Titelbild: Schelbert / DAV
Konservierung von Rezepturen in der Pädiatrie

Auch pädiatrische Zubereitungen müssen in der Apotheke dahingehend überprüft werden, ob eine Konservierung notwendig ist. Wasserfreie Arzneimittel brauchen grundsätzlich nicht konserviert werden, jedoch gelten wasserhaltige Zubereitungen als mikrobiell anfällig und fordern daher den Zusatz eines Konservierungsmittels. Bei Kindern dürfte das vor allem
- lipophile und hydrophile Cremes,
- hydrophile Gele und
- wässrige Lösungen zum Einnehmen betreffen.
Bei der Auswahl eines passenden Konservierungsmittels muss üblicherweise die Anwendungsart und der pH-Wert der Zubereitung beachtet werden. Bei Kindern kommt zwingend noch das Alter hinzu.
Konservierungsmittel für Kinder: Sorbinsäure ist unbedenklich
Dermatika und Lösungen zum Einnehmen sollen vorzugsweise mit Sorbinsäure konserviert werden. Dieses Konservierungsmittel gilt für Kinder als unbedenklich.
Zur Therapie von Apnoe-Anfällen bei Frühgeborenen kommt beispielsweise eine Coffein-Lösung 10 mg/ml (NRF 3.1.) zum Einsatz. Auch diese Lösung für ganz junge Säuglinge wird mithilfe von Sorbinsäure vor mikrobiellem Verfall geschützt.
Die antimikrobiell wirksame Sorbinsäure besitzt nur eine geringe Löslichkeit in Wasser. Aus diesem Grund wird bei der Verarbeitung in Rezepturen meist das gut wasserlösliche Kaliumsorbat eingesetzt. Dieses Salz der Sorbinsäure zeigt selbst keine antimikrobielle Wirkung, wirksam ist nur die bei pH-Werten unterhalb 5,5 in ausreichender Menge vorliegende Säure.
Zur Einstellung eines entsprechenden pH-Wertes wird vorwiegend Citronensäure verwendet. Geeignet ist dazu eine Kombination aus 0,14 % Kaliumsorbat und 0,07 % wasserfreie Citronensäure.
Bei höheren pH-Werten: Methyl-4-hydroxybenzoat als Alternative
Bei höheren pH-Werten können orale Zubereitungen für Erwachsene auch durch Zusatz von Konserviertem Wasser DAC konserviert werden. Dieses enthält eine Mischung aus Methyl-4-hydroxybenzoat und Propyl-4-hydroxybenzoat (3+1) in einer Konzentration von 0,1 %. Allerdings darf der Propylester bei Kindern aufgrund einer östrogenähnlichen Wirkung nicht eingesetzt werden.
Aus diesem Grund kommt in pädiatrischen Zubereitungen nur die Verwendung von Methyl-4-hydroxybenzoat alleine infrage. Um einen ausreichenden Schutz vor Verkeimung zu gewährleisten, muss die Substanz in einer Konzentration von 1,5 bis 2 mg/ml eingesetzt werden. Im NRF ist unter der Ziffer 34.1. beispielsweise ein Prednisolon-Saft zur Akutbehandlung anaphylaktischer Reaktionen zu finden, dieser kommt auch schon bei Kindern zum Einsatz.
Da diese Zubereitung durch einen Phosphat-Puffer auf einen pH-Wert zwischen 7,5 und 9 eingestellt ist, erfolgt eine Konservierung nicht mit Sorbinsäure, sondern mit einem Methyl-4-hydroxybenzoat-Konzentrat 150 mg/ml (NRF S.34.). Dieses Rezepturkonzentrat enthält das Methylparaben gelöst in Propylenglycol und dient zur einfachen Konservierung wässriger Zubereitungen.
Bei der Verarbeitung kann das Konzentrat in eine bereits hergestellte Lösung ohne Anwendung von Wärme zugegeben werden. Zudem hat das Konzentrat gegenüber dem Konserviertem Wasser DAC den Vorteil, dass auch Konzentrationen über 0,1 % erreicht werden können.
