Sonniges Beratungswissen
Egal ob im Frühling, im Hochsommer oder sogar im Winter – wer sich Sonnenstrahlung über längere Zeit aussetzt, sollte stets auf einen ausreichenden Sonnenschutz achten. Wieso das so ist und wie sich der Körper vorübergehend selbst schützen kann, erfahren Sie in dieser Serie.
Titelbild: EmotionPhoto  / Adobe Stock
6 min merken gemerkt Artikel drucken

Beta-Carotin als UV-Schutz?

Frau hält orangefarbene Kapseln in der Hand, in der anderen ein Glas Wasser
Bräunungskapseln mit Beta-Carotin sollen scheinbar für einen natürlichen Sonnenschutz der Haut sorgen. | Bild: KMPZZZ / AdobeStock

Der Sommer neigt sich hierzulande zwar dem Ende zu, doch Fernreisen liegen nach wie vor im Trend und eine Beratung zum richtigen Verhalten in der Sonne spielt in der Apotheke daher das ganze Jahr eine Rolle. Um die Haut vor den schädlichen UV-Strahlen zu schützen, ist die richtige Auswahl eines passenden Sonnenschutzmittels wichtig. 

Nicht wenige Verbraucher stehen diesen Sonnenschutzpräparaten jedoch skeptisch gegenüber und suchen nach Alternativen. Teilweise werden Sonnenschutzmittel auf Basis von Pflanzenölen selbst hergestellt oder es wird auf Sonnenschutz von innen durch die Einnahme von Beta-Carotin-Kapseln gesetzt. 

Vorkommen und Wirkung von Beta-Carotin

Beta-Carotin gehört zur Gruppe der sogenannten Carotinoide. Dabei handelt es sich um sekundäre Pflanzenstoffe, die in allen Pflanzen, die dem Licht ausgesetzt sind, zu finden sind. Die fettlöslichen Carotinoide verleihen unter anderem Karotten, Tomaten, Mais, Paprika und Aprikosen ihre typische Farbe. 

Alle Carotinoide sind aus einer Grundstruktur von Tetraterpenen aufgebaut und besitzen eine lange Kohlenwasserstoffkette mit zahlreichen konjugierten Doppelbindungen. Licht von kurzer Wellenlänge kann dadurch absorbiert werden, langwellige gelbe und rote Lichtanteile werden dagegen reflektiert und Pflanzen bekommen ihren typischen gelblichen bis rötlichen Farbton. Beta-Carotin schützt die Pflanzen vor der Einwirkung des Sonnenlichts während der Photosynthese, indem reaktive Sauerstoffverbindungen unschädlich gemacht werden. 

Im menschlichen Körper wird Beta-Carotin nach der Aufnahme mit der Nahrung bedarfsabhängig in Vitamin A umgewandelt und wird daher auch als Provitamin A bezeichnet. Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin A ist dabei für eine normale Sehfunktion unerlässlich. Weiterhin spielt das Vitamin eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr und dem normalen Wachstum von Zellen und Geweben. 

Neben dem natürlichen Vorkommen in Obst und Gemüse wird Beta-Carotin auch in zahlreichen Lebensmitteln als färbender Zusatzstoff beigesetzt. Die Substanz ist unter anderem in Getränken, Süßigkeiten, Eiscreme und Milchprodukten enthalten und wird als Lebensmittelzusatzstoff E160 a bezeichnet.

Beta-Carotin: Wie kommt es zu einer Bräunung der Haut?

Wird Beta-Carotin regelmäßig vom Körper aufgenommen, lagert sich die lipophile Verbindung in den Zellen der Oberhaut ein und sorgt dort nach rund zwei Wochen für eine leichte Tönung. Aus diesem Grund sind zahlreiche Darreichungsformen mit Beta-Carotin im Handel erhältlich und werden als Bräunungskapseln angeboten. 

Herstellerfirmen bewerben diese dann meist mit vielversprechenden Aussagen: So soll es durch die Einnahme der Kapseln oder Tabletten zu einer „natürlich strahlenden Bräune“ kommen, auch ein „perfekter Sommerglanz“ wird versprochen. Erhältlich sind mittlerweile auch Gummibärchen mit Beta-Carotin, die für eine besonders unkomplizierte Einnahme sorgen sollen. 

Bei all diesen Präparaten handelt es sich um Nahrungsergänzungsmittel, sie unterliegen daher nicht den strengen Qualitätskontrollen von Arzneimitteln. Die Tönung der Haut entspricht auch nicht dem meistens angestrebten Bronzeton, die entstehende Färbung ist eher gelblich-orange.

Gut zu wissen: Wie bräunt die Haut unter dem Einfluss von UV-Licht?

