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Überdosierte NEM können Trainingseffekt beeinträchtigen

Sportler sollten ihren Bedarf an Antioxidantien nicht mithilfe von Vitaminkapseln, sondern über vollwertiges Obst und Gemüse decken. | Bild: Marlon Bönisch / AdobeStock

Der Verlust an Mikronährstoffen wie Calcium, Natrium, Kalium, Eisen, Zink und Magnesium erfolgt beim Sport primär über den Schweiß. Wie groß diese Verluste sind, hängt von der individuellen Zusammensetzung des Schweißes und der Schweißrate ab. Relevante Mikronährstoffverluste mit Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit bei hoher Belastungsintensität über 60 Minuten hinaus betreffen meist nur Natrium, Kupfer und Zink. Besonders bei einem hohen Verlust an Natrium über den Schweiß in Kombination mit einem übermäßigen Konsum von natriumarmem Wasser während des Trainings bewegen sich Sportler schnell im kritischen Bereich der Hyponatriämie, welche gesundheitliche Schäden zur Folge haben kann. 

Leistungssportler: Rund 70 Prozent mehr Eisen benötigt

Auch für Eisen kann durch den sportbedingten Mehrbedarf ein Mangel vorliegen. Leistungssportler besitzen aufgrund der erhöhten Sauerstoffversorgung eine größere Erythrozyten- und Hämoglobinkonzentration im Blut als Nicht-Sportler. Deshalb benötigen sie rund 70 Prozent mehr Eisen. Bestimmte Risikogruppen, darunter Ausdauerathleten, Vegetarier und Veganer sowie Sportler mit starken Gewichtskontrollen, sind die Ausnahmen, die gegebenenfalls trotz ausgewogener Ernährung Eisenpräparate unter Aufsicht einer Fachkraft einnehmen sollten.

Verringerte Leistungsfähigkeit durch Vitamin-D-Mangel

Grundsätzlich achten Leistungssportler auf eine gesteigerte Nahrungs- und somit Nährstoffzufuhr und gleichen dadurch ihren energieumsatzabhängigen Mehrbedarf an Mikronährstoffen ohne Probleme aus. Die Unterversorgung einiger Mikronährstoffe unter den Sportlern wie Eisen und Vitamin D ist den Mangelerscheinungen der Allgemeinbevölkerung sehr ähnlich. 

Während ein Eisen- oder Vitamin-D-Mangel in der Allgemeinbevölkerung aufgrund von zunächst unauffälligen Symptomen über längere Zeit unbemerkt bleiben kann, zeigt sich dieser bei Athleten in der Regel schneller. Denn eine Eisenmangelanämie-induzierte, verminderte Sauerstoffversorgung oder diverse Beeinträchtigungen im Knochen- und Skelettmuskelstoffwechsel durch einen Vitamin-D-Mangel spiegeln sich deutlich in einem Abfall der Leistungsfähigkeit wider. Um das zu verhindern, sollten Sportler sich in diesem Fall nicht an alters- und geschlechtsspezifische, sondern an energieumsatzabhängige Referenzwerte für Mikronährstoffe halten.

Vorsicht vor Überversorgung

Im Gegensatz dazu bringt eine Überversorgung von Mikronährstoffen durch beispielsweise Nahrungsergänzungsmittel keinen Vorteil in Bezug auf die sportliche Leistung. Vielmehr ist bei der Einnahme von Vitamin- und Mineralstoffpräparaten aufgrund von gesundheits-, leistungs- und dopingbezogenen Risiken Vorsicht geboten und sollte nicht ohne Absprache mit einer Fachkraft eingenommen werden.

Bildung freier Radikale durch intensives Training

Hochdosierte Vitaminpräparate für eine extra Portion schützender Antioxidantien sind im Leistungssport beliebt, denn viele Sportler scheinen zu ahnen: Intensives Training richtet im gewissen Maß auch Schaden im Körper an. Womit sie vorerst gar nicht so falsch liegen. Denn als Nebenprodukt der Zellatmung entstehen freie Sauerstoffradikale (ROS – reactive oxygen species), die aufgrund ihrer Reaktionsfreudigkeit Zellen vielfältig schädigen können. Da die Zellatmung während körperlicher Belastung besonders im Muskel erhöht ist, kommt es dort auch zu einer erhöhten Bildung von freien Radikalen. 

Nachteilige Trainingseffekte durch Antioxidantien

Allerdings sind parallel zur vermehrten ROS-Bildung infolge starker körperlicher Aktivität auch die endogenen antioxidativen Abwehrmechanismen wie antioxidative Enzyme hochreguliert, um das richtige Maß an ROS beizubehalten. Da ROS außerdem als wichtige Signalmoleküle fungieren, tragen sie neben ihrem Potenzial zur Muskelschädigung auch zur Muskeladaption infolge intensiven Trainings bei. Im Hinblick auf diesen bivalenten Charakter der ROS überrascht es daher kaum, dass eine Antioxidantien-Supplementierung über den Bedarf hinaus in einigen Studien`Antioxidant Supplementation during Exercise Training´
https://link.springer.com/article/10.2165/11594400-000000000-00000
 
 sogar nachteilige Trainingseffekte´Oral administration of vitamin C decreases muscle mitochondrial biogenesis and hampers training-induced adaptations in endurance performance´
https://academic.oup.com/ajcn/article/87/1/142/4633311?login=true
 
 bewirkte. 

Insofern sollten Sportler ihren Bedarf an Antioxidantien nicht mithilfe von Vitaminkapseln, sondern über vollwertiges Obst und Gemüse decken, welche Vitamin E, Vitamin C und ß-Carotin in natürlichen Mengen und einem gesunden Verhältnis beinhalten. Wer aus bestimmten Gründen trotzdem Vitaminpräparate einnehmen möchte, greift am besten zu Multivitamintabletten aus der Apotheke, die die verträgliche Höchstmeng von Vitaminen nicht überschreiten.

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