Aktuelles
8 min merken gemerkt Artikel drucken

FAQ zum Nikotinersatz beim Rauchstopp: Überzeugende Argumente

Bild: nzphotonz - iStockphoto.com

1. „Schaden Nikotinersatzpräparate dem Körper nicht genauso wie Zigaretten – sie enthalten doch auch Nikotin?“

Nikotin ist nach aktuellem Kenntnisstand selbst nicht schädlich für die Gesundheit. Nikotinersatzpräparate enthalten zwar Nikotin, haben im Vergleich zu Zigaretten, Zigarillos oder Zigarren aber den klaren Vorteil, dass sie auf begleitende Schadstoffe verzichten, wie sie im Tabakrauch enthalten sind. Auch E-Zigaretten sind nicht völlig frei von Schadstoffen. Langzeitstudien zum Einsatz von E-Zigaretten fehlen derzeit noch. Allerdings gerieten E-Zigaretten in zweierlei Hinsicht bereits in Kritik: Zum einen wurde in manchen Liquids Schwermetalle nachgewiesen, zum anderen ist vor allem für Personen mit bereits bestehenden Atemwegserkrankungen der Einsatz des Vernebelungsmittels nicht unproblematisch. So kann das enthaltene Propylenglykol Asthmaanfälle und Atemnot auslösen.

2. „Wenig rauchen ist wie gar nicht rauchen, oder? “

Sicherlich ist das Rauchen einer Zigarette täglich weniger schädlich, als wenn der Tabakkonsum bei 20, 30 oder noch mehr Glimmstängeln pro Tag liegt. Allerdings: Entwarnung und gesundheitlichen Freispruch für Gelegenheitsraucher gibt es nicht. Das zeigt eine jüngst im JAMA Internal Medicine veröffentlichte Studie: Selbst Raucher, deren Konsum durchschnittlich bei weniger als einer Zigarette pro Tag liegt, haben ein höheres Sterberisiko als lebenslange Nichtraucher. Es gibt also keine sichere Dosis beim Rauchen. Was untersuchte die Studie? Die Erhebung lief über einen Zeitraum von etwa sieben Jahren und schloss Daten von über 290.000 Menschen ein, wobei die Verteilung der einzelnen Gruppen allerdings sehr ungleichmäßig war und auch Anlass für Kritik bot: 111.000 Nichtraucher, 22.000 Raucher und 156.000 Ex-Raucher. Die Gruppe der Raucher, die im Mittel weniger als eine Zigarette pro Tag rauchten, umfasste gerade einmal 159 Personen. Dennoch zeigt die Untersuchung eine Tendenz: Von den lebenslangen Nichtrauchern starben 9 Prozent an Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen oder an Krebs. Hingegen, selbst wenn die Personen weniger als eine Zigarette pro Tag rauchten, starben fast doppelt so viele, 16 Prozent, an oben genannten Erkrankungen.

3. „Bin ich ein starker Raucher?“

Nach Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO gilt als starker Raucher, wer täglich mehr als 20 Zigaretten raucht. Bezogen auf das Alter, sind die meisten starken Raucher zwischen 30 und 44 Jahre alt. Starke Raucher profitieren bei der Tabakentwöhnung von einem kombinierten Nikotinersatz. Näheres zur kombinierten Nikotinersatztherapie unter Punkt 8: „Ich rauche mehr als 20 Zigaretten täglich. Welche Nikotinersatztherapie ist die beste für starke Raucher?“

4. „Sterben Raucher tatsächlich früher?“

22 Prozent aller Todesfälle bei Männern und 5 Prozent aller Todesfälle bei Frauen werden in Deutschland dem Rauchen angelastet. Im Durchschnitt leben Raucher zehn Jahre weniger als Nichtraucher. Zusätzlich zu einem – statistisch betrachtet – früheren Tod, kommt bei Rauchern auch eine erhöhte Morbidität, sprich Krankheitshäufigkeit, hinzu: Raucher haben weniger gesunde Lebensjahre als Nichtraucher.

