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Umweltfreundliche Sonnencreme Teil 3 : Umweltfreundlicher UV-Schutz: Was Hersteller versprechen

„Rifffreundliche“ Sonnencremes sind beliebt. Doch sollte das Umweltbewusstsein noch viel weiter greifen. Worauf achten die Hersteller von apothekenüblichen Sonnenschutzprodukten? | Bild: alexanderuhrin / ADeobStock

Einige Hersteller von Sonnenschutzprodukten kennzeichnen ihre Produkte als „rifffreundlich“ oder „korallenfreundlich“. Damit ist gemeint, dass sie – gemäß Hawaiianischem Riffgesetz – auf die Inhaltsstoffe Oxybenzon und Octinoxat verzichten. Wir haben bei Herstellern apothekenüblicher Produkte einmal nachgeschaut, worauf sie bei ihren Produkten achten.

Ladival: „Rifffreundlich“ trotz chemischer UV-Filter

Ladival wirbt zum Beispiel bei seiner „Sonnenmilch für Kinder LSF50+“ mit der Kennzeichnung „korallenfreundlich“. Andere chemische UV-Filter können dennoch enthalten sein. Hier stehen etwa Isoamyl p-Methoxycinnamate und Diethylamino Hydroxybenzoyl Hexyl Benzoate auf der Inhaltsstoffliste. Das Produkt ist laut Hersteller frei von Mikroplastik, Emulgatoren, Farb- und Konservierungsstoffen und Parfüm. Die Sonnenmilch erhielt von Ökotest ein „sehr gut“.

Gut zu wissen: Diese UV-Filter stehen unter Verdacht

Aufgrund seiner potenziell schädigenden Wirkung ist der UV-Filter 3-Benzylidencamphor (3-BC) seit Februar 2016 verboten und darf daher nicht mehr in Produkten stecken, die in der Europäischen Union verkauft werden. Für diesen Stoff wurde die hormonelle Wirksamkeit im Tierversuch gezeigt, ebenso wie für folgende Lichtschutzfilter:

  • 4-Methylbenzylidencamphor (4-MBC bzw. MBC)
  • Ethylhexylmethoxycinnamate (Octylmethoxycinnamate, OMC)
  • Benzophenone-1 (BP1)
  • Benzophenone-2 (BP2)
  • Benzophenone-3 (Oxybenzon, BP3)

L'Oréal: Alle Sonnenprodukte ohne Oxybenzon und Octinoxat

La Roche Posay (L'Oréal) schrieb auf Anfrage zu rifffreundlicher Sonnencreme: 

„L’Oréal versteht es als Mission, verantwortungsvoll mit der Umwelt und unserem biologischen Fußabdruck umzugehen. Medien berichten vermehrt über Korallenbleichen und den Zusammenhang mit Sonnenschutz-Filtern, insbesondere den Stoffen Oxybenzon und Octinoxat. Keines unserer Sonnenschutzprodukte enthält einen dieser Sonnenschutzfilter.“ 

Antwort von La Roche Posay  (L'Oréal) auf eine Anfrage der Redaktion

L‘Oréal habe auch selbst eine umfassende Studie durchgeführt, um der Ursache weiter auf den Grund zu gehen, und betont, dass eine große Zahl an Klimawissenschaftlern das Korallensterben vor allem auf den Temperaturanstieg der Ozeane zurückführe. Ein Zusammenhang mit den Lichtschutzfiltern von L'Oréal habe so mit Sicherheit ausgeschlossen werden können, heißt es.

Avène setzt auf spezielles Filtersystem

Die Marke Avène (Pierre Fabre) verweist auf ihrer Homepage auf ihr patentiertes Filtersystem Sunsitive Protection® aus vier Filtern und schreibt: „Die Filter haben nachweislich keine Auswirkungen auf Korallen, Phytoplankton und Zooplankton. Getestet an Korallen, Phytoplankton und Zooplankton, Thorel et al. Journal Toxics 2020.“ 

Auf Nachfrage, um welche vier UV-Filter es sich dabei handelt, antwortete Avène:  

  • UVA SORB HEB [Diethylhexyl Butamido Triazone],
  • Tinosorb M [Methylene Bis-Benzotriazolyl Tetramethylbutylphenol (Nano)],
  • Tinosorb S [Bis-Ethylhexyloxyphenol Methoxyphenyl Triazine] und
  • Parsol 1789 [Butyl Methoxydibenzoylmethane].

