Rezeptur
In dieser Serie beantworten wir aktuelle Anfragen aus der Apotheke und erklären wichtige Themen aus dem Bereich der Rezeptur. 
Titelbild: Schelbert / DAV
5 min merken gemerkt Artikel drucken

Lösungen mit Furo­semid herstellen: So geht's

PTA stellt Lösung im Becherglas her; zwei Substanzen stehen auf dem Labortisch daneben
Bei der fertigen Furosemid-Lösung sollte eine klare Lösung ohne erkennbare Teilchen vorliegen. | Bild: Schelbert / PTAheute

Das Diuretikum Furosemid wird bei zahlreichen Erkrankungen eingesetzt, dabei sind die häufigsten Indikationen Bluthochdruck, Ödeme infolge von Herzinsuffizienz sowie Hyperkaliämie. Im Handel stehen Tabletten in Dosierungen von 40 mg bis 500 mg sowie Parenteralia zur Verfügung. Für Kinder ist auch eine Lösung zum Einnehmen mit 10 mg/ml als Fertigarzneimittel erhältlich. Diese Lösung enthält jedoch Ethanol 96 % (V/V) als Hilfsstoff und ist für jüngere Kinder nur bedingt geeignet.

In der Rezeptur besteht daher Bedarf für niedrig dosierte wässrige Zubereitungen zum Einnehmen. Ab einem Alter von einem Monat erhalten Kinder normalerweise 1 bis 4 mg Furosemid pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag, aufgeteilt auf zwei bis vier Einzeldosen.

Furosemid: Lichtempfindliche Rezeptursubstanz

Furosemid liegt als weißes, kristallines Pulver vor und ist als Rezeptursubstanz erhältlich. Die Substanz ist in Wasser praktisch unlöslich, lässt sich aber in wässrigen Lösungen bei alkalischen pH-Werten durch Salzbildung leicht in Lösung bringen. 

Der Wirkstoff ist lichtempfindlich und kann sich unter Einwirkung von Licht verfärben – solche verfärbten Lösungen müssen verworfen werden. Unnötige Verzögerungen während der Herstellung sind daher zu vermeiden.

Furosemid-Lösung: Geprüfter Rezepturvorschlag aus dem NRF

Bei der Herstellung einer Furosemid-Lösung kann auf eine standardisierte NRF-Vorschrift zurückgegriffen werden: 

100 ml Furosemid-Lösung 2 mg/ml / 10 mg/ml (NRF 26.2.):

 2 mg/ml10 mg/ml
Furosemid0,2 g1,0 g
Trometamol0,1 g0,45 g
Saccharin-Natrium0,1 g0,1 g
Methyl-4-hydroxybenzoat-Lösung 0,2 % (NRF S.60.)zu 100,0 gzu 100,4 g

Der Hilfsstoff Trometamol sorgt durch eine Erhöhung des pH-Wertes für eine gute Wasserlöslichkeit des Wirkstoffs, daher kann die Furosemid-Lösung ohne Zufuhr von Wärme hergestellt werden. Um den schlechten Geschmack von Furosemid abzumildern, wird zusätzlich Saccharin-Natrium als Süßstoff zugesetzt.

Herstellung der Furosemid-Lösung

Zur Zubereitung der Lösung werden die zuvor abgewogenen Feststoffe Furosemid, Trometamol und Saccharin-Natrium etwa mit der fünffachen Menge der Methyl-4-hydroxybenzoat-Lösung 0,2 % versetzt. Anschließend kann die restliche Trägerlösung hinzugefügt und der Ansatz verrührt werden. 

Bei der fertigen Furosemid-Lösung muss es sich um eine klare Lösung handeln, ungelöste Teilchen dürfen nicht zu erkennen sein.

