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Altersabhängige Makuladegeneration : Was ist eigentlich eine Makuladegeneration?

Mann bei einer augenärztlichen Untersuchung
Verschwommene Flecken, graue Schatten oder krumme Linien können Anzeichen für eine Makuladegeneration sein. | Bild: Squaredpixels - iStockphoto.com

Die Makuladegeneration ist eine typische Alterskrankheit. Circa jeder dritte über 70-Jährige ist von ihr betroffen. Die Erkrankung verläuft schleichend. Symptome machen sich meist erst allmählich bemerkbar.

Verlust der zentralen Sehschärfe

Die „Makula“ – auch als „gelber Fleck“ bezeichnet, ist der zentrale Bereich der Netzhaut. In seiner Mitte liegt die Fovea, die Stelle des schärfsten Sehens. Hier befinden sich Fotorezepten in besonders großer Dichte. Die darunter liegenden Netzhautschichten sorgen für den Stoffwechsel der Sehzellen. 

Aufbau eines Auges im Querschnitt mit Beschriftung
Aufbau eines Auges in seitlicher Ansicht | Bild: bilderzwerg / AdobeStock

Mit zunehmendem Alter können die physiologischen Prozesse jedoch gestört sein. Es kommt zu Ablagerungen und degenerativen Veränderungen im zentralen Netzhautbereich. Sehzellen gehen zugrunde. Die Folge: Gerade dort, wo der Patient seine Aufmerksamkeit hinrichtet, sieht er schlecht.

Mit dem Fortschreiten der Erkrankung nimmt die Sehfähigkeit immer mehr ab. Das kann bis zum Verlust des zentralen Gesichtsfeldes gehen. Betroffene können dann also zum Beispiel keine Gesichter oder Buchstaben mehr erkennen. Vollständig blind werden sie jedoch in der Regel nicht.

Das Sehen im Randbereich bleibt im Allgemeinen erhalten. So ist es etwa möglich, dass die Patienten beim Blick auf eine Uhr zwar die Uhr selbst wahrnehmen, aber die Uhrzeit nicht ablesen können. In bekannter Umgebung können sich AMD-Betroffene meist noch orientieren.

Alarmsignal für AMD: dunkle Flecken und krumme Linien

Bei der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) unterscheidet man zwischen Früh- und Spätformen. Im Frühstadium treten in der Regel noch keine erheblichen Einschränkungen beim Sehen auf. Bei der augenärztlichen Untersuchung finden sich jedoch sogenannte Drusen – kleine gelbliche Ablagerungen unter der Netzhaut.

Bei den Spätformen gehen Sinneszellen zugrunde. Es wird hier zwischen der trockenen und der feuchten AMD unterschieden. Mit 85 Prozent ist die trockene AMD die häufigste Erkrankungsform. Sehzellen sterben aufgrund von Ablagerungen unter der Netzhaut ab. Der Krankheitsverlauf ist in der Regel langsam. Erste Anzeichen bemerken die Betroffenen häufig beim Lesen: verschwommene Flecken oder graue Schatten mitten im Schriftbild. Das zentrale Sehen verschlechtert sich nach und nach.

Die feuchte AMD betrifft zwar nur 15 Prozent der Erkrankungen, doch verursacht sie den Großteil der schweren Sehbehinderungen. Bei dieser AMD-Form wachsen abnormale Blutgefäße unter die Makula. Diese Blutgefäße sind undicht, sodass es zum Austritt von Flüssigkeit und zu Einblutungen in die Retina kommt. In der Netzhautmitte entstehen Schwellungen (Makulaödem) und Vernarbungen, was die Sehzellen absterben lässt. 

Die feuchte AMD schreitet meist schnell voran. Typisches erstes Krankheitszeichen ist ein verzerrtes Bild. Gerade Linien werden krumm und gebogen wahrgenommen (z. B. ein Fensterrahmen oder die Fugen im Badezimmer). Weitere Alarmsignale sind springende Buchstaben und Unschärfen in der Mitte des normalen Sehfeldes oder dunkle Flecken beim Zeitungslesen.

VEGF-Hemmer können den Sehverlust aufhalten

Die AMD ist eine chronische Erkrankung. Sie ist nicht heilbar, da die Netzhautveränderungen irreversibel sind. Doch zur Behandlung der feuchten AMD stehen inzwischen einige Medikamente zur Verfügung. Mit ihnen lässt sich im Idealfall eine langfristige Stabilisierung erreichen und der Sehverlust stoppen. 

