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Antibiotikasäfte für Kinder zubereiten: So geht's

Vater gibt Kind einen Löffel mit Antibiotikasaft
Zur leichteren Verabreichung von Antibiotikasäften gibt es verschiedene Dosierhilfen. | Bild: Halfpoint / AdobeStock

Aus Gründen der Stabilität kommen Antibiotika-haltige Zubereitungen zum Einnehmen für Kinder überwiegend als Trockensäfte in den Handel. Dabei liegen die Inhaltsstoffe sprühgetrocknet und häufig mikronisiert vor und werden erst unmittelbar vor der Anwendung durch Zugabe von Wasser in eine gebrauchsfertige Darreichungsform überführt. 

Dies hört sich zunächst unkompliziert an, ist es in der Praxis aber meist nicht. Bereiten Patienten Trockensäfte zu Hause selbst zu, können dabei leicht zahlreiche Fehler auftreten, die dann zu gefährlichen Über- oder Unterdosierungen führen können. 

Bei der Abgabe antibiotischer Trockensäfte sollte daher den Eltern der kleinen Patienten angeboten werden, das Anmischen in der Apotheke zu übernehmen.

Gut zu wissen: Anmischen eines Trockensaftes ist eine Dienstleistung

Die Rekonstitution eines Trockensaftes für einen Patienten wird in Deutschland nicht von den Gesetzlichen Krankenkassen bezahlt, daher kann die Apotheke diese Tätigkeit nicht abrechnen. Auch dann nicht, wenn der Arzt auf der Verschreibung vermerkt hat, dass der Saft in der Apotheke anzumischen ist. 

Es handelt sich hierbei nämlich um eine Dienstleistung, die wie die Beratung bei der Abgabe eines Arzneimittels durch die Aufschläge nach Arzneimittelpreisverordnung bereits abgegolten ist.

Trockensaft: Pulver zunächst aufschütteln

In einem ersten Schritt muss das in der Flasche enthaltene Pulver oder Granulat aufgeschüttelt werden, und zwar so lange, bis das gesamte Pulver frei beweglich ist. 

Nur so kann sich bei der anschließenden Zugabe von Flüssigkeit eine gleichmäßige Suspension oder Lösung bilden.

Trockensaft mit Wasser portionsweise auffüllen

Nachdem das Pulver aufgelockert wurde, kann die notwendige Menge an Flüssigkeit dazugegeben werden. Aus hygienischen Gründen sollte zur Zubereitung nur frisch aus der Leitung entnommenes Wasser verwendet werden. Das Leitungswasser sollte normale Temperatur haben, heißes Wasser darf nicht verwendet werden. 

In der Regel wird das Wasser in zwei Portionen dazugegeben. Bei den meisten Antibiotikasäften ist dabei zweimal bis zur gleichen Markierung aufzufüllen, manchmal sind auch zwei getrennte Markierungen für die erste und zweite Wassergabe auf der Flasche vorhanden. Bei wenigen Präparaten muss die erste Portion Wasser auch bis einige Millimeter ober- oder unterhalb der Markierung eingefüllt werden. 

Auf jeden Fall muss zwischen der ersten und zweiten Zugabe von Wasser die Flasche intensiv geschüttelt werden. Mit der zweiten Portion Wasser muss so lange gewartet werden, bis sich der nach dem Schütteln gebildete Schaum wieder abgesetzt hat. Denn: Der Schüttelschaum darf nicht in das benötigte Volumen an Flüssigkeit mit einbezogen werden.

Wird die gesamte Wassermenge auf einmal dazugegeben, besteht die Gefahr, dass durch Lufteinschlüsse im Pulver zu wenig Flüssigkeit hinzugefügt wird. Dadurch würde es folglich zu Dosierungsfehlern bei der fertigen Zubereitung kommen.

Wichtig ist auch, das nötige Wasser nicht aus dem Wasserhahn direkt in die Flasche laufen zu lassen. Dabei ist die Gefahr groß, dass zu viel Wasser in das Gefäß gelangt. Am besten wird die benötigte Wassermenge langsam aus einem anderen Gefäß zugegossen, während die Flasche dabei auf Augenhöhe gehalten wird. 

Am Ende der Zugabe der zweiten Wasserportion ist die Zubereitung noch einmal kräftig zu schütteln.

Antibiotikasäfte vor Gebrauch schütteln!

Die überwiegende Anzahl an Trockensäften liegt im gebrauchsfertigen Zustand als Suspension vor, daher muss auch jedes Mal vor der Entnahme der Einzeldosis geschüttelt werden. Nur so liegen die Wirkstoffe homogen verteilt vor. 

Nach dem Schütteln muss kurz gewartet werden, bis sich der gebildete Schaum abgesetzt hat. Würde das Schütteln unterbleiben, wäre die entnommene Dosis deutlich unterdosiert. 

Nachdem eine Dosis entnommen wurde, darf die Flasche vom Patienten nicht wieder mit Wasser aufgefüllt werden.

Haltbarkeit und Lagerung von Trockensäften

Die rekonstituierten Trockensäfte weisen einen hohen Wasseranteil auf, daher ist die Verwendbarkeit kurz und liegt normalerweise zwischen 5 und 14 Tagen. Um hierbei den Überblick zu behalten, sollte das Datum der Herstellung ebenso wie der letzte Tag der Verwendbarkeit deutlich auf die Flasche geschrieben werden. 

