Rezeptur
Praxiswissen
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2. Ringversuch 2022 von April bis November: Ringversuch 2022: Zubereitung mit Betamethasondi­propionat

Pulver wird in Fantaschale abgewogen
Von April bis November lädt das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker e. V. zum zweiten Ringversuch. Diesmal steht eine Zubereitung mit Betamethasondipropionat im Fokus. | Bild: Schelbert / PTAheute

Seit dem 1. April läuft der zweite Ringversuch des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker e. V. (ZL). Noch bis zum 01.10.2022 können sich Apotheken anmelden und so ihr galenisches Können unter Beweis stellen. Die eingesendeten Rezepturen werden durch das ZL hinsichtlich ihrer Qualität überprüft und bei Erfüllung der Anforderungen mit einem Zertifikat belohnt.

Während es im ersten Ringversuch 2022 um eine Cremezubereitung mit Hydrocortisonacetat ging, steht dieses Mal eine Zubereitung mit Betamethasondipropionat im Fokus.

Anwendung von Betamethasondipropionat

Betamethasondipropionat gehört wie Betamethasonvalerat zu den stark wirksamen halogenierten Glucocorticoiden. Es kommt lokal hauptsächlich bei Ekzemen, entzündlichen Erkrankungen und Gehörgangsentzündungen (Otitis externa) zum Einsatz.

Die therapeutische Konzentration liegt zwischen 0,05 und 0,1%, die Anwendungsdauer sollte zwei bis drei Wochen nicht überschreiten. 

Standardisierte Vorschriften zur Herstellung von Arzneimitteln mit Betamethasondipropionat existieren bisher nicht, auch Rezepturkonzentrate mit der Substanz sind nicht erhältlich.

Chemisch stabiler als Betamethasonvalerat

Durch die zweifache Veresterung ist Betamethasondipropionat chemisch stabiler als Betamethasonvalerat. Das pH-Stabilitätsoptimum liegt bei pH 4, der rezeptierbare pH-Bereich ist relativ breit und liegt zwischen pH 2 bis 8. In Rezepturen, die aufgrund der Stabilität anderer Wirkstoffe einen leicht basischen pH-Wert haben, gilt Betamethasondipropionat daher als Alternative zu Betamethasonvalerat, dessen rezeptierbarer pH-Bereich sich zwischen 2 und 5 befindet.

Herstellung verschiedener Darreichungsformen möglich

Zunächst einmal kann Betamethasondipropionat in Form einer alkoholischen Lösung verarbeitet werden, als Alkohol wäre dazu 2-Propanol 70% geeignet. Bei der Herstellung ist darauf zu achten, dass der Wirkstoff in der Flüssigkeit vollständig gelöst vorliegt. 

Weiterhin kann Betamethasondipropionat auch in eine hydrophile Gelgrundlage wie die NRF-Stammzubereitung Carbomergel pH 6,5 (NRF S.43.) eingearbeitet werden:

Betamethasondipropionat-Gel 0,05%
Betamethasondipropionat (mikrofein gepulvert) 0,05 g
Carbomergel pH 6,5 (NRF S.43.)zu 100,0 g

In dem Gel liegt Betamethasondipropionat überwiegend suspendiert vor, es kommt daher beim Einarbeiten zu einer Trübung der vorher klaren Gelgrundlage.

Zur Herstellung wird die mikrofein gepulverte Rezeptursubstanz zunächst in einer Fantaschale mit einer kleinen Menge Carbomergel angerieben. Sobald eine gleichmäßige weiße Paste vorliegt, kann der Ansatz mit rund 1/10 des Carbomergels unter häufigem Abschaben verrührt werden. Anschließend wird die restliche Grundlage unter Rühren und Abschaben ergänzt.

Die fertige Zubereitung kann in eine Tube abgefüllt werden; die empfohlene Aufbrauchsfrist beträgt dann 6 Monate.

Carbomergel pH 6,5: Eigenherstellung oder vorgefertigt erhältlich

Die NRF-Stammzubereitung kann in der Apotheke selbst hergestellt oder auch fertig bezogen werden. 

