Nagelpilz
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Neue Nagelpilz-Leitlinie: Wie wird Nagelpilz am besten behandelt?

Nackte Füße auf Handtuch
Bis zu 15 Prozent der Bevölkerung leiden an einer Onychomykose. | Bild: VRD / AdobeStock

Die Nagelpilz-Therapie ist häufig langwierig, kostspielig und stellt Betroffene vor einige Herausforderungen. Oft liegt es an einer geringen Therapietreue, einem zu starken Pilzbefall und dem Vernachlässigen von wichtigen Verhaltensänderungen, weshalb eine Infektion nur langsam oder gar nicht mehr ausheilt. 

Die Beratung in der Apotheke sollte immer mit der Frage beginnen, wie viele Nägel und welche Fläche in etwa von dem Pilz befallen sind. Beschreibt der Kunde eine Fläche von unter 30–50% und weniger als 3 Nägel pro Fuß oder Hand, kann eine lokale Therapie mit Lacken oder Salben begonnen werden.

Neue S1-Leitlinie zur Nagelpilz-Behandlung

An einer Onychomykose (Nagelpilz) leiden laut aktuellen Untersuchungen bis zu 15% der Bevölkerung. Damit die Therapie so erfolgreich wie möglich ist, wurde vor kurzem die neue S1-Leitlinie unter der Beteiligung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) veröffentlicht. 

Augenmerk wird dabei auf die Wichtigkeit der Diagnose des verantwortlichen Pilzes gelegt. Meist sind Hefe-, Schimmel- oder Fadenpilze die Verursacher. In Deutschland kommt am häufigsten die Fadenpilzart Trichophyton rubrum vor. Der Erreger ist sehr hartnäckig und somit schwer und langwierig zu behandeln. 

Prof. Dr. med. Pietro Nenoff aus Leipzig, der an der Überarbeitung der Leitlinie mitgearbeitet hat, sagt, dass jede Nagelpilzinfektion geheilt werden kann, wenn der richtige Erreger zuvor diagnostiziert wurde. Deshalb ist der Gang zum Dermatologen, vor allem bei starkem Befall, immer die beste Idee.

Nachweis über PCR-Probe

Empfohlen wird die Entnahme von Hornspänen des infizierten Nagels und eine Untersuchung mittels Mikroskop, kulturell oder mit einer molekularen Methode. Neu in der S1-Leitlinie ist die Empfehlung für eine PCR-Probe (Polymerase-Kettenreaktion), um den Erreger direkt aus dem DNA-Zellmaterial nachzuweisen. 

Am besten wird die PCR-Methode mit einer weiteren Methode kombiniert, das schließt nicht nur Differentialdiagnosen wie eine Schuppenflechte aus, sondern gibt auch genauere Auskünfte über den Erreger. 

Aktuell wird die neue Methode noch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, was auch von der Arbeitsgruppe rund um Prof. Nenoff kritisch betrachtet wird.

Behandlungsempfehlung abhängig von Schweregrad und Erreger

Auch wenn Pilze Finger und Zehen befallen können, sind es doch am häufigsten die Fußnägel, die betroffen sind. Das liegt an dem feuchten Klima in Schuhen und Socken und dem näheren Kontakt zu Erregern auf dem Boden, beispielsweise beim Barfußlaufen im Schwimmbad oder der Sportumkleide. Die Sporen verbreiten sich und können andere Personen somit leicht anstecken. 

Bei einer leichten bis mittelschweren Infektion wird die lokale Therapie mit Nagellacken empfohlen. Dabei unterscheidet man Präparate, die einmal täglich oder einmal wöchentlich aufgetragen werden. Bei einem mittelschweren oder schweren Befall (mehr als 50% des Nagels sind vom Pilz befallen oder mehr als drei von zehn Nägeln sind infiziert) sollte zusätzlich eine orale Therapie kombiniert werden. 

Bei den antimykotischen Tabletten stehen die Wirkstoffe Terbinafin, Fluconazol und Itraconazol zur Verfügung, die je nach Pilzart in unterschiedlicher Dosierung empfohlen werden. Die systemische Therapie eignet sich auch für Kinder. 

Des Weiteren besteht die Möglichkeit einer Lasertherapie, die aber aufgrund mangelnder Daten noch nicht ausdrücklich in der Leitlinie empfohlen wird.

Bei Nagelpilz: Verhaltensänderungen wichtig!

Bei einer leichten bis mittelschweren Infektion stehen die Heilungschancen am besten. Wichtig ist, mit der richtigen Therapie schnell zu beginnen und auf bestimmte Verhaltensänderungen im Alltag zu achten. Dazu gehören:

  • Tägliches Füßewaschen, am besten in einem Fußbad oder der Dusche mit einer pH-neutralen bis basischen Seife. Anschließend sollten die Füße gut abgetrocknet werden, denn Pilzsporen lieben ein feuchtwarmes und nasses Milieu.
  • Auf tägliches Wechseln der Socken achten. Diese sollten ausreichend heiß, am besten bei 60 °C, gewaschen werden.
  • Ein pilzhemmendes Schuh- und Fußspray sollte immer griffbereit stehen, damit man täglich an ausreichendes Desinfizieren denkt.
  • Geeignete Badeschuhe im Schwimmbad oder in der Sauna tragen.

Eine antimykotische Therapie ist zwar langwierig, aber mit der richtigen Kombination aus Arzneimitteln und nichtmedikamentösen Behandlungsmethoden erfolgreich.

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