird%20dem%20Rotklee%20zugesprochen.

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/isoflavone-hilfe-in-den-wechseljahren-8255
 

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