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Zum Tag des Zitronensafts: Saures Multitalent: Was Zitronensaft bewirkt

Hand presst Saft aus Zitrone in Glas
Zitronen sind reich an Vitamin C und Antioxidantien. | Bild: New Africa / AdobeStock

In den USA ist dem Zitronensaft ein eigener Ehrentag gewidmet. Der fruchtig-saure Trank wird dort am 29. August mit dem Lemon Juice Day (Tag des Zitronensafts) gefeiert. Sein Verwandter, der Orangensaft, wird übrigens am 4. Mai, dem National Orange Juice Day, geehrt.

Zitronensaft ist ein wahrer Allrounder. Nicht nur für Erfrischungsgetränke, Sommercocktails und die nach ihm benannte Limonade ist Zitronensaft unverzichtbar. Er ist auch für viele Desserts, Soßen, Mayonnaise und Dressings eine wichtige Zutat. Ebenso dient der saure Saft zum Beträufeln von Fischgerichten oder Paniertem sowie zum Verfeinern vieler anderer Speisen. 

Zitrone: bewährter Vitamin-C-Spender

Auch in gesundheitlicher Hinsicht hat Zitronensaft einiges zu bieten. Wem fiele da nicht gleich der stattliche Vitamin-C-Gehalt ein. Wenngleich es noch Vitamin-C-reichere Früchte gibt (z. B. Hagebutten, Kiwis, schwarze Johannisbeeren), enthalten 100 g Zitronenfruchtfleisch immerhin circa 50 mg Vitamin C. Mit dem Saft einer Zitrone lässt sich daher ungefähr ein Viertel des Tagesbedarfs an Vitamin C decken. 

Da Vitamin C unter anderem wichtig für die Immunfunktionen ist, wird Zitronensaft gerne bei aufziehenden Erkältungen eingesetzt. Wer dabei auf das alte Hausmittel „heiße Zitrone“ setzt, sollte das Wasser allerdings nicht zu heiß aufgießen, da Vitamin C nicht hitzebeständig ist.  

Die heilsame Wirkung von Zitronensaft zeigte sich besonders deutlich Ende des 18. Jahrhunderts. Bis dahin litten viele Seefahrer wegen der einseitigen Ernährung an der tödlichen Vitamin-C-Mangelkrankheit Skorbut. Das Vitamin C war zu jener Zeit noch nicht bekannt. Doch Skorbut wurde vermieden, als man Zitronensaft als Bordverpflegung mitnahm.  

Vitamin C (Ascorbinsäure) spielt im Körper bei vielen Stoffwechselprozessen eine wichtige Rolle, denn es wirkt als Reduktionsmittel. Diese Eigenschaft ist auch bei der Resorption von Eisen von Bedeutung (s. Kasten).  

Gut zu wissen: Zitronensaft fördert Eisenaufnahme 

Die Resorption von Eisen aus der Nahrung funktioniert nur eingeschränkt. So liegt das lebenswichtige Spurenelement vor allem in pflanzlichen Nahrungsmitteln in der schwerlöslichen, schlecht resorbierbaren 3-wertigen Form (Fe3+) vor. 

Vitamin C erweist sich hier als Helfer. Es überführt Fe3+ durch seine Wirkung als Reduktionsmittel in das besser bioverfügbare Fe2+. Ebenso schützt Ascorbinsäure Fe2+ vor der Oxidation zum Fe3+

Die Kombination von Eisen und Vitamin C kann daher auch die Wirksamkeit einer Eisen-Substitutionstherapie verbessern. Auch Fruchtsäuren wie die Zitronensäure verbessern die Eisenaufnahme. 

Das Würzen mit Zitronensaft ist also nicht nur geschmacklich ein Gewinn, sondern auch ernährungsphysiologisch vorteilhaft. Ebenso unterstützt Zitronenwasser als Getränk zum Essen die Resorption von Eisen. 

Aber auch andere frische Früchte tragen zur besseren Eisenaufnahme bei, zum Beispiel wenn man sie ins morgendliche Müsli gibt oder als Dessert nach einer Mahlzeit verzehrt. 

