Magen-Darm-Beschwerden
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Was hilft bei Blähungen?

Junge Frau mit Magenschmerzen in der Apotheke
Blähungen haben meist harmlose Ursachen und können gut in der Selbstmedikation behandelt werden. | Bild: Marc Calleja / AdobeStock

Welche Ursachen können Flatulenzen haben und was hilft gegen Blähungen und ständige Darmwinde? 

Eine Ursache kann in der Ernährung liegen. So können Lebensmittel mit einem hohen Ballaststoffgehalt blähend wirken, da Darmbakterien die unverdaulichen Nahrungsbestandteile verstoffwechseln und dabei Gase entstehen, die den Darm aufblähen.

Blähungen durch Lebensmittel(-unverträglichkeiten)

Da Ballaststoffe einige gesundheitliche Vorteile bieten, sollte auch bei Blähungen nicht völlig auf sie verzichtet werden. Der Magen-Darm-Trakt kann sich an die unverdaulichen Fasern gewöhnen. 

Daher sollten ballaststoffreiche Lebensmittel langsam in den Speiseplan integriert und beobachtet werden, was vertragen wird.

Stark blähende Lebensmittel sind unter anderem:

  • Verschiedene Kohlgemüse,
  • Hülsenfrüchte, wie Linsen oder Bohnen,
  • Trockenobst,
  • Lauch- und Zwiebelgemüse,
  • Bananen,
  • Feigen und
  • stark kohlensäurehaltige Getränke.

Auch bei Unverträglichkeiten kommt es häufig zu Flatulenzen. Kann beispielsweise der Milchzucker Lactose nicht aufgenommen werden, landet dieser im Colon und wird von Bakterien als Energiequelle genutzt, was zu Gasbildung führen kann. 

Daher führt auch eine gestörte Darmflora (Dysbiose) zu Blähungen. Stress kann ebenfalls Magen-Darm-Probleme inklusive Blähungen verursachen.

Hormone erzeugen Blähungen

Das weibliche Sexualhormon Progesteron entspannt unter anderem die Darmmuskulatur. Das kann zu einer langsameren Verdauung und Flatulenzen führen. Während der zweiten Hälfte des Menstruationszyklus, während der Schwangerschaft oder während der Wechseljahre leiden daher einige Frauen an Blähungen. Im Alter klagen viele über Flatulenz, da die Darmtätigkeit abnimmt und sich die Verdauung verlangsamt.

Welche Erkrankungen lösen Blähungen aus?

Erkrankungen, wie das Reizdarmsyndrom, Divertikulose oder Tumoren sowie Entzündungen im Magen-Darm-Trakt, können ebenfalls Blähungen auslösen. 

Bei unter anderem folgenden Arzneimitteln treten Blähungen als Nebenwirkung auf: Acarbose oder Miglitol zur Senkung eines erhöhten Blutzuckers bei Diabetes mellitus Typ 2, einige penicillinhaltige Antibiotika, entzündungshemmende Arzneimittel wie der Arzneistoff Diclofenac sowie Laktulose und andere Abführmittel.

Wenn zu den Flatulenzen weitere Symptome wie Erbrechen, dauerhafte Bauchschmerzen oder Veränderungen des Stuhlgangs hinzukommen, sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. 

Auch wenn die Blähungen über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben oder stark übelriechend sind, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden

Welche Maßnahmen helfen bei Blähungen?

Bei den Hausmitteln sind vor allem Wärme und Bewegung hervorzuheben. Eine Wärmeflasche oder ein warmes Bad können Verkrampfungen lösen und dadurch lindernd wirken, ebenso wie Tee, zum Beispiel mit Fenchel, Pfefferminze, Ingwer oder Kümmel. 

Eine sanfte Bauchmassage kann helfen, die angestaute Luft im Bauch loszuwerden. Am besten vom rechten Unterbauch ausgehend im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel sanft mit den Fingerspitzen in den Bauch drücken. 

Auch Bewegung wie ein Spaziergang oder Yoga sorgen dafür, dass das Gas im Darm schneller ausgeschieden wird. Langsam essen, gut kauen und lieber öfter kleinere Portionen essen – das kann sich ebenfalls positiv auswirken.

In der S3-Leitlinie zum Reizdarmsyndrom wird beschrieben, dass eine low-FODMAP-Diät sowie Pfefferminzöl bei Blähungen gute Wirksamkeit zeigen.

Gut zu wissen: Was ist eine low-FODMAP-Ernährung?

FODMAP steht für fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und (and) Polyole. Dabei handelt es sich um Kohlenhydrate, die nicht resorbiert werden und ins Colon gelangen.

Dort ernähren sich Darmbakterien von diesen Zuckerstoffen, was zu Wasseransammlungen und Gasbildung führen kann. Dadurch leiden manche Menschen nach dem Verzehr dieser Kohlenhydrate an Durchfall, Blähungen oder Bauchkrämpfen. 

