Studium für PTA
PTA – Der Beruf
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Physician Assistance (B.Sc.) – ärztliche Aufgaben für PTA?

PTA Victoria Hiebsch kam im Rahmen eines Qualifikationsmix in die Klinik – jetzt studiert sie. | Bilder: privat

PTA Victoria Hiebsch kam Anfang 2020 im Rahmen eines Pilotprojekts auf die Hämatologische Kinderonkologie der Charité Campus Virchow. Dort kümmert sie sich seitdem um das Medikations- und Infusionsmanagement der Station. Auch die Betreuung der Eltern und das Erstellen von Medikationsplänen und die damit einhergehende Anleitung der Eltern gehört zu ihren Aufgaben. Ebenfalls die Bestellung der Arzneimittel. 

Einmal Fuß gefasst im medizinisch-pflegerischen Bereich möchte die pharmazeutisch-technische Assistentin aus Berlin nun mehr und hat vor einigen Monaten ihr Studium zur Physician Assistant begonnen. Im Interview verrät sie uns, wie es dazu kam und welche Hürden sie bisher schon erfolgreich meistern konnte.

Frau Hiebsch, Sie arbeiten schon eine ganze Weile nicht mehr als PTA in der Apotheke, sondern als Quereinsteigerin in der Charité Berlin und dort auf der Kinderkrebsstation. Vor kurzem haben Sie ein Studium begonnen. Erzählen Sie uns davon. Was studieren Sie und wie kam es dazu?

Victoria Hiebsch:

Ich arbeite seit dem vergangenen Jahr im Rahmen des Qualifikationsmix auf der Hämatologischen Kinderonkologie der Charité Campus Virchow. Dann hatte ich das große Glück, dass ich genau über diese Klinik ein Stellenangebot gefunden habe für ein Studium zur Physician Assistant. Das Studium dauert drei Jahre und schließt ab mit dem Bachelor of Science. Physician Assistant dürfen delegierbare ärztliche Tätigkeiten durchführen – auch schon während des Studiums. 

Aufgabenbereiche von Physician Assistants (PA):

  • Mitwirkung bei der Erstellung der Diagnose und des Behandlungsplans
  • Mitwirkung bei komplexen Untersuchungen sowie Durchführung von medizinisch-technischen Tätigkeiten, soweit diese nicht speziellen Berufsgruppen vorbehalten sind
  • Mitwirkung bei der Ausführung eines Behandlungsplans
  • Mitwirkung bei Eingriffen
  • Mitwirkung bei Notfallbehandlungen
  • Adressatengerechte Kommunikation und Informationsweitergabe
  • Prozessmanagement und Teamkoordination
  • Unterstützung bei der Dokumentation

Wie sieht ihr Studien- und damit Klinikalltag derzeit aus?

Victoria Hiebsch:

In meinem Alltag versuche ich derzeit, den ärztlichen Kollegen das Leben zu erleichtern, beispielsweise beim Verfassen von Arztbriefen. Eine andere Aufgabe ist es beispielsweise, sogenannte Konsile anzumelden. Bei uns auf der Station werden auch Blutprodukte benötigt, die bestellt werden müssen, oder parenterale Ernährung. Solche Bestellungen übernehme ich. Ich kann aber auch erste oder zweite Assistenz im OP sein bzw. auch Knochenmarkentnahmen bzw. Knochenmarkpunktionen vornehmen – unter Aufsicht natürlich.

Den Studiengang Physician Assistance (PA) gibt es in Deutschland erst seit 2005. Das Berufsbild ist also noch relativ neu. Vor dem Hintergrund ist es so, dass alle noch ein bisschen vorsichtig sind und wir uns erst einmal etwas herantasten, was die Tätigkeiten – auch noch während des Studiums – angeht. Und gerade als PTA, wenn man keine Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege gemacht hat, ist es natürlich schon eine etwas größere Herausforderung, Theorie und vor allem Praxis zu meistern.

Anatomie spielt in der PTA-Ausbildung nur eine Nebenrolle, bei Ihrem jetzigen Studium natürlich eine sehr viel größere. Fällt es Ihnen schwer, sich dieses Wissen jetzt im Nachhinein anzueignen?