5. „Wie können sich Raucher selbst austricksen?“

Neben einer Nikotinersatztherapie aus der Apotheke und obendrein ganz einfach und völlig kostenlos umzusetzen, sind die drei A-Tipps, die Raucher beim Verlangen nach einer Zigarette anwenden können. Diese Ratschläge können PTA den künftigen Nichtrauchern zu jedem Nikotinersatzpräparat, seien es Pflaster, Kaugummis, Inhaler, Spray oder Lutschtabletten, mit auf den Weg geben.

  • Aufschieben: Wer den Wunsch nach einer Zigarette verspürt, sollte erst einmal zehnmal durchatmen.
  • Ausweichen: Raucher sollten Bereiche meiden, die eine besondere Versuchung darstellen, Rauchzonen im Bahnhof, Bars/Kneipen mit Raucherlaubnis.
  • Ablenken: Ein einfaches Telefonat kann Rauchern helfen, den Fokus der Gedanken auf und den Wunsch nach einer Zigarette umzulenken. 

6. „Für welchen Raucher eignen sich Pflaster als Nikotinersatz?“

Mit Pflastern erreichen Raucher konstante Nikotinspiegel im Blut, und zwar über einen langen Zeitraum von 16 oder 24 Stunden. Nikotinpflaster sorgen gerade bei starken Rauchern für eine gute Grundversorgung mit Nikotin. Sie eignen sich vor allem für regelmäßige Tabakkonsumenten, weniger für reine Gelegenheitsraucher. Die Rauchabstinenten kleben Nicotinell® für 24 Stunden, Nicorette®-Hersteller Johnson&Johnson empfiehlt das Tragen nur während der wachen Phase des Tages, sprich an 16 Stunden. Der Vorteil bei transdermalen Systemen ist neben der gleichmäßigen Nikotinfreisetzung auch die Unauffälligkeit. Als Klebefläche sollte die Apotheke den Oberarm, Oberkörper oder die Hüfte empfehlen. Die Nikotinpflaster gibt es in unterschiedlichen Stärken. Nicorette® und Nicotinell® bieten je nach Rauchertyp unterschiedliche dosierte Pflaster an – stark, mittel und schwach.

7. „Ich rauche nur gelegentlich – was ist das beste Nikotinersatzpräparat für mich?“

Gelegenheitsraucher benötigen meist keine konstanten Nikotinspiegel, die dem physisch abhängigen Körper – besonders zu Entwöhnungsbeginn – den eigentlichen Suchtstoff Nikotin substituiert. Die Hin-und-wieder-Raucher kommen meist mit schnell freisetzenden nikotinhaltigen Präparaten gut zurecht: Kaugummis, Lutschtabletten, Inhaler oder Sprays beispielsweise. Welches Präparat gewählt wird, hängt auch mit der persönlichen Vorliebe des Rauchers zusammen. Nicht jeder kann sich mit einem Inhaler, einer Art Plastikzigarette, anfreunden. Kaugummis gibt es in unterschiedlichen Stärken und Geschmacksrichtungen – der Abstinenzwillige kaut diese, bis ein kräftiger Geschmack entsteht und „parkt“ den Kaugummi anschließend in der Backentasche. Diese Prozedur wiederholt er für 30 Minuten, danach entsorgt er den Kaugummi. Besonders rasch soll die Wirkung des Nikotinsprays von Nicorette® einsetzen. Der Raucher sprüht das Spray ein- bis zweimal in die Wangentasche, wenn er das Verlangen nach einer Zigarette verspürt, und ersetzt so die „Notfallzigarette“.