Der überwiegende Anteil der fertigen Zubereitung muss im Kühlschrank bei Temperaturen zwischen 2 und 8 °C gelagert werden. Einige wenige antibiotische Zubereitungen müssen jedoch bei Raumtemperatur aufbewahrt werden. Dabei handelt es sich meist um Wirkstoffe, die bei kalten Temperaturen eine bessere Löslichkeit und einen äußerst schlechten Geschmack haben. Je mehr Substanz dann gelöst vorliegt, um so bitterer schmeckt die Zubereitung. 

Auch Säfte, die bestimmte Verdickungsmittel enthalten, sollen nicht im Kühlschrank aufbewahrt werden. Bei niedrigen Temperaturen wäre sonst die Viskosität zu hoch und ein ordnungsgemäßes Dosieren schwierig. 

Um die genauen Lagerungsbedingungen zu wissen, hilft letztendlich ein Blick auf die Verpackung oder Packungsbeilage des Präparats.

Lagerungsbedingungen verschiedener Trockensäfte:

FertigarzneimittelWirkstoffAufbrauchsfrist und Lagerung 
Amoxicillin-ratiopharm® 250 mg/5 ml TSAmoxicillin-Trihydrat14 Tage im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C
Cefaclor-CT 250 mg/5 ml Cefaclor-Monohydrat14 Tage im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C
Penicillin V acis® Saft 300.000 I.E./5 mlPhenoxymethylpenicillin-Kalium12 Tage im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C
Cefpodoxim Hexal® 40 mg/5 mlCefpodoxim14 Tage im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C
Cefurox Basics® 125 mg/5 mlCefuroxim10 Tage im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C
GrünCef® 500 mg/5 ml Cefadroxil7 Tage bei Raumtemperatur, 14 Tage im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C
Klacid Saft® Forte 250 mg/5 mlClarithromycin14 Tage bei Raumtemperatur
Zithromax® Trockensaft 200 mg/5 mlAzithromycin5 Tage bei Raumtemperatur

Antibiotikasäfte: Welche Dosierhilfen gibt es?

Zur Dosierung der antibiotischen Zubereitungen sollten Haushaltslöffel selbstverständlich nicht eingesetzt werden, denn diese weisen ein deutlich unterschiedliches Fassungsvermögen auf und sind zur Abmessung von Arzneimitteln grundsätzlich ungeeignet. 

Auch bei der Benutzung beigelegter Dosierhilfen passieren häufig Fehler: Insbesondere die Verwendung von Messlöffeln ist überaus fehleranfällig und kann zu deutlichen Abweichungen von der gewünschten Dosis führen. Zudem gestaltet es sich häufig schwierig, einen gefüllten Messlöffel ohne Flüssigkeit zu verschütten zielgenau in den Mund des Kindes zu bringen. 

Einfacher ist die Anwendung mit einem Dosierbecher. Allerdings beziehen sich die Volumenmarkierungen auf dem Becher auf die eingegossene Flüssigkeitsmenge und nicht auf die tatsächlich entnehmbare Menge. Gerade bei Flüssigkeiten mit höherer Viskosität können nicht unerhebliche Mengen im Becher zurückbleiben.

Orale Dosierspritzen am besten geeignet

Zur Abmessung von Suspensionsvolumina zur Einnahme sind Dosierspritzen mit passendem Flaschenadapter am besten geeignet, vor allem in der Pädiatrie, da dort teilweise nur geringe Mengen benötigt werden. 

Einige Hersteller haben den Antibiotika-haltigen Säften bereits Dosierspritzen beigefügt. Mit Hilfe einer solchen Dosierspritze kann das abgemessene Volumen dem Kind direkt in den Mund gegeben werden. Dazu sollte das Kind immer aufrecht sitzen, auch Säuglinge sollten zur Applikation aufrecht gehalten werden. Die Zubereitung kann dann vorsichtig in die Wangentasche entleert werden, so kann ein Verschlucken verhindert werden. Auch können so die Geschmackspapillen auf der Zunge umgangen werden, wenn die Zubereitung trotz Aromazusatz nicht gut schmeckt.

Liegt dem Arzneimittel keine Dosierspritze bei, sollte in der Apotheke eine passende Einmalspritze mitgegeben werden. Dabei sollte die Volumenskala der Spritze erklärt werden. Auch kann das individuell verordnete Volumen mit einem wasserfesten Filzstift markiert werden.

Dosierspritzen richtig reinigen

Aus hygienischen Gründen sollten die jeweiligen Dosierspritzen nur für das jeweilige Arzneimittel und nur für ein Kind eingesetzt werden. Nach dem Gebrauch sind die Spritzen mit warmem Wasser zu reinigen und trocknen. Eine Reinigung mit Spülmittel darf nicht erfolgen. Quellen:
- Kirchner W.: Arzneiformen richtig anwenden, Deutscher Apotheker Verlage, 4. Auflage, Stuttgart 2016.
- https://www.ptaheute.de/aktuelles/2019/04/16/antibiotikasaefte-richtig-herstellen-und-beraten
- Fachinformationen der genannten Präparate
 

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