Victoria Hiebsch:

Ehrlicherweise, auch wenn ich großes Interesse daran habe, ist es einfach sehr viel Stoff und für PTA definitiv eine größere Herausforderung als für jemanden, der bereits eine medizinische Ausbildung absolviert hat. 

Als ich bei meiner ersten Operation dabei war, wusste ich überhaupt nicht, wo wir gerade sind. Die Operateure haben mich aber sehr aufgemuntert und gesagt, dass das am Anfang jedem so geht – auch den Medizinstudierenden. 

Witzig ist aber, dass man auch das PTA-Denken nicht verliert und immer auch ein Auge darauf hat, welche Medikamente die Anästhesie gerade gibt und wie das Ganze eingestellt wird. Ich glaube, das kann mir später auf jeden Fall noch helfen.

Während der PTA-Ausbildung gibt es verschiedene Lernfelder bzw. Fächer. Wie läuft das Studium zum Physician Assistant in der Praxis ab? Gibt es Studien- und Klinikphasen? 

Victoria Hiebsch:

Zwischen der Charité, also meinem Arbeitgeber, und meiner Hochschule gibt es eine Vereinbarung, dass wir zu 25 Prozent auf unserer Heimatstation eingesetzt werden, und die restlichen 75 Prozent haben wir sogenannte Praxiseinsätze. 

Das heißt, wir müssen bestimmte Tage auf unterschiedlichen Stationen bzw. in unterschiedlichen fachlichen Richtungen ableisten. Dann haben wir eine Woche, also fünf Tage pro Monat, Uni und dann haben wir auch noch Transferzeiten für die verschiedenen wissenschaftlichen Arbeiten. 

Wir müssen drei wissenschaftliche Arbeiten schreiben: eine Studienarbeit (Literaturrecherche), eine Projektstudienarbeit, bei der auf ein bestimmtes Ziel hingearbeitet wird bzw. bei der man etwas Bestimmtes rausfinden möchte, und am Ende natürlich die Bachelorarbeit. 

War es schwierig, einen Platz zu bekommen? Welche Unterlagen mussten Sie einreichen?

Victoria Hiebsch:

Das war gar nicht so außergewöhnlich. Ich brauchte meine PTA-Abschlusszeugnisse, meine Berufsurkunde, einen Lebenslauf und ein Motivationsschreiben, wieso ich den Studiengang gerne machen möchte. 

Bei der Ausschreibung der Charité war der PTA-Beruf bei den Zugangsvoraussetzungen nicht explizit aufgeführt, deshalb habe ich mich im Vorfeld informiert und habe kurz nach der Bewerbung schon den positiven Bescheid bekommen, dass ich einen der wenigen Plätze bekommen habe. Voraussetzung für die Zulassung ist ein mindestens guter Abschluss der PTA-Ausbildung und natürlich ein bisschen Glück.

Was möchten Sie nach Ihrem Abschluss machen?

Victoria Hiebsch:

Nach meinem Bachelor-Abschluss möchte ich gerne promovieren, um noch tiefer in die Medizin einzusteigen. Wo und wie genau ich später eingesetzt werde, weiß ich natürlich noch nicht. 

Ich möchte aber beispielsweise Patienten bei der Aufnahme und Entlassung noch intensiver beraten können. Die Gespräche werden vermutlich auch einfacher, wenn ich zum Beispiel kleine Eingriffe selbst durchgeführt habe und dann genau sagen kann, was gemacht wurde und wie das Ergebnis ist. Generell möchte ich näher an die Patienten ran, auch im OP assistieren, weil es mich einfach interessiert. 

Wir bedanken uns recht herzlich bei Victoria Hiebsch für das nette und aufschlussreiche Interview und wünschen Ihr alles Gute für Ihren weiteren Weg.

Weiterführende Informationen

Auf der Webseite der Bundesärztekammer sowie der Hochschule für Gesundheit, Soziales und Pädagogik, können sich Interessierte über den Fachberuf Physican Assistant weiterreichende Informationen einholen.

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