Benötigte Stammlösung: Neu im NRF

Die zur Herstellung der Zubereitung eingesetzte Methyl-4-hydroxybenzoat-Lösung 0,2 % ist seit kurzem neu im Neuen Rezeptur-Formularium als Stammlösung zu finden. Dabei handelt es sich um eine anwendungsfertige Lösung, die ähnlich Konserviertem Wasser DAC unverdünnt direkt zur Herstellung von Lösungen eingesetzt wird. 

Die Stammlösung wird dazu unmittelbar vor der Herstellung oder bereits auf Vorrat hergestellt.

100 g Methyl-4-hydroxybenzoat-Lösung 0,2 % (NRF S.60.):

Methyl-4-hydroxybenzoat0,2 g
Gereinigtes Wasserzu 100,0 g

Damit sich das Konservierungsmittel in Wasser auflösen lässt, muss das Wasser zum Sieden erhitzt werden. Eine Zubereitung ist sowohl im Becherglas als auch direkt in einer Flasche möglich. 

Wird die Stammlösung direkt weiterverarbeitet, muss diese zunächst bis zum Erkalten stehen gelassen werden. Bei der Herstellung auf Vorrat beträgt die Verwendbarkeitsfrist sechs Monate. 

Die Aufbewahrung muss zwingend bei Temperaturen über 15 °C erfolgen, da bei niedrigeren Werten das Konservierungsmittel ausfallen kann und auch bei Raumtemperatur nur langsam wieder in Lösung geht.

Gut zu wissen: Konservierung von pädiatrischen Zubereitungen

Zubereitungen zum Einnehmen für Kinder sollten vorzugsweise durch Sorbinsäure vor mikrobiellem Verderb geschützt werden. Sorbinsäure darf auch schon bei Frühgeborenen zum Einsatz kommen. 

Ist eine Verwendung von Sorbinsäure aufgrund höherer pH-Werte nicht möglich, sollte mit Methyl-4-hydroxybenzoat konserviert werden. Konserviertes Wasser DAC enthält neben dem Methylester noch Propyl-4-hydroxybenzoat, das für Kinder nicht geeignet ist, da ein Einfluss auf das weibliche Fortpflanzungssystem nicht ausgeschlossen werden kann.

Abfüllung und Haltbarkeit der Furosemid-Lösung

Die fertige Zubereitung kann in eine passende Braunglasflasche mit Kolbenpipette und Steckverschluss abgefüllt werden. 

Bei dem leicht alkalischen pH-Wert der Lösung können Konservierungsmittel wie Sorbin- oder Benzoesäure nicht eingesetzt werden, da diese nur im sauren Bereich wirksam sind. Die Lösung wird daher durch die Methyl-4-hydroxybenzoat-Lösung 0,2 % vor mikrobiellem Verderb geschützt. 

Als Aufbrauchsfrist in der Glasflasche können sechs Monate festgesetzt werden.

Gut zu wissen: Herstellung auch ohne Konservierungsmittel möglich

Für Säuglinge, bei denen eine Konservierung möglicherweise nicht erwünscht ist, kann die Furosemid-Lösung 2 mg/ml / 10 mg/ml nach NRF-Vorschrift 26.1. auch nicht konserviert hergestellt werden. Die fertige Zubereitung muss dann im Kühlschrank bei Temperaturen zwischen 2 und 8 °C gelagert werden. Die Aufbrauchsfrist ist stark verkürzt und beträgt zwei Wochen.

Kennzeichnung der Furosemid-Lösung

Das hergestellte Arzneimittel wird nach § 14 Apothekenbetriebsordnung gekennzeichnet. Da es sich um eine NRF-Rezeptur handelt, wird zusätzlich die Ziffer der Monografie angegeben.

Vorschlag zur Kennzeichnung:

Beispiel-Etikett für 100 ml Furosemid-Lösung
Vorschlag für ein Etikett für 100 ml Furosemid-Lösung 10 mg/ml  (NRF 26.2.)

Quellen:
- Furosemid-Lösung 2 mg/ml / 10 mg/ml (NRF 26.2)
- DAC/NRF-Rezepturhinweis Furosemid (10.10.2023)
 

Zurück