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Gehaltserhöhung: Tipps für das Gespräch mit dem Chef

Hand bezahlt andere
Gehaltsverhandlungen sind unangenehm, aber mit einer guten Vorbereitung können sie gelingen. | Bild: zest_marina / AdobeStock

Sabine arbeitet seit fünf Jahren in ihrer Apotheke. Nach langem Zögern hat sie ihren Chef nun um ein Gespräch gebeten. Auch wenn es ihr unangenehm ist, das Thema anzusprechen, findet sie: Es ist Zeit für eine Gehaltserhöhung. Schließlich arbeitet sie viel und die Kunden sind zufrieden.

Wie Sabine geht es vielen Mitarbeitern. Aus verschiedenen Gründen fällt es schwer, über Geld zu reden und Gehaltsforderungen zu stellen. Nicht zuletzt, weil damit der Wert der eigenen Arbeit zur Diskussion gestellt wird. Die mögliche Ablehnung und negative Konsequenzen machen vielen Mitarbeitern Angst.

Erschwerend kommen negative – und meist unbewusste – Glaubenssätze hinzu. Gedanken wie „Ein Gespräch über das Gehalt birgt Risiken und ist ein Kampf“, „Ich stelle das gute Verhältnis zu meinem Chef aufs Spiel“ oder „Was, wenn er meine Arbeitskraft geringschätzt?“ bauen Barrieren auf, die einem lockeren Gespräch entgegenstehen. Schade eigentlich, denn wer nicht nach einer Gehaltserhöhung fragt, wird oft auch keine bekommen.

Argumente für die Gehaltserhöhung sammeln

Findet ein Gehaltsgespräch statt, sollte es gut vorbereitet sein. Nervös aufgesagte Phrasen und kleine Erpressungsversuche – wie „Mehr Geld oder ich gehe“ – führen selten zum Ziel. Vielmehr sollte man sich im Vorfeld Gedanken über die eigenen Leistungen machen. 

Denn das Arbeitsverhältnis ist immer ein Geben und Nehmen. Der Vertrag sieht Arbeitsleistung gegen Gehalt vor. Wenn sich ein Arbeitnehmer also mehr Gehalt wünscht, steht automatisch die Frage im Raum, welches Plus der Arbeitgeber dafür bekommt. 

Stellen Sie sich daher einer Selbstüberprüfung, um Argumente zu liefern, die Ihren Chef überzeugen. Was habe ich in den letzten Monaten geleistet? Wo habe ich mich weiterentwickelt? Habe ich eine Zusatzqualifikation erworben oder eine neue Aufgabe übernommen? Trage ich mehr Verantwortung?

Eigene Stärken herausstellen

Schwierige Gespräche, und da macht das Gehaltsgespräch keine Ausnahme, stehen und fallen mit der eigenen Einstellung. Hinter einem selbstbewussten Auftreten steht das Wissen um die eigenen Stärken und Schwächen. Wer seine Qualitäten gut kennt, weiß seinen Wert für das Team und die Apotheke einzuschätzen und kann sie selbstsicher präsentieren. 

Jeder Mitarbeiter bringt individuelle Fähigkeiten und Talente ein. Hierbei geht es sowohl um praktische Tätigkeiten als auch um den impliziten Gewinn für das gesamte Team. Haben Sie ein besonderes Talent im Umgang mit Kunden? Sind Sie diejenige, die die IT im Griff hat? Oder haben Sie stets das richtige Wort parat, wenn sich die Kollegen mal wieder streiten? Überlegen Sie, was Ihrem Chef wichtig ist, und heben Sie ihre Fähigkeiten in diesem Bereich hervor.  

Hintergrund dafür ist, dass die Apothekenleitung immer auch ein Interesse an einem stabilen, eingespielten Team hat. Selten möchte ein Chef einen guten Mitarbeiter verlieren. Besonders in Zeiten wie heute, in denen Fachkräfte händeringend gesucht werden.

Die Frage nach dem eigenen Wert

Ein weiterer und sehr wichtiger Teil der Vorbereitung ist die Frage, wie hoch Ihre Forderung ist. Informieren Sie sich, welche Gehaltszahlungen in Apotheken üblich sind. Wo liegt zur Zeit das Tarifgehalt und was wird anderen (mit gleicher Qualifikation und ähnlicher Berufserfahrung ) gezahlt? Eine Internetrecherche hilft hier weiter. 

Wann führt man am besten Gehaltsverhandlungen?

Der richtige Zeitpunkt ist ein wichtiger Faktor für ein erfolgreiches Gespräch. Wem es gut geht, gibt mehr Geld aus. Das gilt auch für Chefs und bei Gehaltsverhandlungen. Viele Angestellte erleben ihren Vorgesetzten in solchen Unterredungen kurz angebunden und barsch – dabei ist er wahrscheinlich nur überrumpelt. Passen Sie also einen ruhigen Moment ab, bitten Sie um einen Gesprächstermin und nennen Sie den Grund. So kann er sich ebenfalls vorbereiten.  

Grundsätzlich gilt aber: Die Gehaltsverhandlungen finden jeden Tag statt. Mit Ihrer eigenen Arbeit. Setzen Sie Ihre Arbeitsleistung einem strategischen Projekt gleich: Dem Ihrer ganz persönlichen Weiterentwicklung: persönlich, fachlich, finanziell.  

Im Gespräch authentisch bleiben

Bleiben Sie im Gespräch selbst mit Ihren Gedanken und Formulierungen positiv, ruhig und kompromissbereit – besonders, wenn Sie keine direkte Zustimmung erhalten. Bei aller Vorbereitung und ungeachtet der Qualität der vorgebrachten Argumente spielt es eine entscheidende Rolle, authentisch und glaubwürdig zu sein. 

Nicht sofort aufgeben

Und Sabine? Sie ist erleichtert. Ihr Chef hat ihre Leistungen und ihren Einsatz des vergangenen Jahres gewürdigt, wollte sie aber zunächst aufgrund der momentanen schwierigen Lage vertrösten.  

Das kam nicht unerwartet. Sabine war vorbereitet. Sie hat Verständnis für ihren Chef gezeigt, aber auch ihre Position klargemacht. Schließlich hält sie ihm mit ihrem flexiblen zeitlichen Einsatz oft den Rücken frei und vermittelt zwischen dem Team und dem Chef. Darauf hat sie im Gespräch hingewiesen, und er weiß, wie wichtig sie für das Funktionieren des Teams ist. So haben sie sich schließlich auf einen guten Kompromiss geeinigt.

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