Im Gegensatz zu den Carbomergelen des Deutschen Arzneibuchs (Wasserhaltiges Carbomergel DAB und 2-Propanolhaltiges Carbomergel DAB) kann Carbomergel pH 6,5 auch auf Schleimhäuten angewendet werden. Denn während der Gelbildner Carbomer 50.000 nur für die kutane Anwendung geeignet ist, kann Carbomer 35.000 auch zur Anwendung in der Mundhöhle verwendet werden. Allerdings ist der Einsatz wegen des schlechten Geschmacks des Propylenglycols begrenzt.

Carbomergel pH 6,5 (NRF S.43.)
Carbomer 35.000 1,0 g
Trometamol1,0 g
Natriumedetat (Dinatrium-Dihydrat)0,1 g
Propylenglycol 10,0 g
Gereinigtes Wasser  zu 100,0 g

Zur Gelherstellung wird der Gelbildner zunächst mit der Neutralisationsbase Trometamol gemischt und die Pulvermischung unter nicht zu kräftigem Rühren in die Propylenglycol-Wasser-Mischung eingearbeitet. Die Gelbildung kann im Becherglas oder in einer Fantaschale mit Pistill erfolgen. 

Das Carbomergel pH 6,5 enthält kein Konservierungsmittel, ist aber durch den Alkohol Propylenglycol in Kombination mit Natriumedetat ausreichend vor mikrobiellem Befall geschützt.

Auch Herstellung einer Emulsion möglich

Betamethasondipropionat kann auch in eine hydrophile Emulsionsgrundlage eingearbeitet werden, geeignet wäre dazu die Hydrophile Basisemulsion DAC (NRF S.25.). Mit der Vorschrift NRF 11.47. „Hydrophile Betamethasonvalerat-Emulsion 0,05%“ existiert eine geprüfte Rezepturvorschrift, eine Verarbeitung von Betamethasondipropionat in der Grundlage ist analog möglich.

Hydrophile Betamethasondipropionat-Emulsion 0,05%
Betamethasondipropionat (mikrofein gepulvert) 0,05 g
Glycerol (wasserfrei) nach Bedarf
Hydrophile Basisemulsion DAC (S.25.) zu 100,0 g

Betamethasondipropionat liegt in der Emulsionsgrundlage überwiegend suspendiert vor. Um eine homogene Suspension zu erhalten, muss der Wirkstoff mit einem Anreibemittel angerieben werden. Dazu kann wasserfreies Glycerol verwendet werden. Vom Mengenverhältnis her empfiehlt das NRF 1 Teil Glucocorticoid mit 10 Teilen Anreibemittel zu versetzen.

Gut zu wissen: Warum wasserfreies Glycerol?

Glycerol 85% führt beim Anreiben zur Bläschenbildung und erschwert damit eine visuelle Beurteilung der entstehenden Suspension. Aus diesem Grund ist die wasserfreie Substanz vorzuziehen. 

Der Ansatz ist unter mehrmaligem Abschaben so lange anzureiben, bis eine durchscheinende, gleichmäßige Suspension vorliegt. Wenn beim Verstreichen an der Schalenwand keine Agglomerate mehr zu erkennen sind, kann der Ansatz zunächst mit der gleichen Menge Hydrophiler Basisemulsion aufgestockt und dann die restliche Grundlage eingearbeitet werden. Die fertige Emulsion wird in eine Schüttelmixtur-Flasche mit Klappscharnierverschluss gefüllt.

Die empfohlene Aufbrauchsfrist beträgt 6 Monate. Durch das in der Hydrophilen Basisemulsion enthaltene Kaliumsorbat ist die Betamethasondipropionat-Emulsion vor mikrobiellem Befall geschützt. Citronensäure als Säuerungsmittel stellt den pH-Wert der Zubereitung auf etwa 4,5 ein. Quellen: DAC/NRF-Rezepturhinweis Betamethasondipropionat (21.09.2021)
Hydrophile Betamethasonvalerat-Emulsion 0,05 % NRF 11.47.
 

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