Heikle Themen professionell ansprechen
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Heikle Themen professionell ansprechen: „Meine Kollegin riecht unangenehm …“

Wenn unangenehme Themen zwischen Kolleginnen im Apothekenteam aufkommen, fällt es oft schwer, die richtigen Worte zu finden. | Bild: LIGHTFIELD STUDIOS / AdobeStock

Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Kollegin in der Apotheke, die zwar kompetent und sehr nett ist, aber einen unangenehmen Körpergeruch mit sich trägt. Wie kann man so etwas ansprechen, ohne zu verletzen und die professionelle Ebene zu verlassen?

Meine Kollegin hat leider einen sehr unangenehmen Körpergeruch. Ich finde sie eigentlich ganz nett, aber es ist wirklich schwierig. Die Kunden müssen das ja auch riechen. Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll.

PTA Sabine F., Frankfurt am Main (Name von der Redaktion geändert)

Das ist eine unangenehme Situation. Wahrscheinlich mögen Sie Ihre Kollegin, doch gleichzeitig stehen Sie sich nicht so nahe, als dass Sie sich damit wohlfühlen, solch ein Thema anzusprechen. Gehen Sie davon aus, dass es auch sonst niemand tut und die Kollegin im Ungewissen über die Intensität ihres Geruches ist.

Für ein Gespräch rate ich Ihnen, direkt zur Sache zu kommen. Vermeiden Sie eine lange Einleitung, in der das Unwohlsein beider Gesprächspartner nur noch zunehmen könnte. Äußern Sie dabei ruhig, wie unwohl Sie sich selbst in der Situation fühlen.

Geben Sie bitte keine indirekten Hinweise. Öffnen Sie beispielsweise demonstrativ das Fenster, wenn Ihre Kollegin den Raum betritt, oder stellen Sie sich extra weit entfernt hin oder sprechen gar darüber, dass es auch in der Apotheke eine Dusche gibt, wird sie nur bemerken, dass Sie auf Distanz gehen, jedoch nicht verstehen warum.

Sprechen Sie also am besten wertschätzend und direkt an, dass Ihnen in letzter Zeit ein verstärkter Geruch aufgefallen ist, der Ihnen sehr unangenehm ist. Machen Sie auch klar, dass das an Ihrer guten Beziehung nichts ändert, Sie sich jedoch wünschen, dass Ihre Kollegin vermehrt darauf achtet.

Beenden Sie das Gespräch danach und geben Sie Ihrer Gesprächspartnerin die Chance das ganze kurz zu verdauen.

Gut zu wissen: Sechs Regeln einer grenzwahrenden Kommunikation

  • Verwenden Sie Ich-Botschaften statt Du-Botschaften.
  • Übertreiben und verallgemeinern Sie nicht.
  • Vergleichen Sie nicht.
  • Sagen Sie, was Sie möchten, und nicht, was Sie nicht möchten.
  • Seien Sie empathisch.
  • Zeigen Sie Wertschätzung.

Meine jüngere  Kollegin geht nie ans Telefon, wenn es klingelt. Sie verschwindet dann immer in der Rezeptur, auf der Toilette oder hat plötzlich etwas zu tun. Wir finden das total anstrengend.

PTA Hannah W., Tübingen (Name von der Redaktion geändert)

Solche Fälle begegnen mir immer wieder. Junge Menschen haben oft Angst vor der direkten Kommunikation am Telefon. Sie sind es gewohnt, dass sie Textnachrichten oder E-Mails noch einmal durchlesen können, bevor sie reagieren müssen. Ein Telefonat erfordert jedoch eine sofortige Reaktion und auch das Feingefühl für den Gemütszustand des Gesprächspartners.

Meine Tipps:

  • Schreiben Sie wichtige Botschaften gemeinsam auf

Sind Kolleginnen bei Anrufen aufgeregt, hilft es, wenn sie mit Papier und Stift vorbereitet sind. Dort können sie wichtige Dinge notieren, dort dürfen auch Formulierungen stehen, die sie benutzen können. 

  • Achtung: Viele Chefs melden Mitarbeitende für Telefontrainings an, ohne mit ihnen vorher zu sprechen.

Trainings sind in diesem Bereich gut. Sie geben Sicherheit und das nötige Know-how. Doch ohne vorher zu wissen, was passiert, machen sie Angst und stellen Mitarbeitende bloß.

  • Überlegen Sie doch einmal gemeinsam im Team, was hilfreich ist, um Gespräche sicher und stressfrei führen zu können, und ob Sie gemeinsam einen Leitfaden entwickeln möchten, oder externe Hilfe wollen.
  • Fehler dürfen sein! Lieber fünf Gespräche einfach mal führen, als sich gar nicht mehr trauen. So heißt es auch für Sie: Die Kollegin für jedes geführte Gespräch loben und ohne Knurren nacharbeiten.
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