Kinderwunsch
Schwangere benötigen zusätzliche Vitamine und Mineralstoffe. Schon während der Kinderwunschzeit können Frauen auf eine gute Versorgung achten. Aber was, wenn es mit dem Kinderwunsch nicht klappt? Und wie geht es nach der Geburt weiter? In unserer neuen Wissen-am-HV-Reihe erhalten Sie Antworten auf diese Fragen.
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Kinderwunsch bei Endometriose: Was kann man tun?

9 Schwangerschaftstests liegen auf einem Holzuntergrund
Mit Endometriose kann es erschwert sein, schwanger zu werden. | Bild: Flora Panzner / AdobeStock

Unter der chronisch entzündlichen Erkrankung Endometriose leiden Untersuchungen zufolge knapp 15 % aller Frauen im gebärfähigen Alter. Dabei wächst gutartiges Gewebe, welches der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb des Uterus und siedelt sich beispielsweise an den Eierstöcken und Eileitern, der Blase oder dem Darm an. Diese Schleimhaut wird abhängig vom Zyklus ab- und wieder aufgebaut, was Blutungen in das umliegende Gewebe zur Folge hat.

Neben damit verbundenen Symptomen wie Schmerzen, Menstruationsbeschwerden, Reizungen und Entzündungen kann es langfristig auch zum Wachstum von Zysten oder Verwachsungen mit bestimmten Organen kommen. 

Da Endometrioseherde oft im Bereich der Eierstöcke und Eileiter vorkommen, haben betroffene Frauen häufig Probleme, auf natürlichem Weg schwanger zu werden.

Bei unerfülltem Kinderwunsch: Endometriose in Betracht ziehen

Eine nicht diagnostizierte Endometriose kann eine Ursache dafür sein, dass es mit einer Schwangerschaft nicht funktioniert. Man geht derzeit davon aus, dass etwa die Hälfte aller Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch Endometriose haben. 

Aufgrund unterschiedlich stark ausgeprägter Symptome, einer aufwändigen Diagnostik und verhältnismäßig wenig Forschungsergebnissen wird die Erkrankung laut den Autoren der S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose“ aus 2025 in Deutschland und Österreich durchschnittlich erst nach 10 Jahren erkannt.

Neben einem ausführlichen Anamnesegespräch können zur Diagnosestellung auch Ultraschalluntersuchungen, die Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Bauchspiegelung durchgeführt werden.

Gut zu wissen: Wann spricht man von einem unerfüllten Kinderwunsch?

Tritt über einen Zeitraum von einem Jahr trotz regelmäßigem ungeschützten Geschlechtsverkehr keine Schwangerschaft ein, sollte man ein Kinderwunschzentrum aufsuchen oder über die Problematik mit der Gynäkologin sprechen. 

Denn: Statistisch gesehen klappt es bei rund 90 % aller gesunden Paare innerhalb der den angegebenen zwölf Monate mit einer Schwangerschaft.

Unerfüllter Kinderwunsch: Welchen Einfluss hat die Endometriose?

Es gibt verschiedene Gründe, warum Frauen mit Endometriose Schwierigkeiten haben können, schwanger zu werden. Zu den vorwiegenden Faktoren gehören

  • der Ausbreitungsgrad der Endometriose,
  • die chronische Entzündung,
  • Zysten und Endometrioseherde an den Eierstöcken,
  • Verklebungen an den Eileitern,
  • Endometrioseherde in der Muskelschicht der Gebärmutter,
  • ein höheres Lebensalter,
  • die psychische Belastung,
  • ein Libidoverlust sowie
  • Probleme beim Geschlechtsverkehr aufgrund von Schmerzen.

Daraus können sich Probleme bei der Eizellreifung, der Wanderung der reifen Eizelle Richtung Gebärmutter sowie der Einnistung ergeben.

Endometriose: Wie können die Chancen auf Schwangerschaft verbessert werden?