Neu im NRF: Wässrige Stammlösung mit Methyl-4-hydroxybenzoat
In der Ergänzungslieferung DAC/NRF 2025/1 ist nun erstmals eine wässrige Lösung mit Methyl-4-hydroxybenzoat 0,2 % (NRF S.60.) aufgeführt. Die anwendungsfertige Trägerlösung ist insbesondere zur Herstellung flüssiger Zubereitungen zum Einnehmen für Kinder geeignet und kommt dabei unverdünnt zum Einsatz.
Die Stammlösung kann in der Apotheke sowohl im Becherglas als auch in einer Flasche nach der Schüttelmethode hergestellt werden. Zur Auflösung des Konservierungsmittels ist der Ansatz zu erhitzen.
Konservierungsmittel Propylenglycol für jüngere Kinder gefährlich
Aufgrund seiner pH-unabhängigen antimikrobiellen Wirkung wird Propylenglycol häufig zur Konservierung zahlreicher Darreichungsformen eingesetzt. Für jüngere Kinder gilt Propylenglycol jedoch als kritischer Hilfsstoff, was bei der Verwendung des Methyl-4-hydroxybenzoat-Konzentrats 150 mg/ml (NRF S.34.) zu beachten ist.
Aufgrund einer unzureichenden Verstoffwechselung dieses Alkohols besteht die Gefahr einer Kumulation (Anhäufung). Propylenglycol und der daraus gebildete Aldehyd können die Blut-Hirn-Schranke überwinden und Krämpfe auslösen. Eine tägliche Applikation von 50 mg Propylenglycol pro Kilogramm Körpergewicht kann bei Kindern unter fünf Jahren daher gesundheitsschädlich sein.
Zur Konservierung von Dermatika darf Propylenglycol zwar eingesetzt werden, eine Anwendung bei Früh- und Neugeborenen sollte aber trotzdem vermieden werden. In dieser Altersgruppe ist die Hautbarriere noch nicht genügend entwickelt und es besteht das grundsätzliche Risiko einer Aufnahme der Substanz über die Haut.
Konservierungsmittel für Kinder: Auch Benzoesäure problematisch
Dermatika und Oralia mit leicht sauren pH-Werten können statt mit Sorbinsäure auch mit Benzoesäure konserviert werden. Zur Verarbeitung dieser Säure in Zubereitungen gilt prinzipiell die gleiche Vorgehensweise wie bei der Sorbinsäure.
Aufgrund der schlechten Wasserlöslichkeit der Benzoesäure wird das leicht wasserlösliche Salz Natriumbenzoat in Kombination mit Citronensäure zur Konservierung verwendet. Kinder unter zwei Jahren können Benzoesäure allerdings aufgrund einer noch unreifen Enzymaktivität nur unvollständig abbauen. Folglich kann sich die Substanz anreichern und es besteht die Gefahr einer schweren Schädigung des Zentralnervensystems (ZNS).
Eine Konservierung pädiatrischer Zubereitungen zur oralen Anwendung mit Benzoesäure sollte daher grundsätzlich unterbleiben. Eine Konservierung ist nur möglich nach einer Risikobeurteilung hinsichtlich des Alters des Kindes, der täglichen Dosis und der Behandlungsdauer.
Konservierungsmittel: Sorbinsäure als Mittel der Wahl
Zur Konservierung pädiatrischer Zubereitungen zum Auftragen auf die Haut oder zur Einnahme ist Sorbinsäure das Mittel der Wahl. Ist ein Einsatz dieser Substanz aufgrund höherer pH-Werte nicht möglich, kann auf Methyl-4-hydroxybenzoat zurückgegriffen werden.
Ist nur eine kurze Haltbarkeit der Zubereitung nötig und eine Kühllagerung gewährleistet, kann notfalls auch eine unkonservierte Rezeptur hergestellt werden. Quellen:
- Bergner A.: Praxishilfe Rezeptur, Schritt-für-Schritt-Anleitungen für die Apotheke, 2. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2021