Was steckt außerdem in der Zitrone?

Als Antioxidans macht Vitamin C auch freie Radikale unschädlich. Diese Funktion übernimmt es im Zitronensaft jedoch nicht allein. Die zu etwa 5 Prozent enthaltene Zitronensäure ist ebenfalls ein Antioxidans. 

Und es gibt noch weitere antioxidative Akteure: bitter schmeckende Flavonoide, vor allem die Substanz Hesperidin. Neben der antioxidativen Wirkung besitzt Hesperidin auch entzündungshemmende sowie antimikrobielle und möglicherweise vor Krebs schützende Eigenschaften.  

Weitere relevante Inhaltsstoffe des Zitronensafts sind die Mineralstoffe Kalium, Calcium und Magnesium sowie B-Vitamine. Die gesundheitsfördernde Wirkung von Zitronensaft ist also dem Zusammenspiel mehrere Inhaltsstoffe zuzuschreiben und nicht allein dem Vitamin-C-Reichtum.  

Zitronensaft als Hausmittel gegen Kopfschmerzen und Empfängnis

Aufgrund seiner Säure hat Zitronensaft noch einen weiteren positiven Gesundheitseffekt: Es stimuliert die Speichelsekretion und unterstützt damit schon im Mund die Verdauungsleistung. Übrigens entfaltet der saure Saft trotz seines pH-Werts von 2 bis 3 im Körper eine basische Wirkung. Denn die Säuren werden zu Kohlendioxid und Wasser verstoffwechselt, während die basischen Mineralien übrig bleiben. 

Ein Schluck Zitronensaft im Kaffee gilt als wirksam bei leichten Kopfschmerzen. Man geht davon aus, dass insbesondere durch das enthaltene Vitamin C der analgetische Effekt von Coffein verstärkt wird.  

Früher wurde Zitronensaft sogar für kontrazeptive Zwecke genutzt. Als Scheidenspülung (1 bis 2 Esslöffel auf ein Viertelliter Wasser) sollte er die Befruchtung verhindern. Eine solche Wirkung ließe sich durch die enthaltene Zitronensäure erklären. Sie hemmt die Beweglichkeit der Spermien. Heute basiert die Wirkung einiger spermizider Gels ebenfalls auf Zitronen- oder Milchsäure.  

Aufgrund des intensiven Säurereizes, den er im Mund erzeugt, gilt ein Esslöffel Zitronensaft auch als Hausmittel gegen Schluckauf.  

Zitronensaft als natürliches Reinigungsmittel

Dank seines hohen Säuregehalts ist Zitronensaft auch ein vielseitig einsetzbares natürliches Reinigungsmittel. Der saure Saft löst kalkhaltigen Schmutz, etwa im Badezimmer, und hat zudem eine desinfizierende Wirkung. 

Er kann Kaffeemaschinen und Wasserkocher entkalken. In der Waschmaschine kann man ihn als natürlichen Weichspüler verwenden, in der Geschirrspülmaschine als Klarspüler. Seine bleichende Wirkung macht ihn geeignet zur Fleckentfernung auf (hellen) Textilien.

Zitronensaft kann auch unangenehme Gerüche neutralisieren, etwa Zwiebelgeruch. So reibt man zum Beispiel nach dem Zwiebelschneiden die Hände und das Schneidebrett einfach mit etwas Zitronensaft ab. Auf frisch geschnittenem Obst verhindert etwas Zitronensaft die Oxidation, sodass sich die Schnittstellen nicht braun färben. 

Gut zu wissen: Zitrone auspressen – so geht’s besser 

Um eine Zitrone vollständig auspressen zu können, gibt es einen kleinen Trick: Bevor man die Frucht halbiert, rollt man sie mit leichtem Druck mit dem Handballen einige Male auf einer Unterlage hin und her. 

