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Welt-Asthma-Tag: Kann ein Dieselverbot für bessere Atemluft sorgen?

Bild: elcovalana / Fotolia.com

Dieselabgase nicht alleiniger Auslöser

Der Schadstoff Stickstoffdioxid (NO2), der unter anderem in Dieselabgasen vorkommt, kann der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zufolge Asthma und andere Lungenerkrankungen hervorrufen oder verstärken. Atmet man die Substanz ein, verwandelt sie sich in der Lunge zu Salpetersäure: Das reizt die Schleimhäute, so können lokale Entzündungen in den Bronchien oder den Lungenbläschen entstehen. Bei Asthmatikers werden Atemwege enger, der Körper bildet mehr Schleim, es folgt Hustenreiz. Mehr Schutz für die Gesundheit ist ein Grund, aus dem die DUH Diesel-Fahrverbote in mehreren deutschen Städten anstrebt. Beim Entstehen von Asthma spielen insgesamt aber mehrere Faktoren eine Rolle, etwa die genetische Veranlagung und Allergien. Für Lungenspezialisten wie Christian Taube, Direktor der Klinik für Pneumologie der Universitätsmedizin Essen, ist Stickstoffdioxid auch nicht allein der Übeltäter: „Zur Luftverschmutzung gehören auch andere Substanzen wie zum Beispiel Feinstaub und Rußpartikel, die auch Effekte auf die Lunge haben können.“ Es sei erwiesen, dass deutlich erhöhte Schadstoffwerte für chronisch Lungenkranke problematisch seien, sagte Taube. Und dass solche Erkrankungen mit höherer Wahrscheinlichkeit Kinder treffen, die stark verschmutzter Luft ausgesetzt sind.

Asthmatiker leiden jedenfalls nicht nur dann unter verschmutzter Luft, wenn sie zum Beispiel neben Autos im Stadtverkehr Fahrradfahren, so dass sich die Atmung beschleunigt und sie mehr Schadstoffe einatmen. „Beschwerden können bei hohen Konzentrationen auch schon bei Ruheatmung auftreten“, sagte Taube. Symptome könnten unmittelbar beginnen. Mit Inhalationssprays können Betroffene bei Anfällen ihre Atemwege weiten. Die Wirkweise anderer Medikamente richtet sich gegen die Entzündungen in den Bronchien. Bei extremen Schadstoffbelastungen sei aber der Verzicht auf sportliche Aktivitäten im Freien zu empfehlen, so Taube.

Aufgeklärter Umgang mit Medikamenten

Einen „aufgeklärten Umgang“ mit den Medikamenten mahnt der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) vor dem Welt-Asthma-Tag am 1. Mai an. Häufig fehle Patienten das Verständnis, warum sie bestimmte Medikamente nicht nur bei einem Anfall, sondern regelmäßig einnehmen sollen. Das wirke sich negativ auf den Krankheitsverlauf aus, erklärte Sprecherin Sonja Lämmel. Obwohl bei vielen Betroffenen nach Erkenntnissen des Patientenverbands die Lebensqualität leidet, wüssten sie oft nicht, welche Asthmaform sie haben und was sie selbst für ihre Gesundheit tun können. Eine Checkliste, die beim Beantworten dieser Fragen helfen soll, bietet der DAAB kostenfrei an.

Hohes Niveau bei Asthma-Häufigkeit

Nach Daten des Robert Koch-Instituts in Berlin geben in Deutschland 6,2 Prozent der Erwachsenen Asthmabeschwerden in den vergangenen zwölf Monaten an. Bei Kindern und Jugendlichen zwischen 3 und 17 Jahren sind es laut der neuen KiGGS-Studie des Instituts 4,0 Prozent - nach einer deutlichen Zunahme der Häufigkeit in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts scheine sich die Zahl auf „hohem Niveau“ zu stabilisieren, so das RKI. Asthma kann in der Jugend verschwinden, die Erkrankung plagt manche aber auch bis ins Erwachsenenalter. Im Langzeitvergleich ist die Luftverschmutzung in Deutschland bereits stark zurückgegangen. Was könnten da die zur Debatte stehenden Diesel-Fahrverbote noch bewirken? Mit einem Rückgang der Patientenzahlen rechnen Experten auf die Schnelle nicht. Aber in Städten mit wirklich hohen Konzentrationen sei schon anzunehmen, dass Asthma-Patienten durch Fahrverbote weniger Beschwerden haben, sagt Lungenspezialist Taube. Er betont zudem, dass nicht nur Asthmatiker unter dicker Luft leiden, sondern auch Patienten mit anderen chronischen Lungen- und Herzkreislauferkrankungen: „Neue Daten zeigen, dass durchaus auch Gesunde von solchen Schadstoffbelastungen betroffen sein können.“. Kinder erkrankten unter solchen Bedingungen zum Beispiel häufiger an Infekten. Quelle: dpa / cn