Unser Darm und seine Bewohner
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Auf Ballaststoffe kommt es an: Wie beeinflusst die Ernährung unser Mikrobiom?

Ballaststoffreich und überwiegend pflanzlich sollte die Ernährung sein, um das Mikrobiom im Darm positiv zu beeinflussen. | Bild: PhotoSG / AdobeStock

Forscherteams auf der ganzen Welt untersuchen den Zusammenhang zwischen Ernährung und dem menschlichen Darmmikrobiom. Der Forschungsstand wurde von Experten auf dem Symposium der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) international diskutiert. 

Hauptsächlich ging es um den Einfluss unserer Ernährung auf das Mikrobiom und die damit verbundene Entwicklung chronischer Krankheiten. Die Ergebnisse der letzten Jahre zeigen, wie wichtig das Darmmikrobiom für die Gesunderhaltung des Menschen ist. Die Forschung steckt nach wie vor in den Anfängen, wobei stetig verbesserte Techniken zur genetischen Analyse unserer Darmbewohner zum Einsatz kommen. Neue Methoden helfen bei der Mikrobiom-Analyse und sollen Störfaktoren, z. B. durch Vorerkrankungen, berücksichtigen.

Große Vielfalt an Bakterien

Ein stabiles Mikrobiom wird durch eine hohe Vielfalt und Reichhaltigkeit an Bakterien charakterisiert. Dabei sind langfristig richtige Ernährungsstrategien anzustreben. Eine schnelle Diät oder kurzfristige „30-Tage-darmgesund“-Challenges reichen keinesfalls aus. Die dadurch resultierende verbesserte Bakterienzusammensetzung ist nur von kurzer Dauer und nach Ende der Diät schnell wieder überholt. 

Um die Diversität der Bakterien positiv zu beeinflussen, sollten große Mengen an Ballaststoffen regelmäßig in den Speiseplan integriert werden. Die dauerhaften Änderungen wirken sich langfristig auf die Stoffwechselaktivität und das Genom der Bakterien aus. So beeinflussen wir selber, ob schützende Bakterien unseren Darm besiedeln oder sich schädliche Kandidaten breit machen, die z. B. Entzündungen fördern, Proteine abbauen oder Toxine freisetzen.

Darmbakterien als Maker für Diabetes mellitus?

Forscher fanden in einer Studie heraus, dass sich die Zusammensetzung sowie der Umfang des Mikrobioms im Tagesverlauf verändert. Diese Schwankungen konnten bereits bei vorherigen Untersuchungen an Mäusen aufgezeigt werden. 

Somit könnten unsere Darmbakterien auch an den physiologischen Stoffwechselvorgängen beteiligt sein und einen potenziellen Marker für Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 darstellen. Aufgrund der sehr individuellen Darmflora eines jeden Menschen ist dieser Ansatz nur ein erster Hinweis in eine bestimmte diagnostische Richtung. Es können noch keine bestimmten Ernährungsformen empfohlen werden, die solche Stoffwechselprozesse beeinflussen.

Auf Ballaststoffe kommt es an

Auch andere Wissenschaftler, die ihre Ergebnisse im Symposium der DGE vorgestellt haben, kommen zu dem Schluss: Ballaststoffe nehmen eine sehr wichtige Rolle für die menschliche Gesundheit ein. Ein Forscherteam untersuchte das Mikrobiom von Personen, die sich ausgewogen „normal“ ernährten, mit Patienten, die ballaststofffreie, synthetische enterale Ernährung erhielten. 

Das Ergebnis: Insbesondere die Ballaststoffe beeinflussen das Mikrobiom und haben Auswirkungen auf die Gesundheit. Hierfür sind vor allem die Stoffwechselprodukte der guten Bakterien – wie die kurzkettige Fettsäure Butyrat – verantwortlich. Diese Erkenntnisse können für Patienten mit Antibiose genutzt werden, bei denen die Ballaststoffaufnahme begrenzt ist, beispielsweise während eines Aufenthalts auf der Intensivstation. 

Ernährungsempfehlung der DGE untermauert

Die aktuelle Empfehlung der DGE, sich ballaststoffreich und überwiegend pflanzlich zu ernähren, wird durch die Forschungsergebnisse nochmals bestätigt. Oft können aufgrund von Vorerkrankungen nicht ausreichend Ballaststoffe aufgenommen werden. 

Für Patienten mit Divertikulose oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen eignen sich besonders gelöste Ballaststoffe wie reines Inulin oder Apfelpektin. Auch Hanf- oder Leinsamen sowie Flohsamenschalen helfen Patienten bei einer darmgesunden Ernährung weiter.

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