Zitronensaft in Haut- und Haarpflege

Auch als Kosmetikum lässt sich Zitronensaft einsetzen. Wegen seiner adstringierenden und desinfizierenden Effekte eignet er sich vor allem bei fettiger Haut und Akne. Wegen hautstraffender Wirkung wird Zitronensaft zudem bei Cellulite eingesetzt. 

Für die Haarpflege ist Zitronensaft ebenfalls geeignet, vor allem bei fettigen Haaren. Eine Zitronen-Haarspülung sorgt für glänzende, geschmeidige Haare. Blonde Haare lassen sich mit Zitronensaft noch ein wenig aufhellen. 

Welchen Nutzen hat die Zitronenschale?

Neben dem Saft ist auch die äußere Schalenschicht der Zitrone von Bedeutung. Sie enthält ätherisches Öl sowie bittere Flavonoide (hauptsächlich Hesperidin und Naringenin) und ist als Backzutat beliebt. Aus ihr wird auch der berühmte italienische Limoncello-Likör gewonnen.

Getrocknet wird die Schale (Citri pericarpium) volksmedizinisch als Heilmittel verwendet, vor allem zur Verdauungsförderung. Das aus der Schale gewonnene ätherische Öl gilt als antiseptisch und harntreibend. Aromatisches Zitronenöl in der Raumluft soll keimtötend und konzentrationsfördernd wirken. 

Müssen Zitronen gelb sein?

Die Zitronenfrucht ist länglich-oval, bis zu faustgroß und besitzt eine charakteristische, kegelig vorspringende Spitze. Die Frucht ist reif, wenn sie intensiv duftet und ihre Schale auf sanften Druck leicht nachgibt. 

Die gelbe Farbe ist hingegen nicht unbedingt ein Reifemerkmal. Auch grüne Zitronen können reif sein. Die Zitronenschale färbt sich natürlicherweise erst bei Einwirken tieferer Temperaturen von grün nach gelb.  

Angebaut werden Zitronen in subtropischen und tropischen Regionen. Hauptproduktionsländer weltweit sind Indien, Mexiko und China. Die in Deutschland erhältlichen Zitronen werden zum Großteil aus Spanien, Italien, der Türkei und Argentinien importiert.  

Es gibt übrigens rund 100 verschiedene Zitronensorten. Um eine ganz andere Citrus-Art handelt es sich bei der Sauren Limette (früher auch „Limone“ genannt): Citrus aurantiifolia. Ihre Früchte sind dünnschaliger, saftreicher und noch aromatischer als Zitronen.  

Zitronenpflanze – einst ein fürstliches Gewächs

Die Zitronenpflanze (Citrus limon), ein Rautengewächs (Rutaceae), stammt ursprünglich aus Ostasien, kam im Mittelalter nach Europa und in der Mitte des 16. Jahrhunderts nach Deutschland. Wie auch andere Zitruspflanzen fand sie sich zunächst an den Fürstenhöfen. Hier diente sie weniger als Nutzpflanze, sondern als Prestigeobjekt und exotische Zierde.  

Der kleine (3 bis 6 Meter hohe) immergrüne Zitronenbaum trägt gleichzeitig wohlduftende, rosa überlaufene weiße Blüten und Früchte aller Reifegrade.  

Zitruspflanzen können hierzulande nur als Kübelpflanzen gehalten werden, da unsere Winter zu kalt für sie sind. Zum Überwintern benötigt die Pflanze einen hellen Standort mit einer Temperatur von 5 bis 10 Grad Celsius. An den Fürstenhöfen baute man zu diesem Zweck große Gewächshäuser – die sogenannten Orangerien. Quellen: Quellen: B.-E. van Wyk: Handbuch der Nahrungspflanzen, WVG 2005; B.-E. van Wyk et al.: Handbuch der Arzneipflanzen, WVG 2015; R. Lieberei, W. Franke: Nutzpflanzenkunde, Thieme 2007; W. Blaschek: Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka, WVH 2016; Bundeszentrum für Ernährung (BZfE); Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR); AOK; Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten; Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch (MUVS), Wien; www.kuriose-feiertage.de