Zu den FODMAP-Stoffen gehören zum Beispiel Fruktane, Galaktane, Laktose, Fruktose, Sorbit, Xylit oder Maltit.  

Beim Reizdarmsyndrom wird in der S3-Leitline empfohlen, eine low-FODMAP-Diät einzuhalten, da dies die Darmflora positiv beeinflussen und die Symptomatik lindern kann. 

Bei einer low-FODMAP-Ernährung werden wenige dieser unverdaulichen Kohlenhydrate gegessen. Beispiele für FODMAP-arme Lebensmittel sind Gurken, Kartoffeln, Salat, grüne Bohnen, Kiwi, Ananas, Mandarine, Eier, Fleisch, Geflügel, Hafer, Reis, laktosefreie Milch, Mandelmilch, Nüsse, Haushaltszucker und der meiste Schnittkäse.  

Lebensmittel mit hohem FODMAP-Gehalt, die gemieden werden sollen, sind beispielsweise Spargel, Blumenkohl, Artischocken, Hülsenfrüchte, Meeresfrüchte, Weizen, Gerste, Roggen, Milch, Eis, Pfirsiche, Nektarinen, Kirschen oder mit Zuckeraustauschstoffen gesüßte Produkte.  

Bei einer low-FODMAP-Diät werden zunächst nur Lebensmittel verzehrt, die wenige oder keine der unverdaulichen Kohlenhydrate enthalten. 

Verschwinden die Symptome, wird langsam ausprobiert, was beschwerdefrei gegessen werden kann. Da das Darmmikrobiom ein sich veränderndes System ist, kann sich mit der Zeit ändern, was vertragen wird und was nicht.

Arzneimittel gegen Blähungen

Produkte gegen Blähungen aus der Apotheke sind zum Beispiel (laut Lauer Taxe):

  • Simethicon-ratiopharm 85 mg Kautabletten, Wirkstoff Simeticon,
  • Lefax Kautabletten, Wirkstoff Simeticon 42 mg,
  • Nupure reizdarm akut Kapseln bei Blähungen und Bauchschmerzen, Wirkstoffe Bentonit, Simeticon,
  • Espumisan Gold Perlen gegen Blähungen, Wirkstoff Simeticon 140 mg, Weichkapseln,
  • Simeticon Stada, Wirkstoff Simeticon 280 mg, Weichkapseln,
  • Degasin intens 280 mg Weichkapseln, Wirkstoff Simeticon,
  • Blähbauch Relax Kümmel + Artischocke + Calcium Pressl., Presslinge und
  • Carmenthin bei Verdauungsstörungen msr. Weichkaps., Wirkstoffe Pfefferminzöl 90 mg, Kümmelöl 50 mg, magensaftresistente Weichkapseln.

In der Leitlinie zum Reizdarmsyndrom werden Entschäumer wie Simeticon oder Dimeticon nicht generell empfohlen, auch wenn sie im Einzelfall wirksam seien.

Von Engelhard sind seit Ende Januar 2024 neue Kautabletten für Erwachsene verfügbar: Velgastin® Blähungen Kautabletten sind vegan, gluten-, lactosefrei und schmecken nach Pfefferminze, Fenchel und Koriander. 

Als Wirkstoff ist Simeticon (41,2 mg pro Kautablette) enthalten. Die Dosierung bei Jugendlichen ab 14 Jahren und Erwachsenen liegt in der Einzeldosis bei 1 bis 4 Kautabletten, die 3- bis 4-mal täglich eingenommen werden können. Die Kautabletten können auch während Schwangerschaft und Stillzeit verwendet werden.  

Simeticon wirkt entschäumend, indem die Oberflächenspannung der intestinalen Gasbläschen verringert wird, sodass diese zerplatzen. Simeticon wird nicht vom Körper aufgenommen.Quellen:
Layer P. et al. Update S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität. AWMF-Registriernummer: 021/016, Stand 31.03.2021, gültig bis
30.03.2026, register.awmf.org/assets/guidelines/021-016l_S3_Definition-Pathophysiologie-Diagnostik-Therapie-Reizdarmsyndroms_2022-02.pdf

Velgastin gegen Blähungen. Engelhard Arzneimittel GmbH und Co. KG, www.velgastin.com/produkte/velgastin-kautabletten

Wie funktioniert die FODMAP-Diät bei einem Reizdarmsyndrom? Aok Gesundheitsmagazin 22. Juni 2023, www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/ernaehrungsformen/fodmap-diaet-weniger-fodmap-lebensmittel-bei-reizdarm/

Blähungen (Flatulenz). MK Health GmbH, reizdarm.net/blaehungen-flatulenz/
 

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