Da das Wachstum der krankhaften Blutgefäße durch den Botenstoff VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) angeregt wird, setzt man VEGF-Hemmer gegen die überschießende Gefäßneubildung ein: Aflibercept (Eylea®), Brolucizumab (Beovu®), Ranibizumab (Lucentis®) sowie off-label auch Bevacizumab (Avastin®). 

Eine neue Substanz ist Faricimab (Vabysmo®). Dieser monoklonale Antikörper richtet sich zusätzlich gegen den Gefäßwachstumsfaktor Angiopoetin 2. Die Substanzen werden intravitreal verabreicht, also mittels feiner Nadel direkt in den Glaskörper injiziert. In der Regel sind wiederholte Injektionen und eine jahrelange Behandlung erforderlich.

Gegen die trockene AMD gibt es bisher keine spezifische Therapie. Allerdings konnten in den vergangenen Jahren die komplexen Krankheitsmechanismen der trockenen AMD besser aufgeklärt werden. So ist am Degenerationsprozess auch eine Überaktivierung des Komplementsystems als Bestandteil der Immunabwehr beteiligt. Das Forschungsziel besteht nun darin, die Aktivität des Komplementsystems mit neuen Substanzen zu hemmen. Auch an gentherapeutischen Ansätzen wird geforscht.

Mikronährstoffe fürs Auge?

Mit der Intention, die Netzhaut insbesondere vor oxidativen Vorgängen zu schützen, baut man bei der AMD auch auf die Zufuhr von Mikronährstoffkombinationen. Hierbei spielen die Vitamine C und E, die Carotinoide Lutein und Zeaxanthin sowie Zink und Kupfer eine Hauptrolle. Zusätzlich kommen oft Omega-3-Fettsäuren zum Einsatz (in Nahrungsergänzungsmitteln bzw. bilanzierten Diäten wie beh Makula, CentroVision®, Nutri-Stulln®, Ocuvite®, Retaron®). 

Für alle Patienten mit Makuladegeneration empfiehlt sich im Übrigen eine gesunde Ernährung mit viel dunkelgrünem Blattgemüse (Kohl, Spinat), Mais und Kürbis u. a., da diese reich an Lutein bzw. Zeaxanthin sind.  

Wichtig: jährlicher Augencheck

Experten raten dringend zum baldigen Arztbesuch, wenn Symptome wie verzerrtes Sehen auftreten. Grundsätzlich sollte ab dem 50. Lebensjahr einmal jährlich eine gründliche ärztliche Augenuntersuchung stattfinden. Denn mit zunehmendem Alter steigt das AMD-Risiko. Für einen regelmäßigen Selbsttest zur Funktionsüberprüfung der Makula eignet sich das Amsler-Gitter – ein zweidimensionales Gitternetz mit einem Punkt in der Mitte. 

Eine AMD kann genetisch veranlagt sein. Als Risikofaktoren gelten außerdem Rauchen und Bluthochdruck sowie möglicherweise zu starke Sonneneinstrahlung. Zur AMD-Prävention gehören daher Rauchverzicht, Blutdruckkontrolle, Sonnenschutz und zudem eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse.

Weitere Informationen zur AMD, u. a. das Amsler-Gitter, findet man zum Beispiel unter folgenden Webadressen: 

Altersabhängige Makuladegeneration in Kürze

  • Häufige altersbedingte Netzhauterkrankung; häufigste Ursache für schweren Sehverlust in Deutschland.
  • Makula (zentraler Bereich der Netzhaut) von allmählicher Degeneration betroffen; führt zu Einschränkungen oder Verlust des zentralen Gesichtsfelds, Randbereiche werden noch wahrgenommen.
  • Unterscheidung zwischen symptomarmem Frühstadium und symptomatischem Spätstadium; hierbei Unterscheidung zwischen 
    • häufigerer, langsamer fortschreitender trockener AMD 
    • und seltenerer, schnell fortschreitender feuchter AMD.
  • Medikamentöse Behandlung der feuchten AMD möglich: Einsatz von VEGF-Inhibitoren, die pathologische Gefäßneubildung abmildern.
  • Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln zum Netzhautschutz.
  • Zur Früherkennung jährliche Augenuntersuchung ab 50 Jahren empfohlen.