Kommt die Haut in Kontakt mit Sonnenstrahlen, stimuliert die UV-B-Strahlung die Bildung von Melanin in der Oberhaut. Die Bildung des Hautpigments Melanin sorgt dann für eine braune Färbung der Haut. Der gebildete Farbstoff kann weitere UV-Strahlung reflektieren und in Wärme umwandeln und die Haut dadurch vor der Sonne schützen.

Tägliche Zufuhr von Beta-Carotin mit gesundheitlichem Risiko

Aufgrund zahlreicher mit Beta-Carotin angereicherter Lebensmittel gilt in Deutschland die Versorgung mit der Substanz als ausreichend, eine Zufuhr über Nahrungsergänzungsmittel ist normalerweise nicht nötig. 

Insbesondere Raucher müssen aufpassen, denn Untersuchungen haben gezeigt, dass Beta-Carotin in hohen Dosen zu einem verstärkten Auftreten von Lungenkrebs führen kann. Diese Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf die Einnahme von Vitaminpräparaten, jedoch nicht auf natürlich enthaltenes Beta-Carotin in Obst und Gemüse. 

Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sollte eine maximale Tagesdosis von 3,5 mg in Nahrungsergänzungsmitteln daher nicht überschritten werden. Gesundheitlich unbedenklich gilt eine tägliche Zufuhr von maximal 15 mg Beta-Carotin aus allen Quellen. Dabei handelt es sich allerdings um eine Empfehlung, die rechtlich nicht bindend ist. 

In zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln werden die empfohlenen Tageshöchstmengen überschritten. Zwar haben sich die Hersteller der Präparate bereits im Jahr 2001 darauf verpflichtet, entsprechende Warnhinweise wie „Nicht für Raucher oder zur langfristigen Einnahme gedacht“ anzubringen. Doch immer noch fehlen diese Angaben häufig oder werden ungenau formuliert.

Schützt Beta-Carotin auch vor UV-Strahlen?

Neben einer natürlichen Bräune versprechen Hersteller von Beta-Carotin-Kapseln auch einen Schutz vor UV-Strahlen. Carotinoide wie Beta-Carotin können aufgrund der zahlreichen Doppelbindungen in ihrer chemischen Struktur entstandene freie Radikale unschädlich machen und so die Haut vor oxidativem Stress schützen. 

Ob die Haut dadurch ausreichend vor dem schädlichen Einfluss von UV-Strahlen geschützt ist, ist jedoch wissenschaftlich nicht erwiesen. Wenige kleine Studien konnten zwar einen positiven Nutzen zeigen, dazu war aber eine mindestens zehnwöchige Einnahme von Beta-Carotin-Kapseln mit mehr als 20 mg täglich nötig. Diese Menge liegt mehr als fünfmal so hoch wie die empfohlene Gesamttagesdosis von Beta-Carotin. Beta-Carotin schützt die Haut daher nicht ausreichend vor UV-Strahlen. 

Die Hersteller von Bräunungskapseln dürfen daher laut der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde auch nicht mit Aussagen dahingehend werben, manche Firmen umgehen dieses Verbot aber trotzdem. Ebenso fehlt meist der Hinweis auf der Verpackung, dass Bräunungskapseln als Sonnenschutz nicht ausreichen und in jedem Fall noch eine passende Sonnencreme verwendet werden muss.

Alternative zur Braunfärbung der Haut: Selbstbräuner

Bei den Bräunungskapseln handelt es sich um ein Nahrungsergänzungsmittel. Sie führen zu einer orange-gelblichen Färbung der Haut, jedoch lassen sich gesundheitliche Risiken – gerade bei längerfristiger Einnahme – nicht sicher ausschließen. Auch bieten die Darreichungsformen keinen Schutz vor Sonnenbrand und anderen schädlichen Folgen der UV-Strahlen. Daher darf auf ein Sonnenschutzmittel keinesfalls verzichtet werden. 

Als Alternative kann in der Apotheke zu Selbstbräunern geraten werden. Dabei handelt es sich um kosmetische Zubereitungen, die durch verschiedene Zuckerverbindungen für eine Färbung der Haut sorgen. Die entstandene braune Farbe schützt aber ebenfalls nicht vor den schädlichen Einflüssen des Sonnenlichts. Quellen:
- https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/betacarotinkapseln-allenfalls-geringfuegiger-sonnenschutz-10733
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2025/07/25/betacarotin-statt-sonnencreme-eine-schlechte-idee
- https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-2124/124.pdf
- https://www.pharmazeutische-zeitung.de/betacarotin-ist-kein-sonnenschutz-157722/
 

Zurück