8. „Ich rauche mehr als 20 Zigaretten täglich. Welche Nikotinersatztherapie ist die beste für starke Raucher?“

Starken Rauchern mit schweren Entzugserscheinungen wird empfohlen, ein langwirksames Präparat mit einem schnell freisetzenden Akutpräparat zu kombinieren. Unter „starker Raucher“ fällt nach Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO ein Konsum von mehr als 20 Zigaretten pro Tag. Hinsichtlich der Erfolgschancen scheinen gerade stark abhängige Tabakkonsumenten von dieser dualen Therapie zu profitieren. Für eine solch kombinierte Therapie eignen sich Pflaster plus Inhaler/Kaugummis/Spray/Lutschtabletten. So können starke Raucher beispielsweise eine transdermale Nikotinversorgung mit 25 mg Nikotin wählen, die „Notfallzigarette“ können Kaugummis oder Lutschtabletten à 2 mg sein, alternativ auch ein Spray oder Inhaler. Insgesamt sollte der Raucher eine maximale Gesamtdosis von 64 mg/Tag nicht überschreiten.

9. „Rauchstopp und Nikotinersatzpräparate: Zahlt das nicht die Krankenkasse?“

Die Antwort ist hier eindeutig: Nein. Arzneimittel, die hauptsächlich dazu dienen, die Lebensqualität der Patienten zu erhöhen, schließt die Krankenkasse von der Erstattung aus (§ 34 SGB V Abs. 1 A). Darunter fallen auch Arzneimittel zur Rauchentwöhnung. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) argumentiert: „Da es sich dabei um Arzneimittel handelt, deren Einsatz im Wesentlichen durch die private Lebensführung bedingt ist, ist jeder Verbraucher für deren Finanzierung selbst verantwortlich.“ Somit zahlen Raucher Nikotinersatzpräparate oder andere Arzneimittel, die ihre Rauchentwöhnung unterstützen sollen, selbst. Der G-BA listet in der Anlage II der Arzneimittelrichtlinie Präparate, die von der Erstattung ausgeschlossen sind: Nikotin (Niquitin®, Nicopass®, Nicopatch®, Nicorette®, Nicotinell®, Nikofrenon®), Bupropion (Zyban®) und Vareniclin (Champix®). Die Arzneimittel Bupropion und Vareniclin sind rezeptpflichtig, dennoch aber nicht erstattungsfähig. Allerdings bezuschussen einige Krankenkassen zertifizierte Gesundheitskurse zur Rauchentwöhnung.

10. „Lohnt sich ein Ausstieg auch noch, wenn man schon viele Jahre lang raucht?“

Ja. Denn der Körper regeneriert sich auch wieder. Manche Effekte zeigen sich relativ schnell – bereits nach Minuten. Andere Körperfunktionen benötigen für eine Erholung eine längere Zeit. Die positiven kurz- und langfristigen Auswirkungen des Rauchstopps haben Wissenschaftler bereits Ende der Sechziger- und Anfang der Siebzigerjahre erforscht. So sinken schon nach 20 Minuten Puls und Blutdruck auf normale Werte. Bereits nach zwölf Stunden steigt der Sauerstoffspiegel im Blut, der Kohlenmonoxidspiegel sinkt. Die Folge: Die Organe werden wieder besser mit Sauerstoff versorgt. Nach zwei bis drei Wochen macht sich ein Rauchstopp in einer verbesserten Lungenfunktion bemerkbar. Die Lunge reinigt sich, Schleim wird abgebaut, die Infektionsgefahr sinkt und die Leistungsfähigkeit steigt allmählich wieder. Auch quälen die ehemaligen Raucher seltener Hustenfälle. Nach einem Jahr hat sich das Risiko einer koronaren Herzerkrankung (KHK) auf die Hälfte eines Rauchers reduziert. Fünf Jahre nach Beendigung des Rauchens sind auch die Gefahren für Krebserkrankungen der Mundhöhle, des Rachens, der Speiseröhre und der Harnblase kleiner. Auch das Schlaganfallrisiko kann sinken. Nach insgesamt zehn Jahren Tabakabstinenz beobachtet man ein um die Hälfte reduziertes Lungenkrebsrisiko, und nach 15 Jahre ist das Risiko einer KHK eines ehemaligen Rauchers nicht mehr höher als bei Nichtrauchern.