Je eher die Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Chancen auf eine natürliche Schwangerschaft. Im Rahmen einer Bauchspiegelung können die Endometrioseherde chirurgisch entfernt werden, was die Fruchtbarkeit der betroffenen Frauen verbessert.

Bei der Entfernung kann es allerdings dazu kommen, dass sich die noch vorhandene Eizellreserve der Frau reduziert. Vor allem bei Frauen über 35 Jahren sollte vor einer möglichen Entfernung der Herde die Anzahl der noch vorhandenen Eizellen mithilfe des AMH-Wertes, ein wichtiger Marker für die Fruchtbarkeit der Frau, bestimmt werden.

Gut zu wissen: Was ist die Eizellreserve?

Die Vorstufen der Eizellen werden bereits vor der Geburt im Mutterleib in den Eierstöcken angelegt. Sie werden auch als Follikel oder Eibläschen bezeichnet und stellen die Gesamtheit aller vorhandenen Eizellen einer Frau, die sogenannte Eizellreserve, dar.  

Man geht davon aus, dass zu diesem Zeitpunkt mehrere Millionen Eibläschen vorhanden sind. Diese Zahl reduziert sich bereits bis zum Eintritt in die Pubertät auf einen Wert von unter einer Million. 

Bis zum Ende der reproduktiven Zeit sinkt die Eizellreserve stetig ab, bis sie mit Eintritt in die Wechseljahre so gering ist, dass keine Eizellreifung mehr stattfindet.

Unerfüllter Kinderwunsch: Weitere Ursachen ausschließen

Zusätzlich ist es sinnvoll, weitere Gründe für einen unerfüllten Kinderwunsch auszuschließen bzw. bestmöglich zu behandeln. Auch eine psychologische Unterstützung hilft vielen Betroffenen in dieser Zeit. 

Die Behandlung der Endometrioseherde durch Hormone wie Gestagene, orale Kontrazeptiva oder GnRH-Analoga ist für Frauen mit Kinderwunsch keine Option, da aufgrund der Wirkungsweise in der Regel keine Schwangerschaft eintreten kann. 

Es gibt derzeit auch keine Hinweise darauf, dass eine derartige Behandlung die Fruchtbarkeit verbessert.

Endometriose: Schwangerschaft durch künstliche Befruchtung möglich

Bleibt eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege aus, kann eine Kinderwunschbehandlung in Betracht gezogen werden. Eine Entfernung von Endometrioseherden ist hier nicht in jedem Fall notwendig und muss individuell abgewogen werden.

Für Erkrankte, die die Familienplanung noch einige Jahre nach hinten schieben möchten oder müssen, kann eine Kryokonservierung, bei der eigene Eizellen guter Qualität entnommen und eingefroren werden, eine Option sein, um sich einen Kinderwunsch zu einem späteren Zeitpunkt zu erfüllen. Generell sollten Frauen mit Endometriose eine Schwangerschaft lieber früher als später planen, da sich die Fruchtbarkeit im Laufe der Jahre zunehmend verschlechtern kann. Literatur:
https://www.apotheken-umschau.de/news/endometriose-und-kinderwunsch-so-kann-es-doch-mit-dem-baby-klappen-1226207.html?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=2025-01-28+AU+Newsletter

https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-045l_S2k_Diagnostik_Therapie_Endometriose_2025-06.pdf
 

Gut zu wissen: Komplikationsrisiko bei Endometriose erhöht

Mittlerweile ist bekannt, dass Frauen mit Endometriose ein höheres Risiko für bestimmte Komplikationen in der Schwangerschaft aufweisen. Beispielsweise ist die Wahrscheinlichkeit für eine Fehl- oder Frühgeburt sowie für einen vorzeitigen Blasensprung erhöht. 

Außerdem kann es zu stärkeren Blutungen während oder auch nach der Geburt kommen. Aufgrund dieser Risiken sollten Frauen mit Endometriose im Verlauf der Schwangerschaft intensiv betreut werden.

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