Senioren in der Apotheke
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Warum Senioren keine „Omas“ und „Opas“ sind

Seniorin hebt mahnenden den Zeigefinger
Liebevoll gemeinte Bezeichnungen wie Oma und Opa können bei Senioren anders aufgenommen werden – unangenehm, verletzend oder gar respektlos. | Bild: olly / AdobeStock

Die Bezeichnung Oma ist die kindersprachliche Umbildung von Großmama. Das gilt auch für den Opa, den Großpapa. Es kommt immer wieder vor, dass die Bezeichnungen – neben den Enkelkindern oder Kindern – auch von fremden Menschen verwendet werden. Viele Senioren fühlen sich dadurch jedoch respektlos behandelt, sind verletzt oder fühlen sich als „uralt“ abgestempelt. 

Anrede mit Oma und Opa gilt als respektlos

So kann es vorkommen, dass Senioren dies mit starken Worten zum Ausdruck bringen: „Ich bin nicht Ihre Oma! Wir können gerne zusammen scherzen, aber bitte mit Respekt.“ Annemarie B. ist eine aktive Seniorin, die weiß, was sie will. Und die noch gut hören kann. Sie ist über 70 Jahre alt und hält sich mit Worten nicht zurück. 

„Letztes Mal habe ich mitgekriegt, dass Sie mich gegenüber ihrer Kollegin als ‚Oma‘ bezeichnet haben. Ich verbitte mir das in Zukunft.“ Frau B. spricht in aufgeregtem Ton und ist wirklich sauer. 

Liebevolle Bezeichnungen oft missverständlich

Sicher ist die Bezeichnung „Oma“ und „Opa“ als Synonym für ältere Herrschaften in der Regel eher liebevoll gemeint. Trotzdem sollte man sich diese Wortwahl genau überlegen. Man spricht von fremden Personen mittleren Alters auch nicht als „Mama“ und „Papa“ – das empfindet man zu Recht als distanzlos oder zumindest unpassend. 

Es gibt übrigens auch Senioren, die keine Enkelkinder haben und darüber traurig sind. Sie mit „Oma“ und „Opa“ anzusprechen, gibt ihnen einen schmerzhaften Stich – weil sie ihr Defizit spüren. 

Darüber hinaus wird die Einstufung als „Oma“ oder „Opa“ gleichgesetzt mit „uralt“ – was ältere Menschen auch dann nicht so gerne hören, wenn es wirklich zutrifft. Selbst Senioren wollen nicht „alt“ sein – oder akzeptieren es nur zähneknirschend. 

Worauf es in der Beratung ankommt

Für die Beratung in der Apotheke macht es das nicht einfach. Je besser Sie sich in Menschen höheren Alters einfühlen, umso mehr können Sie gewinnen – an Vertrauen, das Ihnen entgegengebracht wird und das Ihnen Stammkunden sichert.

Achten Sie vor allem bei Kunden, die Sie noch nicht so gut kennen, auf eine höfliche Ansprache und verzichten Sie auf vermeintlich liebevoll gemeinte Ausdrücke. Wenn Sie Vertrauen aufgebaut haben, kann sich ganz von allein eine andere, persönlichere Ansprache ergeben.

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