Enthalten seien diese UV-Filter in den Kinder-Sonnenschutzprodukten, den Sonnenschutzprodukten für den Körper und dem B-Protect-Sonnenschutz. 

Gut zu wissen: Was ist Tinosorb® M?

In der Deutschen Apotheker Zeitung (30/2017) schrieb Ralf Schlenger dazu: „Tinosorb® M und Tinosorb® A2B [INCI: Methylene Bis-Benzotriazolyl Tetramethylbutylphenol (Nano) und Tris-Biphenyl Triazine (Nano)] stellen neuere Mischformen von Filtern dar. Sie sind zwar chemische UV-Filter, liegen aber in den Produkten wässrig dispergiert vor, weil sie schwer löslich sind, und ähneln insofern Nanopartikeln

Sie sind in einer Konzentration von bis zu 10% zugelassen, besitzen ein Breitband-Wirkspektrum (UV‑A und UV‑B) und finden sich in diversen Hautpflegeprodukten mit UV-Schutz wie in Tagescremes.“ 

Eucerin: Seit 2015 Entwicklung ohne Mikroplastik

Auch die Marke Eucerin orientiert sich bei ihrer Sonnenschutzlinie am Hawaiianischen Riffgesetz und verzichtet auf Octinoxat und Oxybenzon. Im Sortiment ist zudem ein Produkt mit rein mineralischen Filtern, die „Sensitive Protect Kids Mineral Sun Lotion LSF30“. 

Laut Hersteller wird seit 2015 für die Entwicklung neuer Produkte kein Mikroplastik mehr verwendet, seit Ende 2020 sind alle Eucerin Produkte nylonfrei. Dieser Stoff macht Texturen geschmeidiger.

Gut zu wissen: Weiterer Umwelteinfluss durch UV-Filter

Wie in einem Artikel von „Spektrum.de“ von 2019 nachzulesen, sind Sonnenschutzmittel größtenteils lipophil. Dadurch werden sie, wenn sie in die Umwelt gelangen, nicht im Wasser gelöst und verdünnt, sondern „in Tieren, vor allem in lipophilen Organen, gespeichert: sie bioakkumulieren“. 

Zudem sollen sie sich in Sedimenten einlagern können, was sich auf bodenlebende Organismen auswirken könnte. Aus Meerwasser seien UV-Filter-Konzentrationen im Bereich von 1–100 ng/L bis hin zu mehreren µg/L bekannt, „aus Sedimenten weit höhere Konzentrationen (bis zu mg/L)“, erklärt die Biologin Gabriele Kerber.

Naturkosmetik verzichtet auf chemische UV-Filter

Naturkosmetik verzichtet üblicherweise auf chemische Filtersubstanzen. Zum Beispiel wurden die Inhaltsstoffe des „Lavera Sensitiv Sonnensprays LSF30“ von Ökotest (Ausgabe 05/2021) mit „sehr gut“ bewertet. Es enthält die mineralischen Filter Zinkoxid und Titandioxid. 

Die „Weleda Edelweiss“ Sonnenschutz-Produktlinie enthält Titandioxid und verwendet laut Hersteller keine Nanopartikel. Die Marke Dr. Hauschka verwendet für ihre „getönte Sonnencreme Gesicht LSF 30“ ebenfalls ausschließlich mineralische Filter (Zinkoxid, Titandioxid), laut Deklaration in Nanoform.

Mehr zu Naturkosmetik Sonnencremes lesen Sie in unserem Beitrag Ökotest checkt Sonnencremes: Octocrylen unerwünscht.

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